Beitrag von Alfons Mais

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Chief of German Army

Du wachst morgens auf und stellst fest: Es herrscht Krieg in Europa. Gestern haben wir im Heer einen „Tag der Werte“ durchgeführt. Im Kern stand die Frage „wofür dienen wir?“ Nie war es einfacher der Generation, die den Kalten Krieg nicht mehr erlebt hat, das zu verdeutlichen. Ich hätte in meinem 41. Dienstjahr im Frieden nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen. Und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da. Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können sind extrem limitiert. Wir haben es alle kommen sehen und waren nicht in der Lage mit unseren Argumenten durchzudringen, die Folgerungen aus der Krim-Annexion zu ziehen und umzusetzen. Das fühlt sich nicht gut an! Ich bin angefressen! Noch ist NATO Territorium nicht direkt bedroht, auch wenn unsere Partner im Osten den konstant wachsenden Druck spüren. Wann, wenn nicht jetzt ist der Zeitpunkt, Den Afghanistaneinsatz strukturell und materiell hinter uns zunlassen und uns neu aufzustellen, sonst werden wir unseren verfassungsmässigen Auftrag und unsere Bündnisverpflichtungen nicht mit Aussicht auf Erfolg umsetzen können.

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Georg Ladwig

Founder bei EXTRABUS

2 Jahre

Ihre Einschätzung teile ich und ich respektiere auch Ihren Mut, das hier in diesem Portal aus Ihrer Position heraus auszusprechen. Leider ist das aber auch keine neue Erkenntnis. Und ich weiß auch nicht, was eigentlich noch passieren muss, bevor der Groschen fällt, dass auch die Bundeswehr in der Lage sein muss, das Land und seine Bürger zu schützen und seinen Beitrag in der NATO auch tatsächlich leisten zu können. Dafür braucht es mehr Mittel, schnellere Beschaffung und weniger Diskussionen, die am Ende ins Nichts laufen. Und ich habe auch den Kalten Krieg und das Wettrüsten (schließlich bin in dieser Zeit in Dresden aufgewachsen) verstanden. Gleichgewicht der Kräfte, gesicherte Zweitschlagsfähigkeit etc. Ich dachte auch, dass wir das beerdigt haben. Aber: Was nützen Diplomatie und Verhandlungsangebote, wenn man überhaupt keine weiteren Optionen in der Hand hat, um zu zeigen, dass man auch anders könnte? Der Mann in Moskau denkt in Kategorien, die wir überholt glaubten. Aber die sind nun mal da. Und dann bin ich heute morgen aufgewacht: Die "harten Sanktionen" der EU sind immer noch nicht die äußersten Mittel (ohne SWIFT). Mich macht das fassungslos und wütend. Das finde ich unerträglich.

Wir haben nun ganze 6 St. Eurofighter zur Verstärkung der NATO Aussengrenzen geschickt…sind das alle die funktionieren Hr. Mais? Vor ein paar Jahren haben sogar die Unterhosen für die Soldaten und Soldatinnen gefehlt, habt Ihr da zwischenzeitlich wieder genug? Ich bin ein absoluter Kriegsgegner, denn ein Krieg löst NICHTS bringt nur LEID aber ich halte es da wie die Römer Si vis pacem para bellum (Willst Du den Frieden bereite Dich auf den Krieg vor) Das geht nur ganz und mit vollem Einsatz! #OlafScholz Es ist beschämend wie mit Ihnen und der Bundeswehr umgegangen wurde und es wird Zeit, dass wir da was ändern!

Exakt - verwunderlich, dass diese Worte von einem amtierenden deutschen General kommen - Respekt! Nach der Aktion von Frau Lambrecht gegen die militärische Bundeswehrführung wird es auch endlich Zeit, dass unsere Armee sich auf seine verfassungsmäßige Aufgabe - die Landesverteidigung - besinnt und den fachlichen Teil wieder in seine Hand nimmt. Und Deutschland wird eben nicht am Hindukusch, in Mali oder Somalia verteidigt! Unsere Heereflugabwehr hat man kaputt gemacht, weil man ja keine grosse Panzertruppe mehr brauchte. War dem so? Die Wehrpflicht hat man de facto abgeschafft. Uns fehlt fast eine Generation an Reservisten. Wie will man hier im Ernstfall hochfahren!?

Wolfgang Stahl

Automotive Expert and Mobility Enthusiast

2 Jahre

Wir dürfen nicht immer der Politik oder der Regierung die Schuld geben. Die Regierung / Politik spiegelt zu grossen Teilen das Denken in der Bevölkerung wieder. Wir sollten uns als deutsche Gesellschaft fragen, was es uns in der Vergangenheit wert war, eine einsatzfähige und moderne Bundeswehr zu haben bis hin zur Tatsache die Wehrpflicht aufzugeben weil das „ein Vogue“ war. Häufig kriegt man dann Zahlen um die Ohren geworfen, was doch alles passiert ist für die Bundeswehr anstatt drei simple Fragen zu beantworten: 1. Ist unsere Bundeswehr zu einer Landesverteidigung Deutschlands fähig? 2. Können wir militärisch (nicht mit Geld) unserer Größe und Bedeutung in Europa entsprechend im Falle eines Natofalles beistehen? 3. Ist die Bundeswehr technisch und personell ausgerüstet und in der Lage mit modernsten Systemen unser Land und Europa gegen neueste Formen der Kriegsführung zu schützen. Wenn die Antwort ist „Wer soll das bezahlen … „ ist meine Antwort darauf, worauf lege ich meinen Schwerpunkt mit den finanziellen Mitteln die ich zur Verfügung habe. Und da sind wir dann wieder bei der Frage was uns Deutschen wirklich wichtig ist.

