Astrazeneca-Impfung: Was über die Nebenwirkungen bisher bekannt ist

Ein Mensch zieht mit einer Spritze Impfstoff aus einer Ampulle mit AstraZeneca

Astrazeneca-Impfung: Was über die Nebenwirkungen bisher bekannt ist

Unter-60-Jährige bekommen keine Astrazeneca-Impfungen mehr. Wie groß ist die Gefahr? Und ist erwiesen, dass eine Impfung mit Astrazeneca Thrombosen auslösen kann? Was wir wissen und was nicht.

Nach dem Tod einer 47-jährigen Frau, die wenige Tage zuvor gegen Corona geimpft wurde, sowie weiteren Fällen einer ungeklärten Nebenwirkung - einer Sinusvenen-Thrombosen im Hirn - wird der Astrazeneca-Impfstoff deutschlandweit nur noch an Menschen ab 60 Jahren verabreicht. Darauf haben sich am Dienstag die Gesundheitsminister von Bund und Ländern verständigt. Es soll aber auch Ausnahmen geben.

Der Wechsel bei der Impfstrategie hat viele Fragen aufgeworfen. Wir beantworten die wichtigsten.

Warum wird der Astrazeneca-Impfstoff für Ältere als nicht gefährlich eingestuft?

Ein sehr kleiner Teil der Menschen, die mit dem Wirkstoff von Astrazeneca geimpft wurden, bekam ernsthafte gesundheitliche Probleme. Einzelne starben  sogar. Betroffen waren hauptsächlich jüngere Menschen, meistens  Frauen. Für Ältere sei der Impfstoff aber weiter geeignet, erklärt die Ständige Impfkommission (Stiko). Weil auf Basis der derzeit vorliegenden Daten die Wahrscheinlichkeit, dass es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommt, bei den Älteren noch geringer ist als ohnehin schon.

Ist erwiesen, dass eine Impfung mit Astrazeneca Thrombosen auslösen kann?

Derzeit wird ein Zusammenhang zwischen der Astrazeneca-Impfung und dem Auftreten von Sinusvenen-Thrombosen im Hirn noch geprüft. Bis Montagmittag wurden dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 31 solcher Fälle gemeldet.

In 19 Fällen wurde zusätzlich ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) bei den Patienten festgestellt. Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Neun der betroffenen Personen starben. Aufgrund dieser Daten gehen einige Ärzte von einem Zusammenhang aus.

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Gibt es vergleichbare Nebenwirkungen anderer Impfstoffe?

Im letzten Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) berichtet die Behörde von zwei Fällen von Sinusvenen-Thrombosen, die nach Impfungen mit dem Biontech-Vakzin auftraten. Keiner der beiden Fälle, die eine 47-jährige und eine 86 Jahre alte Frau betrafen, endete tödlich.

In dem Bericht weist das PEI aber auch darauf hin, dass bei den Impfungen mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna häufiger schwerwiegende Impfreaktionen auftreten als bei Astrazeneca. Als schwerwiegende Reaktionen gelten solche, bei denen die Personen im Krankenhaus behandelt werden müssen oder die als medizinisch "bedeutsam" eingeordnet werden.

16,5 Prozent der Impfreaktionen nach einer Biontech-Injektion sowie 15,4 Prozent nach einer Moderna-Impfung fielen demnach in diese Kategorie. Bei Astrazeneca betrug der Anteil 4,6 Prozent.

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Was ist mit Leuten, die die erste Dosis Astrazeneca schon bekommen haben und bei denen demnächst die Zweitimpfung ansteht?

Zweitimpfungen mit Astrazeneca sollen nach Rücksprache mit dem Arzt zunächst möglich bleiben. Das haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag entschieden. Eine zusätzliche Empfehlung dazu will die Ständige Impfkommission bis Ende April vorlegen. Weil der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung bei Astrazeneca mit zwölf Wochen relativ groß ist, gab es bislang nur wenige Zweitimpfungen mit diesem Vakzin.

Warum wurde Astrazeneca nicht in Großbritannien gestoppt?

Dazu sah die britische Arzneimittelbehörde MHRA bisher keinen Anlass. Bis Mitte März sind demnach vier Fälle von Sinusvenen-Thrombosen im Hirn aufgetreten, keine davon soll tödlich verlaufen sein. Insgesamt sind bereits mehr als elf Millionen Menschen mit dem Impfstoff geimpft worden. Angesichts der großen Zahl verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der diese Art von Blutgerinnsel im Hirn auf natürliche Weise aufträten, sehen die Briten keinen Grund für einen Stopp.

Soll ich mich mit Astrazeneca impfen lassen, wenn ich schon eine Thrombose oder einen Schlaganfall hatte? Helfen Blutverdünner?

Das sollten Betroffene individuell mit ihrem Arzt klären. Informationen gibt es auch auf der Webseite der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe.

Wann impfen sich Politiker - und womit?

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Beispiel hatte zuletzt gesagt, sie lasse sich dann impfen, wenn sie dran ist - "auch mit Astrazeneca". Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte sich vor einigen Wochen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca gegen das Coronavirus impfen lassen.

Welchen Impfstoff verabreichen die Hauärzte?

In Kürze sollen in NRW auch die 11.000 Hausärzte in ihren landesweit rund 6.000 Praxen die Impf-Spritze ansetzen dürfen. Sie bekommen nach Angaben der Landesregierung nach den Osterfeiertagen rund 400.000 Impfdosen geliefert. Damit sollten die Ärzte vor allem chronisch kranke und stark pflegebedürftige Menschen impfen. In den ersten zwei Wochen wird laut NRW-Gesundheitsministerium den Hausarztpraxen Biontech-Impfstoff geliefert, später dann Astrazeneca. Sie müssen sich im Umgang mit den Priorisierungen und mit Astrazeneca an dieselben Vorgaben halten wie die Impfzentren.

Stand: 31.03.2021, 17:48