
Großdemonstration in Südkorea Regierungskritiker ziehen durch Seoul
Stand: 15.08.2020 16:58 Uhr
Sein Vorgehen in der Corona-Krise hatte dem südkoreanischen Präsidenten Moon viel Zustimmung eingebracht. Nun machten seine Gegner mobil: In Seoul demonstrierten sie unter andererm gegen Moons Nordkorea-Politik.
Weder Aufrufe, wegen der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben, noch strömender Regen hielten sie auf: In Südkorea haben Tausende Menschen gegen die Politik der Regierung von Präsident Moon Jae In demonstriert. Mit Schutzmasken, Regenschirmen und Flaggen marschierten sie durch die Hauptstadt Seoul zum Präsidentenpalast und verlangten den Rücktritt Moons. Sie werfen ihm Unterwürfigkeit gegenüber Nordkorea, Korruption und Wahlbetrug vor.
Etwa 6000 Polizisten begleiteten den Demonstrationszug. Einige Demonstranten gerieten mit den Beamten aneinander. Berichte über größere Zusammenstöße oder Verletzte gab es aber nicht.
Vorwurf der Wahlmanipulation
Moons linksgerichtete Partei hatte die Parlamentswahl im April klar für sich entschieden. Einige Konservative sprechen von Manipulation. Die meisten Experten halten das aber für eine Falschbehauptung.
Konflikt mit christlicher Gemeinde
Einige Demonstranten kamen Berichten zufolge aus einer Kirche im Norden der Stadt. Die Behörden hatten diese mit einer Reihe von Corona-Infektionen in Verbindung gebracht und geschlossen. Etwa 4000 Anhängerinnen und Anhänger des ultrakonservativen Pastors Jun Kwang Hun sollen isoliert und auf das Virus getestet werden. Jun hat sich als Kritiker Moons hervorgetan.
Südkorea gilt als einer der Staaten, die die Pandemie weltweit am besten in den Griff bekommen haben. Das Land mit gut 50 Millionen Einwohnern hat bislang etwas mehr als 15.000 Infektionen und 305 Todesfälle mit dem Virus verzeichnet.
Wieder mehr Neuinfektionen
Zuletzt nahmen die Neuinfektionen aber wieder zu - heute wurden 166 registriert. Die Behörden verstärkten die Schutzmaßnahmen für die dicht besiedelte Hauptstadtregion. Die Stadtverwaltung hatte zudem versucht, die Großdemonstration der Regierungsgegner wegen der Ansteckungsgefahr zu verbieten. Sie war damit allerdings vor Gericht gescheitert.
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