Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Dringender Tatverdacht gegen Mitarbeiterin Acht Millionen Euro bei Geldtransportfirma gestohlen

Bei einer Geldtransportfirma in Bremen soll eine Mitarbeiterin acht Millionen Euro gestohlen haben. Dieser Coup wirft mehrere Fragen auf – unter anderem, warum es dem Unternehmen erst vier Tage später auffiel.
02.07.2021, 06:26 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Von Florian Schwiegershausen Ralf Michel

Aus den Räumen der Geldtransportfirma Loomis in Bremen sind nach Informationen des WESER-KURIER rund acht Millionen Euro gestohlen worden. Unter dringendem Tatverdacht steht eine Mitarbeiterin der Firma. Die Frau ist abgetaucht, nach ihr und möglichen Komplizen fahndet die Polizei. Eine Person wurde in Zusammenhang mit der Tat festgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag bestätigt, dass es zu einem Diebstahl in besonders schwerem Fall gekommen ist.

Der Diebstahl hat sich am 21. Mai, dem Freitag vor Pfingsten, zugetragen, sagt Silke Noltensmeier-von Osten, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Erst am Dienstag nach Pfingsten wurde bemerkt, dass das Geld verschwunden war. Tatverdächtig ist eine Frau, die für die Verpackung des Geldes zuständig war, mit dem die Fahrer des Unternehmens anschließend Geldautomaten befüllen. Die Frau habe mehrere mit Geld gefüllte Sicherheitstaschen entwendet, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Über die Höhe der Schadenssumme macht die Behörde keine Angaben, nach Informationen des WESER-KURIER handelt es sich um rund acht Millionen Euro. Aufgabe der Mitarbeiterin soll es gewesen sein, die für die Geldautomaten vorgesehenen Kassetten zu füllen. Es gebe vier Kassetten für die verschiedenen Geldscheine. Die beiden Kassetten für die kleineren Scheine soll die Frau vorschriftsmäßig gefüllt haben, die größeren Scheine sollen in einem rollbaren Metallmüllcontainer gelandet sein. Auf das Geld packte die Mitarbeiterin offenbar anschließend Dinge, die üblicherweise tatsächlich für den Müll bestimmt sind. Danach war es ihr trotz aller Sicherheitsbestimmungen möglich, den einen Meter großen Container nach draußen zu schieben, wo bereits ein Transporter wartete. In ihn wurde das Geld eingeladen, die Frau stieg in das Fahrzeug. Seither ist sie von der Bildfläche verschwunden.

Lesen Sie auch

Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass sich die Frau ins Ausland abgesetzt hat, doch hierzu, wie zu weiteren Details der Tat, macht die Staatsanwaltschaft mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen keine näheren Angaben. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Tatverdächtige Kontakte ins Ausland hat“, sagt Noltensmeier-von Osten.

Ebenso unbeantwortet lässt die Behördensprecherin die Frage, wie der Coup überhaupt möglich war: Wie die Mitarbeiterin das Geld unbemerkt aus dem Gebäude schaffen konnte – trotz Kamera-Überwachung sowie des geltenden Vier-Augen-Prinzips und anderer Sicherheitsvorschriften. „Das ist strafrechtlich nicht relevant, wir konzentrieren uns auf die Fahndung nach den Tätern.“ Ein erster Erfolg der Staatsanwaltschaft: Eine Verdächtige wurde inhaftiert. Ihr wird Beihilfe vorgeworfen.

Wie aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören ist, soll die Mitarbeiterin am Freitag vor Pfingsten das Geld allein gepackt haben – statt wie sonst zusammen mit einem zweiten Beschäftigten. Die Kamera habe zwar alles aufgezeichnet, es soll aber niemanden gegeben haben, der zur gleichen Zeit auf dem Monitor die Aufnahmen überwachte.

Wohl wegen der Feiertage fiel der Diebstahl erst vier Tage nach der Tat auf. Allerdings nicht dem Unternehmen selbst. Dem Vernehmen nach starteten am Dienstagmorgen die Fahrer der Geldtransporter ihre Touren. Beim Einsetzen der Kassetten schlugen die Geldautomaten Alarm, weil Kassetten leer waren. Das meldeten die Fahrer der Loomis-Zentrale. Erst danach sollen die Videoüberwachungsbänder der Firma überprüft und der Umfang des Schadens entdeckt worden sein.

Wegen der hohen Schadenssumme handelt es sich um einen „Diebstahl in besonders schwerem Fall“. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren.

Loomis selbst wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Diebstahl und den aktuellen Ermittlungen äußern. Das Unternehmen hat seinen Stammsitz in Schweden und betreibt weltweit Geld- und Werttransporte. Es ist in 23 Ländern an 400 Standorten mit mehr als 23.000 Mitarbeitern aktiv. In den deutschen Markt stieg Loomis im Januar 2018 ein, als es von der Kötter-Unternehmensgruppe den Geschäftszweig der Geld- und Werttransporte übernahm. Neben der Zentrale in Bochum unterhält das Unternehmen sechs weitere Standorte in Deutschland – in Aachen, Dortmund, Düsseldorf-Duisburg, Köln, Paderborn und Bremen. Der Umsatz von Loomis in Deutschland lag 2019 bei 42,7 Millionen Euro, weltweit waren es 1,86 Milliarden Euro.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)