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Deutsche Bank Jains Wunschkandidat fällt durch

Die Ära Jain beginnt für die Deutsche Bank mit einem beispiellosen Eklat: Nach Informationen des SPIEGEL verweigert die Finanzaufsicht Bafin dem designierten Risikovorstand William Broeksmit die Genehmigung - als Ersatzkandidat soll nun Stuart Lewis antreten.
Anshu Jain: Fehlstart für den neuen Chef der Deutschen Bank

Anshu Jain: Fehlstart für den neuen Chef der Deutschen Bank

Foto: ? Alex Domanski / Reuters/ REUTERS

Frankfurt - Bei ihren Plänen für die Neubesetzung des Vorstands haben die neuen Chefs der Deutschen Bank einen Reinfall erlebt. Nach Informationen aus Finanzkreisen hat die Finanzaufsicht Bafin William Broeksmit, dem Kandidaten für den Posten des Risikovorstands, keine Freigabe erteilt. Offenbar haben die Aufseher schwere Bedenken, ob Broeksmit für den Posten geeignet ist. Der US-Amerikaner hätte eigentlich bereits an diesem Freitag vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank zum Nachfolger von Hugo Bänziger gewählt werden sollen. Stattdessen soll nun dessen bisheriger Stellvertreter, Stuart Lewis, auf den Posten rücken.

Bafin und Deutsche Bank wollten die Informationen gegenüber dem SPIEGEL nicht kommentieren. Doch mit dieser Entscheidung sind die ursprünglichen Pläne des designierten neuen Vorstandschefs Anshu Jain und Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen für den Umbau der Bankspitze geplatzt. Neben Lewis sollen am Freitag auch noch Stephan Leithner und Henry Ritchotte zu neuen Vorständen gewählt werden, beide gelten als Vertraute von Jain.

Doch zu keinem von ihnen dürfte Jains Bindung so eng sein wie zu Broeksmit. Die beiden zählten bereits in jungen Jahren zu den Schützlingen von Edson Mitchell, dem legendären Investmentbanking-Chef der Deutschen Bank. Mitchell war 2001 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen - was seine Jünger nur noch enger aneinander band.

Broeksmit war 1996 von Merrill Lynch zur Deutschen Bank gewechselt. Bei seinem neuen Arbeitgeber baute er zunächst das Geschäft mit außerbörslich gehandelten Derivaten in Europa auf - also genau jener Wertpapierkategorie, der viele Beobachter eine Mitschuld am Ausbruch der Finanzkrise geben. Nach sieben Jahren selbständiger Tätigkeit kehrte Broeksmit 2008 zur Deutschen Bank zurück, diesmal als Risikomanager.

An ihm hatte es im Umfeld der Bank schon in den vergangenen Tagen Kritik gegeben: Ihm fehle Führungserfahrung. Dem Risikovorstand kommt in den Banken seit der Finanzkrise mehr denn je eine Schlüsselrolle zu. Er muss den Investmentbankern auf die Finger schauen und allzu riskante Geschäfte unterbinden.

Das wird künftig Aufgabe von Stuart Lewis sein. Der 46-jährige Schotte habe die Zustimmung der Bafin unter anderem bekommen, weil er deutlich mehr Personalverantwortung hatte als Broeksmit.

Im Rahmen ihres Aufsichtsmandats muss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) alle neuen Vorstände von Banken auf ihre "fachliche Eignung" und "Zuverlässigkeit" überprüfen - in der Regel eine Formsache. Falls es doch einmal Einwände der Bafin gibt, zieht das betroffene Kreditinstitut ihren Kandidaten normalerweise stillschweigend zurück. Betroffen sind davon aber in der Regel nur kleinere Banken. Für die Deutsche Bank hingegen bedeutet die Ablehnung eines ihrer Vorstandskandidaten einen beispiellosen Eklat.