29.02.2024, Bayerisches Landeskriminalamt
Mit kreativen und vor allem perfiden Methoden versuchen professionell agierende Betrüger über das Telefon Menschen um ihr gesamtes Hab und Gut zu bringen. Leider gelingt ihnen dies immer wieder, obwohl viele Opfer bereits vor den Betrugsmaschen wie z. B. des falschen Polizeibeamten, des Enkeltricks, des Schockanrufs, des WhatsApp-Betrugs oder der vermeintlichen Gewinnbenachrichtigung gewarnt wurden.

Bei ihren Anrufen nutzen die Täter die Überraschung der Opfer aus, setzen sie unter Zeit- und Entscheidungsdruck und versuchen sie zu isolieren („reden Sie mit niemanden darüber…“). Mögliche Helfer werden dabei diskreditiert („den Bankangestellten können Sie nicht trauen, die stecken mit den Verbrechern unter einer Decke …“). Den potentiellen Opfern wird so die Möglichkeit genommen, in Ruhe über den Sachverhalt nachzudenken und vielleicht mit einer anderen Person darüber sprechen zu können.

Niemand ist davor sicher, Opfer von Betrügern zu werden, aber gerade ältere Menschen sind erheblich mehr gefährdet. Die Auffassungsgabe und psychosozialen Kompetenzen nehmen insgesamt gesehen mit fortschreitendem Lebensalter ab. Dies gilt insbesondere für die sogenannte vierte Lebensphase, in der die körperlichen Einschränkungen zusammen mit einer oftmals zu beobachtenden sozialen Vereinsamung zunehmen.

Die Bayerische Polizei hat in den letzten Jahren regelmäßig und auf vielfältige Weise vor den Gefahren des Telefonbetrugs gewarnt und über das richtige Verhalten aufgeklärt. Kommende Woche findet überdies gemeinsam mit der sächsischen Polizei eine Aktionswoche zur Prävention des Telefonbetrugs statt, in der die Bevölkerung erneut sensibilisiert und gezielt auf die u. a. „Kernbotschaften“ zur Vermeidung der Opferwerdung hingewiesen wird.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden die gesamte Woche über auf allen verfügbaren Plattformen Social Media-Beiträge zu den verschiedenen Telefonbetrugsmaschen geschaltet. Daneben finden in Bayern diverse regionale Veranstaltungen (z. B. im Rahmen des Projekts „Coffee with a Cop“) statt, bei denen die örtliche Polizei den Bürgerinnen und Bürgern direkt für alle Fragen rund um das Thema Sicherheit zur Verfügung steht und dabei auch über die verschiedenen Telefonbetrugsmaschen aufklärt.

Für eine effektive Prävention ist es wichtig, dass möglichst nicht nur die potentiellen Opfer selbst, sondern auch deren gesamtes soziales Netzwerk informiert und mit Handlungskompetenz versehen werden: Familienangehörige und besonders Kinder bzw. Enkelkinder von Seniorinnen und Senioren, Nachbarschaften, Pflegedienste und andere Kontakte, wie zum Beispiel Ärzte oder Apotheker. Denn nur gemeinsam kann es gelingen, dass die Betrüger keinen Erfolg mehr mit ihren kriminellen Machenschaften haben. 

Dazu Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: "Menschen durch Schüren von Ängsten oder Ältere gezielt übers Ohr zu hauen, gehört zu den schäbigsten Straftaten. Nicht selten verlieren die gutgläubigen Opfer große Teile ihrer Ersparnisse. Erste Auswertungen für 2023 zeigen für Bayern in diesen Deliktsfeldern weiter steigende Fallzahlen. Die Schadenssumme lag im vergangenen Jahr bei rund 24 Millionen Euro. Bundesweit dürfte der Trend vergleichbar sein. Mit unserer gemeinsamen Präventionskampagne wollen wir potentielle Opfer wachrütteln. Mein Appell: Nehmen Sie unsere Tipps ernst und sensibilisieren Sie auch Ihre älteren Mitmenschen. Ganz wichtig: Verständigen Sie umgehend die Polizei. Nur dann besteht die Chance, die Täter und Hintermänner aus dem Verkehr zu ziehen."

„Kernbotschaften“ Ihrer Polizei:

Wir bitten grundsätzlich um Vorsicht – ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit! Ganz egal, welche Geschichte am Telefon erzählt wird, jeder sollte sich folgende Tipps zu Herzen nehmen:

  • Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen.
  • Legen Sie auf, sobald Ihr Gesprächs- oder Chatpartner Geld fordert.
  • Geben Sie keine privaten Daten zu finanziellen Verhältnissen preis.
  • Erklären Sie niemandem, wo Sie Geld oder Wertgegenstände (z. B. Schmuck) aufbewahren.
  • Übergeben und überweisen Sie niemals Geld an unbekannte Personen oder Konten.
  • Denken Sie daran: die echte Polizei oder sonstige Amtspersonen fordern niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen oder Ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Bei der echten Polizei erscheint auch niemals die Rufnummer 110 im Display.
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Namen vorstellt oder als Bekannter oder Verwandter ausgibt, den Sie als solchen nicht erkennen.
  • Versichern Sie sich der Echtheit des Anrufers, aber rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück. Rufen Sie Ihre Angehörigen unter der Ihnen bekannten Rufnummer an oder sprechen Sie mit Ihrer Nachbarschaft über ungewöhnliche Anrufe, bevor Sie eine Entscheidung treffen. 

Grundsätzlich gilt: Verständigen Sie bei verdächtigen Feststellungen oder Kontaktaufnahmen umgehend die Polizei über den Notruf 110.

Viele wertvolle Informationen und Präventionstipps finden Sie im Internet auf folgenden Seiten: www.polizei-beratung.de und www.polizei.bayern.de.