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Sinjar nach dem IS-Terror: Wie unterstützt das Auswärtige Amt Jesidinnen und Jesiden in Irak?

Unter der Terrorherrschaft des Islamischen Staat (IS) wurden die Jesiden im Irak massiv verfolgt.

Unter der Terrorherrschaft des Islamischen Staat (IS) wurden die Jesiden im Irak massiv verfolgt., © Iason Athanasiadis / OCHA

01.12.2023 - Artikel

Die Terrororganisation IS hinterließ in Irak Szenen der kompletten Verwüstung. Jesiden und Jesidinnen litten besonders unter ihr. Noch immer sind Hunderttausende von ihnen in Flüchtlingslagern in Nordirak untergebracht. Wie kann Deutschland sie dabei unterstützen, frei und sicher zu leben?

Zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Gelände, vergiftete Wasserquellen - das sind die Hinterlassenschaften der Terrorherrschaft des IS. Jesiden und Jesidinnen litten besonders unter diesem Schreckensregime.

Die Bundesregierung setzt sich gemeinsam mit ihren internationalen Partnern, den Vereinten Nationen und der irakischen Regierung vor Ort für verbesserte Lebensumstände der Jesidinnen und Jesiden und anderer Minderheiten in Irak ein. Das Auswärtige Amt begleitet über die Partnerorganisation IOM jesidische Überlebende der Gräueltaten des IS dabei, ihre Entschädigungsansprüche aus dem “Yazidi Survivors Law” geltend zu machen. So können Männer und Frauen seit Anfang Oktober 2022 in Irak einen Antrag auf Entschädigung einreichen.

Jesidinnen und Jesiden eine Rückkehr in ihre Heimatorte ermöglichen

Das Auswärtige Amt unterstützt den irakischen Staat dabei, Jesiden und Jesidinnen, die vertrieben worden sind, eine Rückkehr in ihre Heimatorte zu ermöglichen und dort eine Zukunftsperspektive zu schaffen. Hier setzt der von Deutschland initiierte Fonds für Irak (FFS) an, oder auch der 500 Millionen Euro-Kredit der Bundesregierung für Irak. Ziel und Zweck des Geldes für Irak? Mit dem Geld werden in Sinjar z.B. die Stromversorgung und Straßen repariert, Abwasserkanäle, Schulen und Kindergärten wiederaufgebaut. Bei der Planung und Umsetzung dieser Projekte werden auch irakische staatliche Akteure auf der Provinzebene mit einbezogen.

Für ein Leben in Freiheit, Sicherheit und Würde

Jesidische Siedlungsgebiete vor August 2014
Jesidische Siedlungsgebiete vor August 2014© AA

Auch das vom Auswärtigen Amt geförderte IOM-Projekt “Community Policing” ist im Distrikt Niniveh, darunter auch in Sinjar, an zahlreichen Standorten aktiv. Vertreter der Gemeinde und der Sicherheitsbehörden kommen mit deutscher Unterstützung zusammen, um über dringende Probleme zu beraten und Lösungen zu finden. Auf diese Weise sollen die Menschen Vertrauen in die Sicherheitskräfte fassen.

Eine Rückkehr in und der Wiederaufbau der Heimatgebiete ist vielerorts zudem erst möglich, wenn Sprengfallen und Minen geräumt wurden. Der IS hat schwer kontaminierte Städte hinterlassen und Minen bewusst eingesetzt, um die Rückkehr der geflohenen Zivilbevölkerung zu erschweren und die Sicherheitslage weiter zu gefährden. Die Räumung von Landminen fördert das Auswärtige Amt über UNMAS im gesamten Land, aber explizit auch in der Region Sinjar. Somit werden vom IS verlassene und verminte Gebäude wieder bewohnbar gemacht und den Irakerinnen und Irakern als sicheres Zuhause zur Verfügung gestellt. Damit sich die irakische Bevölkerung in Zukunft selbst helfen kann, wird in diesem Projekt auch die lokale Bevölkerung ausgebildet und in Minenräumteams eingesetzt. In Sinjar haben sich im Rahmen der Ausbildungsmodule geschlechtergemischte und Teams mit gemischter religiöser Zugehörigkeit zur Minenräumung zusammengefunden.

Nicht zuletzt durch dieses deutsche Engagement konnten seit 2014 fast fünf Millionen Binnenvertriebene in ihre Heimatregionen zurückkehren.

Wie mit den erlebten Traumata umgehen?

Die Aufarbeitung der erlebten Traumata der Binnenvertriebenen in Irak, darunter viele Jesidinnen und Jesiden, ist von besonderer Bedeutung. Das Auswärtige Amt fördert die psychosoziale Betreuung von Opfern, u.a. über die JIYAN Stiftung im Raum Dohuk. Zudem wurde an der dortigen Universität mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg der erste Studiengang zur Ausbildung von Trauma-Therapeuten in Irak ermöglicht. Der Gruppe von Kindern jesidischer Frauen, die durch Vergewaltigung in IS-Gefangenschaft gezeugt wurden, widmet die Bundesregierung besondere Aufmerksamkeit. Deutschland wirbt für eine Integration der Kinder in die jesidische Gemeinschaft und hilft den Betroffenen bei der Verarbeitung erlebter Traumata sowie durch Aufnahmeprogramme.

Die strafrechtliche Aufklärung der IS Verbrechen

Vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte sieht Deutschland eine besondere Verantwortung für die Aufarbeitung schwerster Menschheitsverbrechen und unterstützt zu diesem Zweck bei der Dokumentation und juristischen Aufarbeitung der durch IS begangenen Gräueltaten. Accountability ist eine Grundvoraussetzung für Gerechtigkeit und einen nachhaltigen Frieden in der Heimatregion der jesidischen Gemeinschaft in Nineveh und Sinjar. Das Auswärtige Amt fördert die Arbeit des VN-Sonderermittlungsteams UNITAD (United Nations Investigative Team to Promote Accountability for Crimes Committed by Da’esh/ISIL) und anderer internationaler Partnerorganisationen zur Beweissicherung und Exhumierung von Massengräbern und zur Unterstützung der Suche nach Vermissten.

Hilfe für Vertriebene und Aufnahmegemeinden

Hunderttausende Jesiden sind auch heute noch nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt.
Hunderttausende Jesiden sind auch heute noch nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt.© Alan Ayouni NRC

Noch immer leben 1,2 Millionen Menschen in Irak als Binnenvertriebene unter ihnen viele Jesidinnen und Jesiden. Um diese Menschen und auch die irakischen Gastgemeinden, die Geflüchtete aufgenommen haben, zu unterstützen, leistet das Auswärtige Amt in Irak humanitäre Hilfe. Dabei arbeitet das Auswärtige Amt zusammen mit internationalen Organisationen (UNHCR, IOM) sowie der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Ein konkretes Beispiel ist humanitäre Hilfe in Form von Bargeld für Binnenvertriebene, Flüchtlinge und Rückkehrende, die das Deutsche Rote Kreuz im Auftrag des Auswärtigen Amts landesweitet leistet, auch in Niniveh und insbesondere in Sinjar. Entscheidendes Kriterium für die Hilfeleistung ist der humanitäre Bedarf.

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