Klaus Schmidt-Schykowski

Innovation-, Cluster- Strategie-, Change Management: Looking for new challenging opportunities

2 Jahre

Sehr geehrter Herr Mais, nach einen Tag empfinde ich Ihre Einlassung als Zumutung. Vergleicht man die Militärausgaben von Deutschland mit Russland, so liegen etwas mehr als 20 % dazwischen. Russland betreibt eine ganz andere Armee und Sie behaupten nichts geht mehr. Die banal Frage lautet: Ist die Bundeswehr und ihre Führung nicht in der Lage aus jährlich 50 Millarden eine Leistungsfähigkeit zu erzeugen? Allein dieser banale Vergleich deutet auf die Qualität ihrer Aussagen hin - und by the way - Sie vermitteln der Welt die Kampffähigkeit. Sind Sie sich dessen bewußt. Unterscheiden Sie bitte ihre persönliche Meinung und die Frage was diese in der Öffentlichekit zu suchen hat. Sie sind Beamter!

Wofür bezahlen wir Verteidigungsministern und seit langen Ministerinnen ein Gehalt, wenn doch eh kaum noch etwas vorhanden ist oder noch funktioniert. Wenn das eine Abschreckung mit flexible response sein soll, dann eher nur nach innen. Wir haben einfach zu viele Wohlstandspolitiker:innen im Land, die Armeisen, Nattern und Eidechsen in Brandenburg besser schützen können als unser aller Interessen. Es lachen doch viele nur noch über uns. Eine Ehrlosigkeit sondergleichen und Wasser auf die Mühlen der ewig Gestrigen.

Ich habe meinen Wehrdienst 1980/81 geleistet. Damals schon hiess es inoffiziell "Ihr seid dazu da den Feind aufzuhalten bis richtiges Militär kommt" Das fand ich spätestens da nicht mehr witzig als wegen der sog. Polenkrise ein ernsthafter Natoalarm (keine Übung) ausgelöst wurde. Insbesondere mit den Kenntnissen aus 1. Hand über den Zustand des zur Verfügung stehenden Materials. Insofern kann ich Ihre Gefühlslage ganz gut nachvollziehen. 40 Jahre später haben wir immer noch einen Eiertanz ob wir eine (Verteigungs!!!!l) armee wollen oder nicht. Dann aber konsequent und angemessen aufstellt oder einen Plan B haben. Meiner wäre übrigens (grob gesprochen), wenn überhaupt, eine UNO Armee, bei der Nationalitätskennzeichen und -interessen keine Rolle spielen dürften.

Andreas Dohmen

"Glück entsteht dort, wo Gedanken, Worte und Taten übereinstimmen"

2 Jahre

Sehr geehrter General Mais, Bei allem Respekt Ihnen gebenüber (auch als ehemaliger Hauptm. der BW): Wir beide sind ca. gleich alt. Und schon zu meiner Dienstzeit war die Ausrüstung "miserabel" und aus meiner Sicht nur maximal bedingt einsatzbereit. Also wo war denn auch die miltärische Führung in all den Jahren? Ja...die Politik hat versagt und die Bevölkerung wollte mit dem Thema BW nichts zu tun haben. Das habe ich im eigenen Bekanntenkreis schon zu meiner Dienstzeit schmerzhaft gespürt! Aber zum jetzigen Zeitpunkt mit einem solchen Statement in die Öffentlichkeit zu treten, wäre das selbe als wenn ich als Manager nach vielen verpassten Geschäfts-Quartalen über Markt und Wettbewerb und Aufsichtsrat "jammern" würde!! Dafür wäre ich geflogen, nachdem ich vorher den Respekt der Truppe sprich der MA komplett verloren hätte! Und das zu Recht!! Wir brauchen AKTIVE FÜHRUNG, gerade jetzt und keine Statements!! Mit Respekt.. Andreas Dohmen

Wann begreifen unsere Politiker endlich, dass wir Konzepte brauchen, Risiken abschätzen müssen und Massnahmen ergreifen müssen zwingend, um unser Land, ja Deutschland ( ich bin weder Nazi noch Linker noch Querdenker) zuerst und dann auch innerhalb und mit Europa unsere Nachbarstaaten schützen müssen. Wir brauchen Unabhängigkeit, 2nd Source. Keine Abhängigkeit vom Russland-Gas und keine Wachstumsgeulheit (sorry) mit China. Wann begreifen unsere Politiker endlich, dass andere Staaten, Kulturen Langfriststrategien haben? Das kann nur langfristig gelöst werden mit gesundem Misstrauen. Und wann gibt es eine endlich geforderte Kompetenzen für Berufspolitiker? Wenn ich ‚nicht erkennbar‘ lese, ist das Unvermögen. Risiken erkennen, definieren und abschätzen wiederhole ich gerne… in der Wirtschaft würden wir gefeuert…

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