E-Paper

Aus für Linienflüge ab Altenburg - Ryanair zieht sich komplett zurück

Der Billigflieger Ryanair zieht sich Ende März komplett vom Flugplatz Leipzig-Altenburg zurück.

Der Billigflieger Ryanair zieht sich Ende März komplett vom Flugplatz Leipzig-Altenburg zurück.

Nobitz. Denn der Billigflieger Ryanair - einziger Anbieter von Linienflügen in Ostthüringen - will sich Ende März komplett von dem Landeplatz zurückziehen. Dann werde die einzig noch verbliebe Verbindung nach London-Stansted gestrichen, sagte Ryanair-Sprecherin Henrike Schmidt am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag). Damit erleiden die einst ehrgeizigen Pläne der Betreiber von einem Luftdrehkreuz für Billigflieger eine jähe Bruchlandung.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Schritt kommt nicht überraschend. Schon im Dezember hatte Flugplatzgeschäftsführer Jürgen Grahmann von schwierigen Verhandlungen mit Ryanair gesprochen. Doch wenigstens die London- Linie sollte erhalten bleiben, nachdem im Sommer 2010 neben dieser Metropole mit Alicante und Girona noch zwei Ziele in Spanien auf dem Flugplan standen. Mit der Anbindung ans Luftdrehkreuz London hatte 2003 der Linienbetrieb in Nobitz begonnen und große Erwartungen in der strukturschwachen Region geweckt - acht Jahre später ist der Traum nun geplatzt.

Ryanair-Sprecherin Schmidt führte für das Aus der letzten Linie „operative Gründe“ an und sprach von Unzufriedenheit mit den Buchungszahlen. Die London-Verbindung werde an keinen anderen Flughafen der Region verlagert, sondern gestrichen, versicherte sie. Aus Altenburg war zuletzt zu hören, dass Ryanair deutlich höhere Marketingzuschüsse gefordert habe, was aber ausgeschlagen wurde.

Landrat Sieghardt Rydzewski (parteilos) sieht die Schuld nicht bei Ryanair, sondern beim Freistaat Thüringen. „Wenn Ryanair einen anderen Standort in Mitteldeutschland findet, wo sie die vollste Unterstützung der Landesregierung kriegen, und hier haben sie nur Ärger mit dem Thüringer Verkehrsminister, dann muss man sich nicht wundern, dass sie sich zurückziehen“, erklärte er am Freitag mit Blick auf den neuen Flugplatz Cochstedt bei Magdeburg. „Zum Schaden der Region.“ In Cochstedt wird Ryanair ab dem Frühjahr starten und landen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Streit zwischen den Betreibern und dem Land schwelt seit Jahren. So war Ryanair 2003 erst kurz vor Aufnahme des Flugbetriebs eine Sonderregelung erteilt worden und Ende 2004 hatte das Verkehrsministerium in Erfurt den Flugplatz mehrere Wochen für große Maschinen gesperrt, weil hohe Bäume die Einflugschneise behinderten. Zuletzt gab es einen Gutachterstreit über das Potenzial und die Zukunft des Landeplatzes.

CDU-Verkehrsminister Christian Carius lehnt das Konzept der Billigflieger ab und will dem Flugplatz bis auf 250 000 Euro für die Flugsicherung keine Landeshilfen mehr gewähren - entgegen Versprechungen der Vorgängerregierung. Eigenen Angaben zufolge hat das Land seit 1992 rund 17 Millionen Euro an dem Ostthüringer Landeplatz investiert, auch in den Bau des zweiten Terminals. „Ich fühle mich in meiner Skepsis gegenüber diesem Geschäftsmodell bestätigt“, erklärte Carius nach dem Ausstieg von Ryanair. Das Land wolle der wirtschaftlich schwachen Region mit hoher Arbeitslosigkeit mit der Wachstumsinitiative Altenburger Land helfen.

Und wie geht es nun weiter? „Wir fahren auf Sparflamme“, sagte Landrat Rydzewski, der dem Flugplatz-Aufsichtsrat vorsteht, der Nachrichtenagentur dpa. „Das kostet Jobs.“ Ohne Linienflüge bleiben dem Flugplatz nur noch Geschäfts- und Privatflieger, rund 10 000 Starts und Landungen kleiner Maschinen pro Jahr. Rydzewksi: „Wir sind bemüht, die ein oder andere Alternative zu finden.“

Für die Grünen im Landtag ist die Sache klar: „Ein selbsttragender und wirtschaftlicher Betrieb war und ist in Altenburg-Nobitz nicht möglich“, erklärte die Verkehrspolitikerin der Fraktion, Jennifer Schubert. Sie mahnte ein mitteldeutsches Flughafen-Konzept an. Nach Ansicht von Grünen-Landessprecherin Madeleine Henfling, steht auch der Flughafen Erfurt zur Disposition - spätestens wenn 2015 die neue ICE-Strecke nach Leipzig fertig ist und die Fahrzeit von Erfurt bis zum Flughafen Leipzig-Halle nur noch etwa eine halbe Stunde dauere.

Andreas Hummel, dpa

LVZ

Mehr aus Mitteldeutschland

 
 
 
 
Anzeige
Anzeige