So brachte Pleite-Schlecker seine Millionen beiseite!

Von: Von P. ROSSBERG und S. KÜRTHY

Als das Reich des Drogerie-Königs zerfiel, brachte Anton Schlecker (67) noch schnell ein Vermögen auf die Seite. Er überschrieb seiner Ehefrau und seinen Kindern Immobilien im zweistelligen Millionenwert. Das geht aus Verträgen und Grundbuchauszügen hervor, die BILD vorliegen.

Ausrisse der Verträge zum Großklicken!

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Foto: coremedia

Am 23. Januar 2012 beantragte der Drogerie-Multi Insolvenz. Als eingetragener Kaufmann haftet Anton Schlecker – einst Herr über 13 000 Filialen und 40 000 Mitarbeiter – mit seinem kompletten Privatvermögen.

Nur vier Monate vor der Insolvenz – am 7. September  2011 – wurde sein Sohn Lars (40) aufgrund einer notariellen Vereinbarung als neuer Eigentümer seines 7000 Quadratmeter großen Firmengrundstücks in der Talstraße 7 in Ehingen ins Grundbuch eingetragen. Die andere Hälfte hatte zuvor schon Schwester Meike (38) bekommen. Der Vertrag wurde bereits 2008 geschlossen.

In dem Schenkungsvertrag heißt es unter § 4: „Eine Gegenleistung in Geld haben Frau Meike Schlecker und Herr Lars Schlecker nicht zu erbringen.“

Im Jahr 2011 stand das Schlecker-Imperium unmittelbar vor der Pleite. Laut Finanzbericht des Insolvenzverwalters, der BILD vorliegt, hatte die Drogeriemarkt-Kette einen Verlust von 200 Millionen Euro gemacht.

Bereits 2008 – der Fehlbetrag betrug 51,2 Mio. Euro – ging es mit dem Schlecker-Konzern bergab. Schon damals bereitete Anton Schlecker die Übertragung von Immobilien auf seine Familie vor.

Am 26. Juni 2009 – der Verlust war auf knapp 60 Millionen Euro gestiegen – erschien Anton Schlecker mit Ehefrau Christa (64) bei einem Notar in Ehingen, um ihr das auf acht Millionen Euro geschätzte Familienanwesen (13 000 qm) zu überschreiben.

In der notariellen Vereinbarung, die BILD vorliegt, heißt es unter § 3: „In Erfüllung dieses Vertrags sind wir darüber einig, dass das Eigentum an dem vorstehend bezeichneten Vertragsgegenstand auf den dort genannten Erwerber übergehen soll.“

Unter § 4 steht: „Eine Gegenleistung in Geld hat Frau Schlecker nicht zu erbringen. Die Übertragung erfolgt im Weg der sog. ehebedingten Zuwendung. Über die Unentgeltlichkeit besteht Einigkeit.“

In dem notariell beglaubigten Vertrag lässt sich Anton Schlecker unter § 5 ein lebenslängliches Nutzungsrecht der Millionenvilla zusichern. Und: Falls Christa Schlecker vor ihrem Mann stirbt, geht die Immobilie in den Besitz von Anton Schlecker zurück.

Obwohl das Ehepaar Schlecker in Gütertrennung lebt, sind die Immobilien vor den Gläubigern nicht sicher. Der Insolvenzverwalter kann nach Insolvenzrecht eine Rückübertragung beantragen. Die Immobilien würden in die Insolvenzmasse fallen.

Christopf Schmitz, Sprecher der Gewerkschaft Ver.di, gestern zu BILD: „Wir erwarten vom Insolvenzverwalter, dass er jedem Hinweis auf Übertragungen nachgeht und wo immer möglich die Rückabwicklung veranlasst. Es kann nicht sein, dass die Familie, die den Niedergang des Unternehmens sehenden Auges hingenommen hat, ungeschoren bleibt, während viele der Beschäftigten von Arbeitslosigkeit bedroht sind.“

Ver.di prüft unterdessen eine Strafanzeige gegen Anton Schlecker. Nachdem BILD berichtet hatte, dass Schlecker nur sechs Tage vor der Insolvenz seinen Kindern sein 25 000 Quadratmeter großes Zentrallager in Österreich für gerade mal 2,5 Millionen Euro verkauft hatte, soll geprüft werden, ob der gestürzte Drogerie-König gegen die Insolvenzordnung verstoßen hat.

Auf BILD-Anfrage wollte sich Familie Schlecker nicht äußern.

Heute schließen die letzten Schlecker-Filialen.

Und die letzten Schlecker-Verkäuferinnen stehen auf der Straße.

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