Ermittlungen gegen früheren Mitarbeiter (25): Spanner filmte Chorknaben in Toiletten und Duschen

Das Haus St. Ambrosius der Augsburger Dommusik – 1976 wurde der Chor als Einrichtung der Erzdiözese Augsburg neu gegründet. Die Tradition reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück

Das Haus St. Ambrosius der Augsburger Dommusik – 1976 wurde der Chor als Einrichtung der Erzdiözese Augsburg neu gegründet

Foto: Burkhard Mücke/CC BY-SA 4.0/Wikimedia
Von: Andreas Bachner

Augsburg/Bamberg – Spanner-Skandal in der renommierten Institution der Augsburger Domsingknaben!

Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und die Kripo Augsburg ermitteln nach BILD-Informationen gegen einen früheren Angestellten (25) der katholischen Einrichtung der Erzdiözese Augsburg.

Der Sekretariats-Mitarbeiter – ein sogenannter „Assistent des Kulturmanagements“ war von 2015 bis 2020 in der Einrichtung tätig, er soll zwischen 2017 und 2020 Kinder und Jugendliche beim Duschen und in den Toiletten heimlich gefilmt haben!

Oberstaatsanwalt Thomas Goger (46) vom Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellen Missbrauch im Internet bestätigte auf BILD-Anfrage die Ermittlungen gegen den Mann. „Unsere Behörde führt seit einem Hinweis aus dem Ausland seit bereits August 2020 ein entsprechendes Ermittlungsverfahren.“

Bayerns oberster Kinderporno-Fahnder, Oberstaatsanwalt Thomas Goger (46) von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg

Bayerns oberster Fahnder nach Kinderpornografie, Oberstaatsanwalt Thomas Goger (46) von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg

Foto: picture alliance/dpa

25-jähriger Ex-Angestellter filmte Kinder heimlich beim Duschen und in den Toiletten

Ins Visier der Strafverfolger war der aus Dresden stammende Mann zunächst gekommen, da er sich im Internet Kinderpornos heruntergeladen hatte. 378 Bilder fanden die Ermittler auf seinem Smartphone.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurde auch sein Rechner sichergestellt, verschlüsselte Daten konnten durch Spezialisten der Generalstaatsanwaltschaft ausgewertet werden. Dabei entdeckten die Ermittler die Aufnahmen aus den Toiletten und Duschen!

Bayerns oberster Fahnder nach Kinderpornografie, Thomas Goger, auf Nachfrage: „Es wurden 160 Videos festgestellt, die männliche Kinder und Jugendliche zeigen.“ Aufgrund des früheren Jobs des Tatverdächtigen bei den Domsingknaben war schnell klar: bei den Opfern handelte es sich um ehemalige oder aktuelle Schüler der katholischen Einrichtung.

Bei den Domsingknaben werden rund 350 Schüler zwischen 5 und 25 Jahren unterrichtet – sie bilden den Kathedralchor am Hohen Dom zu Augsburg.

34 Geschädigte konnten seit Oktober 2022 – auch durch die Mithilfe der Schule – identifiziert und vernommen werden. Die Taten liegen zum Teil viele Jahre zurück, der 25-Jährige hatte nach BILD-Informationen die Aufnahmen zum Teil auch bei Ausflügen gemacht, hatte Kameras in den Sanitäranlagen heimlich aufgestellt.

Der Münchner Rechtsanwalt Marc Wederhake verteidigt den Angeschuldigten

Der Münchner Rechtsanwalt Marc Wederhake verteidigt den Angeschuldigten

Foto: privat

Gegen den 25-Jährigen laufen nun Ermittlungen wegen des Verdachts des Erwerbs und Besitzes kinderpornografischer Schriften, wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen sowie sogar wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs. 2017 lebte der Mann noch in München, in seiner Wohnung soll er einen damals 13-jährigen Buben missbraucht haben.

Auf Anfrage teilte die Erzdiözese Augsburg mit, dass die Einrichtung in dem Verfahren als Zeugin geführt werde. Eine Sprecherin: „Wir wurden im Oktober 2022 von Ermittlungsbehörden kontaktiert, haben die Behörden im Verfahren gegen den ehemaligen Mitarbeiter durch enge Zusammenarbeit unterstützt." Die Eltern seien in Informationsabenden in Kenntnis gesetzt worden. Den Betroffenen seien Hilfsorganisationen an die Hand gegeben worden, um die Geschehnisse aufzuarbeiten.

Der mutmaßliche Singknaben-Spanner befindet sich derzeit auf freiem Fuß. Er hatte 2020 auf eigenen Wunsch die Einrichtung verlassen und das Arbeitsverhältnis beendet. Sein Verteidiger, der Münchner Fachanwalt für Strafrecht, Marc Wederhake, wollte sich zu den Vorwürfen auf Anfrage nicht äußern.

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