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Verdeckte AfD-Unterstützung Spur führt zu Milliardär August von Finck

Neue Erkenntnisse in der AfD-Spendenaffäre: Recherchen des SPIEGEL und der Schweizer "WOZ" zeigen, wie sich die Rechtspartei auf den notorischen Parteienfinanzierer August von Finck und seine Emissäre einließ.
August von Finck

August von Finck

Foto: Ursula Düren/ picture alliance / dpa

In der Spendenaffäre der AfD führt eine Spur zu dem Unternehmer August von Finck. Nach Recherchen des SPIEGEL und der Schweizer Wochenzeitung "WOZ" war ein Bevollmächtigter des Milliardärs offenbar in die Konzeption der AfD-nahen Zeitung "Deutschland Kurier" eingebunden. (Lesen Sie hier die ganze Geschichteim neuen SPIEGEL .)

August von Finck, einer der reichsten Deutschen, lebt in der Schweiz. Der scheue Milliardär wurde nicht nur als großzügiger Unterstützer der CSU zu Franz Josef Strauß' Zeiten sowie der FDP (Stichwort: Mövenpick-Spende) bekannt, sondern fördert seit Jahren politische Parteien und Initiativen im rechten und libertären Milieu.

Anfang der 90er Jahre unterstützte er die erste Anti-Euro-Partei "Bund freier Bürger" mit 4,3 Millionen Euro, später bedachte er das Projekt "Bürgerkonvent" um die heutige AfD-Politikerin Beatrix von Storch mit einer weiteren Millionensumme. Seit Gründung der AfD hatte es schon Gerüchte über eine Förderung der AfD durch Finck gegeben; zuerst hatte 2013 die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung in einem Dossier über Verbindungen zu dem Milliardär spekuliert. Nun sind erstmals Spuren zu Finck sichtbar.

Demnach traf sich der Geschäftsführer der finckschen Vermögensverwaltung, Ernst Knut Stahl, im März 2017 in München mit einem deutschen Verleger, um über das damals in Planung befindliche Zeitungsprojekt zu beraten. Während der Verleger das Treffen bestätigte, ließ Fincks Bevollmächtigter Stahl eine SPIEGEL-Anfrage unbeantwortet.

Der Chefredakteur des "Deutschland Kuriers", David Bendels, beantwortete konkrete Fragen zur Rolle Fincks und seines Bevollmächtigten nicht. Das Blatt, in dem zahlreiche AfD-Politiker schreiben, wurde von der Partei wiederholt zu Wahlkampfzwecken eingesetzt und wird von anonymen Geldgebern finanziert.

PR-Agentur zahlte Rechnungen für AfD-Veranstaltungen

Zudem deuten Aussagen von Insidern und Dokumente darauf hin, dass Finck 2013 indirekt mehrere AfD-Veranstaltungen gesponsert hat. Die Rechnungen für diese Veranstaltungen wurden demnach nicht von der Partei, sondern von einer Münchner PR-Agentur bezahlt, die enge Beziehungen zu Finck und dessen Bevollmächtigtem Stahl unterhält.

Der damalige Bundesschatzmeister der AfD, Norbert Stenzel, schätzt den Betrag der von der Agentur übernommenen Rechnungen auf "100.000 bis 120.000 Euro". Deren Geschäftsführerin Dagmar Metzger bestätigt, dass sie "in der Anfangsphase der AfD einige Veranstaltungen finanziert" habe, bezifferte die Summe jedoch auf "ca. 35.000 Euro". Die Summe sei ordnungsgemäß im AfD-Rechenschaftsbericht aufgeführt worden. Die Frage, ob ihre Auslagen für die AfD aus dem Vermögen von August von Finck beglichen wurden, ließ Metzger offen.

Ulrich Müller von der Organisation Lobbycontrol fordert eine schonungslose Aufklärung der Vorgänge: "Die Bundestagsverwaltung muss jetzt prüfen, wie Frau Metzger in der Anfangszeit Veranstaltungen für die AfD finanzierte", sagt Müller. "Wenn die Gelder von Dritten wie Herrn von Finck kamen, wären dies klare Verstöße gegen das Parteienrecht."

Lukrativer Goldhandel

Internen Unterlagen zufolge war Finck zudem über seine Handelsfirma Degussa an einem lukrativen Goldhandel beteiligt, mit dem die AfD in den ersten Jahren ihre finanzielle Basis stärkte. Wie eine dem SPIEGEL und der "WOZ" vorliegende Lieferliste der AfD zeigt, war die Degussa einer der Hauptlieferanten des Goldes.

Die AfD wird seit zwei Wochen von einer Spendenaffäre erschüttert. Den Anfang machten Enthüllungen des Recherchenetzwerks von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" über eine Großspende aus der Schweiz an den Kreisverband der Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel. Dann folgten weitere Berichte über Zuwendungen einer seltsamen Stiftung aus den Niederlanden. Die Spenden wurden von der Partei zurücküberwiesen, im Falle der Zuwendung aus der Schweiz allerdings erst nach Monaten.

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Konstanz gegen Weidel und drei Parteifreunde wegen möglicher Verstöße gegen das Parteiengesetz. Weidel hat die Vorwürfe zurückgewiesen.