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Commerzbank schockiert Belegschaft

Ein Drittel weniger Filialmitarbeiter

Verbleibende Angestellte sollen offenbar weniger verdienen. Betriebsräte laufen Sturm

Kahlschlag in den Commerzbank-Filialen: Im defizitären Privatkundengeschäft sollen bis zu 30 Prozent der Stellen wegfallen. Die übrigen Mitarbeiter sollen obendrein teilweise deutlich schlechter bezahlt werden. So interpretieren zumindest der Betriebsrat und die Gewerkschaft Ver.di die Kürzungspläne, die die Bankführung den Arbeitnehmervertretern vorlegte. Die Bank selbst äußert sich zu diesen Details nicht. Die Arbeitnehmerseite weist das Konzept verärgert zurück. „Die Pläne sind für uns nicht einmal verhandelbar, da muss sich der Arbeitgeber erst einmal bewegen“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Tschäge der „Welt“.

Bereits im November hatte die Commerzbank Einsparungen von einer Milliarde Euro angekündigt. Nun wird erstmals konkret, was das für die Mitarbeiter bedeutet. Die Bank erklärte offiziell, 4000 bis 6000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2016 streichen zu wollen. Damit bestätigten sich Größenordnungen, die schon zuvor durch die Öffentlichkeit gegeistert waren. Gleichzeitig bekräftigte Privatkundenvorstand Martin Zielke, der Abbau könnte geringer ausfallen, wenn die Arbeitnehmer der Bank entgegenkämen, indem sie etwa längere Öffnungszeiten akzeptierten. Die Betriebsräte werfen der Bank nun schlechten Stil vor. „Wir fühlen uns durch das Vorgehen brüskiert“, sagte Tschäge. „Bereits über die Medien Druck aufzubauen, noch ehe man mit den zuständigen Gremien gesprochen hat, das gehört sich nicht.“ In die Abbaupläne einbezogen sind auch die Streichungen bei den internen Abwicklungsfällen wie der Immobilienbank Eurohypo, aber auch die punktuellen Neueinstellungen in gut laufenden Sparten wie dem Mittelstandsgeschäft.

Allein in der Privatkundensparte in Deutschland sieht Ver.di 3400 Stellen in Gefahr, was 30 Prozent der Stellen entspräche. 1800 Arbeitsplätze sollen kurzfristig wegfallen, der Rest werde vom künftigen Wachstum abhängig gemacht. Außerdem sollen manche Mitarbeiter weniger verdienen, es gehe um mehrere Hundert Euro pro Person und Monat. Denn die Banker sollen künftig in niedrigere Gehaltsgruppen des Tarifvertrags einsortiert werden. „Gegen diese Pläne wird es von uns erheblichen Widerstand geben, aus unserer Sicht ist das ein klarer Tarifbruch“, kündigte Betriebsratschef Tschäge an.

Die Commerzbank will die Umgruppierungs-Pläne nicht kommentieren. Im Umfeld der Bank wird darauf verwiesen, dass ein Teil der Filialen künftig nur noch eine eingeschränkte Angebotspalette haben soll. Wenn aber die Mitarbeiter beispielsweise nicht mehr bei Wertpapieranlagen beraten müssen, könnte eine niedrigere Tarifgruppe angezeigt sein. Mit der Verkleinerung einzelner Filialen will die Commerzbank ihr Netz mit 1200 Standorten erhalten. Das Filialgeschäft hatte zuletzt rote Zahlen geschrieben. An einem Stellenabbau führe deshalb „kein Weg vorbei“, sagte Personalvorstand Ulrich Sieber. Bereits nach der Übernahme der Dresdner Bank hatte der Konzern 9000 Stellen gestrichen. Betriebsbedingte Kündigungen sind noch bis Ende des Jahres ausgeschlossen. Ver.di verlangte eine Verlängerung dieses Schutzes bis 2016.

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