Nachruf Henner Misersky verstorben

Rastloser Kämpfer gegen Doping und für Gerechtigkeit: Henner Misersky. Foto: imago/Karina Hessland

Henner Misersky ist tot. Der rastlose Kämpfer gegen Doping starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 82 Jahren. Misersky litt an einer Krebserkrankung. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Töchter.

 
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Henner Misersky war einst ein sehr erfolgreicher 3000-Meter-Hindernisläufer und bestritt genau 100 Rennen in seiner Paradedisziplin. Von 1957 bis 1972 nahm er ohne Unterbrechung an DDR-Leichtathletik-Meisterschaften teil. Der gelernte Zahntechniker studierte Sportwissenschaften in Jena.

Nach seinem familiären Umzug nach Südthüringen arbeitete zu Beginn der 1980-er Jahre als Nachwuchstrainer im Skilanglauf in Zella-Mehlis. 1985 weigerte er sich, Dopingmittel in seiner Trainingsgruppe einzusetzen. Daraufhin wurde er entlassen. Seine Tochter Antje, die auch bei ihm trainierte und ihre Laufbahn beendet hatte, wurde nach dem Mauerfall und der Rückkehr in den Leistungssport 1992 Olympiasiegerin im Biathlon.

Im vereinigten Deutschland engagierte sich Misersky enorm für die Aufarbeitung des DDR-Dopingsystems. Ebenso kritisierte die Übernahme von Stasi-belasteten DDR-Trainern. Als Zeitzeuge des DDR-Sports konnte ihn Biologe Prof. Dr. Werner Franke im Jahr 2000 als Gründungsmitglied des Doping-Opfer-Hilfevereins (DOH) gewinnen. Wegen krasser Unstimmigkeiten und Streitigkeiten mit DOH-Präsidentin Ines Geipel, die bis zu gerichtlichen Prozessen führten, trat er 2018 zurück.

Für sein nimmermüdes Engagement gegen Doping erhielt Henner Misersky 2009 die Heidi-Krieger-Medaille. Drei Jahre später wurden er und seiner Tochter Antje von der „Stiftung Deutsche Sporthilfe“ in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen in der Kategorie „Besondere Biografie im Kampf gegen Doping“. 2019 wurde er wegen seiner Verdienste für einen fairen und dopingfreien Sport vom Fachmagazin „German Road Races“ als Trainer des Jahres gewählt. Bis zu seinem Tod prangerte Henner Misersky als kritischer Zeitgeist Fehler und Dysbalancen in der Aufarbeitung des Sports in der DDR und in der BRD an.

Im Skilanglauf, seiner großen Leidenschaft neben der Leichtathletik, gewann Henner Misersky stattliche 34 Deutsche Seniorenmeistertitel, zudem 16 Medaillen bei Weltmeisterschaften der Senioren, davon sechs in Gold.

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