27.02.2023

Depression nach Schlaganfall richtig erkennen und behandeln

Fall des Monats der Deutschen Hirnstiftung

Schlaganfälle können weitreichende Folgen haben, auch psychisch. Gerade Depressionen sind für Erkrankte eine Last. Werden sie jedoch richtig erkannt, lassen sich viele gut behandeln.

Etwa ein Drittel aller Betroffenen entwickelt innerhalb des ersten Jahres nach einem Schlaganfall eine behandlungswürdige Depression, in Deutschland rund 90.000 Menschen im Jahr. Oft passiert das erst nach Monaten, wenn das Schlimmste einigermaßen überwunden scheint. „Viele Erkrankte und insbesondere Angehörige fühlen sich dann geradezu überrumpelt“, sagt Dr. Caroline Kuhn. Sie ist Neuropsychologin an der Universität des Saarlandes und Fachbeirätin der Deutschen Hirnstiftung.

So war es auch bei Ilona Y. aus München. Nach der Schlaganfall-Reha waren die körperlichen Symptome deutlich besser geworden und von ihrer halbseitigen Lähmung kaum noch etwas zu sehen. Aber in den folgenden Wochen fiel es der 64-Jährigen immer schwerer, sich für normale Dinge des Alltags aufzuraffen. Selbst die Enkelkinder bereiteten ihr keine Freude mehr.

Depression nach Schlaganfall: Wenn negative Emotionen überhandnehmen

„Oft sind solche Gefühle ein normaler Begleiter beim Verarbeiten des Schlaganfalls“, sagt Neuropsychologin Kuhn. Das brauche etwas Zeit und könne erst geschehen, wenn sich die Dinge wieder ein wenig „gelegt“ hätten und Ruhe eingekehrt sei. Mitunter nähmen dabei aber eine ängstliche Verunsicherung, Zukunftsangst, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit überhand. „Dann ist es ratsam, eine Depression als Reaktion auf den Schlaganfall in Betracht zu ziehen“, so Kuhn.

Was können Betroffene und Angehörige dann tun? „Eine depressive Erkrankung sollte stets fachärztlich und psychotherapeutisch begleitet werden“, sagt die Expertin der Hirnstiftung. Wenn die Symptome mit der Zeit trotz vertrauensvoller Gespräche mit Familie oder Freunden nicht abnehmen, sollte ärztlicher Rat gesucht werden. Die erste Anlaufstelle dafür sei die Hausarztpraxis oder der behandelnde Neurologe. Bei großer innerer Unruhe, Gedankenrasen oder Schlafstörungen könnten parallel zur Psychotherapie auch Antidepressiva helfen.

Wann eine neuropsychologische Therapie bei Depression nach Schlaganfall sinnvoll ist

Zuweilen kommt es vor, dass Erkrankte trotz dieser Behandlung weiterhin Gefühle von anhaltender Erschöpfung oder Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen haben. Kuhn: „Der Grund können dann direkte Folgen des Schlaganfalls sein.“ Neben körperlichen Einschränkungen kann dieser auch die kognitive Leistungsfähigkeit sowie das emotionale Erleben und Verhalten nachhaltig stören.

Spüren würden das nur die Betroffenen selbst, sagt Kuhn. „Für andere Menschen sind solche Störungen im Alltag kaum nachvollziehbar.“ Feststellen kann man sie mit einer sogenannten neuropsychologischen Untersuchung. Viele eingeschränkte Hirnleistungen lassen sich dann wieder mit einer abgestimmten Therapie verbessern. Gesetzlich Krankenversicherte haben innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem neurologischen Krankheitsfall einen Anspruch auf 60 Stunden ambulante neuropsychologische Behandlung.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Depression nach Schlaganfall sowie Details zu einer neuropsychologischen Therapie inklusive einer Liste entsprechender Fachleute.


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