Exklusiv-Interview nach der „Drecks-Diskussion“: Hoeneß: Darum bremse ich den Bayern-Jubel

Von: Von KAI PSOTTA

Als „schönen Dreck“ hatte Präsident Uli Hoeneß (61) die Leistungen seiner Bayern in den letzten Wochen kritisiert.

Die Antwort des Teams: ein 2:1 in Leverkusen.

BILD: War es auch nur ein Drecks-Sieg?

Hoeneß: „Ich war mit der Mannschaft sehr zufrieden. Die erste Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, gegen Ende sind wir ein bisschen müde geworden. Es war total okay und war mit den Spielen gegen Arsenal und Hoffenheim überhaupt nicht zu vergleichen.“

BILD: Stimmen Sie sich eigentlich mit Sportvorstand Matthias Sammer ab, wer wann auf den Putz haut? Nach dem Motto: „Heute darf ich, nächstes Mal bist du dran, Matthias!“

Hoeneß: „Nein. So etwas machen wir nicht. Ich spüre ganz genau, wenn es der richtige Zeitpunkt ist. Der war vergangene Woche. Aber wir müssen da nichts abstimmen.“

BILD: Sind Sie jetzt wieder richtig entspannt?

Hoeneß: „Es geht nicht darum, entspannt zu sein. Wir können uns auf Dauer nicht erlauben, Spiele wie gegen Arsenal und Hoffenheim abzuliefern. Wir müssen zusehen, die Meisterschaft vernünftig zu Ende zu spielen. Die Hauptkonzentration liegt auf der Champions League. Wir wollen die Champions League gewinnen. Wir sind hungrig auf diesen Titel – haben sogar Bärenhunger darauf. Deshalb dürfen Sie (die Medien; d. Red.) uns auch nicht immer in den Himmel loben. Das gefährdet unsere Ziele.“

BILD: Aber mit Verlaub, wenn Sie nach der Gala gegen Dortmund strahlend verkünden, die Machtverhältnisse seien in Deutschland wieder geradegerückt, dann tragen Sie damit doch auch dazu bei, dass alle in Jubel ausbrechen.

Hoeneß: „Ich habe lediglich einen Fakt benannt. Wir führen mit 20 Punkten in der Meisterschaft, haben Dortmund sehr klar geschlagen. Deshalb sind die Machtverhältnisse nun mal in Deutschland geklärt. Aber wir wollen die Champions League gewinnen. Deshalb musste ich das Bild, das über den FC Bayern gezeichnet wurde, wieder geraderücken und gegen die Jubelstimmung gegensteuern.“

BILD: Noch einmal die Nachfrage: Es ist doch menschlich, dass alle bei all den Rekorden in Jubelstimmung ausbrechen.

Hoeneß: „Lasst uns doch am Ende der Saison richtig jubeln. Wenn wir gegen Juventus so spielen wie gegen Arsenal oder Hoffenheim, fliegen wir raus. Wir spielen mittlerweile auf so einem hohen Niveau, wo kaum noch Luft nach oben ist. Es ist verdammt schwer, die letzten fünf bis zehn Prozent immer wieder rauszukitzeln. Aber ohne die letzten Prozent wird es nichts.“

BILD: Wie gefällt Ihnen Juve als Gegner?

Hoeneß: „Das ist ganz schwierig, weil wir zuerst zu Hause spielen. Wenn wir erst in Italien spielen würden, wäre es mir lieber. Juve und zuerst in München ist eine große Hausnummer. Da reicht uns kein 1:1. Wir müssen zusehen, kein Gegentor zu bekommen. Ich glaube sogar, dass wir ziemlich deutlich gewinnen müssen, um ruhig nach Turin fahren zu können.“

BILD: Wenn Bayern so spielt wie im Pokal gegen Dortmund, dann...

Hoeneß: „...mache ich mir keine Sorgen, dass wir Juve schlagen.“

BILD: Was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl, wie viele Titel Bayern am 2. Juni feiern kann?

Hoeneß: „So weit denke ich nicht. Wir sind Meister. Jetzt können wir uns auf die Champions League und den DFB-Pokal konzentrieren.“

BILD: Wären Sie enttäuscht, wenn es nur ein Titel am Ende würde?

Hoeneß: „Das kommt drauf an, wie die Spiele laufen. Mit der Meisterschaft haben wir die Ziele für diese Saison erreicht. Alles andere wäre die Sahne im Kaffee.“

BILD: Ottmar Hitzfeld rechnet im „Sonntags Blick“ damit, dass Arjen Robben im Sommer den Verein verlässt. Richtig?

Hoeneß: „Es gibt überhaupt keine Überlegungen vom Verein, Arjen Robben abzugeben.“

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