Berlin. Die Berliner Bäder-Betriebe wollen das Sicherheitsgefühl von Badegästen verbessern und planen dafür die Einführung einer App.

Die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) wollen die Sicherheit in den Freibädern weiter erhöhen und planen dafür an zwei Standorten eine neue Hilferuf-App. Aus einer aktuellen Ausschreibung geht hervor, dass diese in den Sommerbädern Neukölln und Pankow zum Einsatz kommen und es Gästen im Notfall ermöglichen soll, mit einem Klick einen Alarm an das Sicherheitspersonal zu schicken. Im vergangenen Sommer hatten die Berliner Freibäder bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem es zu Schlägereien, Sexualdelikten und Angriffen auf Mitarbeiter gekommen war.

Zu den am stärksten betroffenen Bädern gehörten die Standorte in Pankow und am Neuköllner Columbiadamm. Im Sommerbad Pankow ereigneten sich mehrere Massenschlägereien, das Columbiabad wurde im vergangenen Juli nach gewalttätigen Auseinandersetzungen sogar für eine Woche geschlossen. In die eskalierende Lage schalteten sich damals auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ein, reagiert wurde mit einer Reihe von Sofortmaßnahmen. So wurde eine Videoüberwachung eingeführt, außerdem setzten die Bäder-Betriebe auf Ausweiskontrollen, Einlassstopps, zusätzliches Sicherheitspersonal und eine höhere Polizeipräsenz.

Hilferuf-App soll Sicherheitsgefühl in Berliner Bädern verbessern

Mit der geplanten App kommt nun noch eine neue technische Sicherheitsmaßnahme hinzu. In der Ausschreibung verweisen die Bäder-Betriebe darauf, dass durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Badegäste „kritische und sicherheitsrelevante Situationen“ entstehen könnten. Die Hilferuf-App solle dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Geplant ist, dass diese am Neuköllner Standort vom 1. Juni bis zum 15. September angeboten wird; in Pankow soll der Einsatz vom 1. Juni bis zum 8. September dauern. Die beiden Bäder hatten im vergangenen Jahr auch vorn gelegen, was die Einsätze der Polizei betraf: Von insgesamt 7460 Einsatzkräftestunden entfielen 2067 auf das Sommerbad Pankow. Dahinter folgte das Sommerbad Neukölln mit 1815 Einsatzkräftestunden

Durch die App soll es bei Notfällen leichter und schneller möglich werden, Hilfe zu bekommen. Bislang hatten Badegäste in bedrohlichen Situationen die Option, die Polizei anzurufen oder Sicherheitskräfte zu benachrichtigen. Hierbei beschreiben die Bäder-Betriebe aber das Problem, dass es Sicherheitsmitarbeiter oft zu spät oder gar nicht mitbekommen würden, wenn Hilfe benötigt wird, „da zum Beispiel Areale zu groß und unübersichtlich sind“. Mit der App wird es möglich, einen Alarm ans Smartphone des Sicherheitspersonals zu senden. „Mittels Ortungstechnik soll der Sicherheitsdienst zum genauen Standort geleitet werden, um schnell zu helfen“, heißt es in der Ausschreibung

Hilferuf-App: Alarm soll unverzüglich bei Sicherheitsmitarbeitern ankommen

In den detaillierten Anforderungen an die App wird erklärt, diese solle kostenlos für die Betriebssysteme iOS und Android heruntergeladen werden können und in Deutsch und Englisch verfügbar sein. Löst ein Hilfesuchender einen Alarm aus, muss dieser „unverzüglich“ an das Smartphone der Sicherheitskräfte übertragen werden, dazu soll es die Option geben, über vordefinierte Textbausteine weitere Hinweise zum Hilferuf zu übermitteln. Wer einen Alarm gesendet hat, soll außerdem eine Rückmeldung dazu bekommen, ob sich Sicherheitskräfte kümmern.

Vorgegeben ist daneben ein „Alarmbereitschaftsmodus“. Dieser wird aktiviert, wenn ein Badegast die App geöffnet hat und seinen Finger auf das Display gedrückt hält. Sobald er den Finger vom Smartphone nimmt, wird der Alarm ausgelöst. Das soll auch dann passieren, wenn der Person das Telefon aus der Hand geschlagen wird. Sollte die App von Bad-Besuchern missbraucht werden, soll es außerdem möglich sein, die Nutzer zu blockieren.

Weitere Schritte für mehr Sicherheit in Bädern geplant

Abgesehen von der App wurden für diese Sommersaison bereits weitere Schritte angekündigt, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Aus der Senatsinnenverwaltung hieß es im März, dass die bestehenden Sicherheitskonzepte der Bäder geprüft und angepasst werden, außerdem soll das Personal der Bäder-Betriebe im Vorfeld intensiv in Sachen Gewaltprävention ausgebildet und geschult werden. Eine weitere Aufstockung des Sicherheitspersonals wird geprüft, dazu könnten einzelne Bäder spezielle Sicherheitsbeauftragte erhalten. Um Konflikte schon im Kassenbereich zu reduzieren, wurden Optimierungen bei der Einlasssituation und beim Kundenmanagement angekündigt. Sämtliche Sicherheitsmaßnahmen sollen vor Beginn der Freibadsaison öffentlich vorgestellt werden

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