Deutschland stöhnt unter hohen Energiekosten: Können sich bald nur noch Reiche Strom leisten, Herr Teyssen?

Deutschland stöhnt unter hohen Energiekosten

E.on-Chef Johannes Teyssen (52)

Foto: coremedia
Von: Von K. BREUER und C. MARTENS

BILD-Interview mit dem Chef des Energiekonzerns E.on, Johannes Teyssen (52).

BILD: Immer mehr Deutsche können ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen. Bei wie viel Kunden haben Sie schon das Licht ausgemacht?

Johannes Teyssen: „Das Licht geht nur aus, wenn ein Kunde über einen längeren Zeitraum seine Rechnungen nicht bezahlt. Auch bei E.on kommt es in solchen Fällen zu Stromsperren. Allerdings nicht nennenswert häufiger als in den vergangenen Jahren. Die Preise sind in den letzten Jahren ja auch nicht übermäßig stark gestiegen.“

BILD: Seit 2006 sind die Preise um 30 % gestiegen! Das finden Sie nicht viel?

Teyssen: „Die Preise sind im europäischen Vergleich am oberen Rand. Zugelegt hat vor allem der Staatsanteil, der inzwischen bei rund 45 % liegt. Das hat auch damit zu tun, was wir über den Strompreis alles regeln. Unter anderem finanziert die Ökosteuer die Renten mit. Ich glaube aber, dass die Menschen für vieles auch Verständnis haben. Zum Beispiel, dass die erneuerbaren Energien nicht umsonst den Weg in den Markt finden, sondern auch über den Strompreis finanziert werden müssen.“

BILD: Können sich bald nur noch Reiche Strom leisten?

Teyssen: „Die Energiewende darf Strom nicht zum Luxusgut, zum Spaltgraben der Gesellschaft machen. Wird der Energieumbau zu teuer, dann muss das Sozialsystem einspringen und die Mehrbelastung für einkommensschwache Haushalte abfedern. Gleichzeitig muss jeder viel bewusster mit Energie umgehen.“

BILD: Schaffen wir die Energiewende?

Teyssen: „Es gibt keine Alternative zum Erfolg! Scheitert die Energiewende, scheitert unser Land. Es gibt aber ein Akzeptanzproblem. Die Menschen wollen zwar grüne Energie, aber kaum einer ein Windrad oder einen Strommast vorm Haus. Dass das eine nicht ohne das andere geht – darüber muss die Politik den Menschen die Wahrheit sagen. Ohne Anstrengungen und ohne gesellschaftliche Akzeptanz – auch für die unvermeidlichen Belastungen – wird die Energiewende nicht funktionieren.“

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