Trotz Streiks: Amazon-Deutschland-Chef: „Wir liefern pünktlich“

Von: Von HENRIK JEIMKE-KARGE

Berlin – Der Versandhändler Amazon erklärt: Trotz der angekündigten Streiks in der kommenden Woche kommen alle Oster-Bestellungen rechtzeitig.

Im Interview spricht Deutschland-Chef Ralf Kleber zudem über Arbeitszeiten und den Einstieg ins Geschäft mit frischen Lebensmitteln.

BILD: Bei Amazon wird gestreikt. Kommen meine Geschenke zu Ostern rechtzeitig an?

Ralf Kleber: „Aber klar doch! Wir liefern pünktlich.“

Was macht Sie da so sicher?

Kleber: „Dreierlei: Erstens ist alles beim Alten – ein paar wenige streiken, die große Mehrheit kommt zufrieden zur Arbeit. Zweitens: Wir haben in Europa 28 Versandzentren in sieben Ländern, können Waren von überall nach überall schicken. Und drittens – die stets pünktliche Lieferung zu Weihnachten hat gezeigt, dass uns vor Ostern nicht bange sein muss.“

Was ist der letzte Termin für eine pünktliche Lieferung zu Ostern?

Kleber: „Wer mit Standardversand bis Dienstag 31. März abends bestellt, kann sicher sein, dass die Ware noch am Samstag ankommt.“

Bislang können Sie bei Streiks auf Verteilzentren in Polen oder Frankreich ausweichen. Doch Verdi will jetzt auch dort streiken.

Kleber: „28 Verteilzentren in Europa und eine stets geringe, teils schwindende Teilnahme an Streiks in Deutschland machen uns sicher: Die Kunden werden nichts spüren.“

Amazons Image als Arbeitgeber ist nicht besonders gut, leidet unter den Streiks weiter. Macht das Ihnen keine Sorge?

Kleber: „Die Wirklichkeit sieht anders aus. Nicht umsonst haben über 1000 Mitarbeiter in eigener Verantwortung eine Pro-Amazon-Kampagne gestartet. Denen stinkt es, wie falsch ihr Arbeitgeber dargestellt wird.

Setzen Sie streikende Mitarbeiter unter Druck?

Kleber: „Im Gegenteil. Wir haben intern immer gesagt: Leute, egal ob Ihr streikt oder nicht – wir gehen hier fair und respektvoll miteinander um, keiner muss Nachteile fürchten.“

Es ist aber von „Inaktivität“ die Rede. Wie viele Minuten hat ein Mitarbeiter zwischen zwei Arbeitsschritten, um nicht aufzufallen?

Kleber: „Genug, um einen Kaffee zu trinken, aufs Klo zu gehen und sich auf dem Weg noch mit Kollegen zu unterhalten. Im Ernst: Was haben Sie für eine Vorstellung? Das ist ein völlig normaler Job, mit ordentlichen Pausen, Stundenlohn von über zehn Euro plus Extras, netten Kollegen – und genug Zeit, die Arbeit zu erledigen.“

Muss man sich melden, wenn man mal eine Minuten lang nichts tut?

Kleber: „Ganz klar nein – so etwas wollen wir nicht, passt auch gar nicht zu unserem guten Umgang miteinander. Rein hypothetisch: Wenn jemand den ganzen Tag rumstehen würde, dann gäbe es eine Nachfrage, schon aus Fairness gegenüber Kollegen, die ihren Job machen. Aber das sollte nicht vorkommen.“

Der Online-Handel boomt. Wann startet Amazon in Deutschland seinen Lieferdienst für frische Lebensmittel?

Kleber: „Amazon Fresh ist ein toller Service – und wir verstehen Ihre Erwartungsfreude. Bisher gibt es das erstmal in den USA. Haltbare Lebensmittel können Sie aber schon seit fast fünf Jahren auch in Deutschland bestellen. Wir nähern uns hier der Zahl von einer halben Millionen Produkten im Angebot.“

Warum tut sich der Onlinehandel auf diesem Gebiet zu schwer?

Kleber: „Mein Eindruck ist: Im Moment tut sich doch einiges.“

Es scheint eher: Die Deutschen lieber beim Laden um die Ecke ein.

Kleber: „Das eine schließt das andere nicht aus. Es gibt inzwischen übrigens viele Läden um die Ecke, die als Marktplatz-Händler ihre Waren zudem bei uns online anbieten, um über Amazon ganz neue Kunden erreichen.“

In den USA gab es gerade die Genehmigung für Testflüge mit der Drohne. Wann startet Amazon die erste Paketdrohne in Deutschland?

Kleber: „Unsere Kollegen in den USA, Israel und Großbritannien arbeiten in der Tat an dem Projekt „Amazon Prime Air“. Bis wirklich die erste Drohne liefert, dauert es aber bestimmt noch eine Weile.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.