Ein BVG-Triebfahrzeugführer ist am Steuer zusammengebrochen. Ursache waren jedoch keine gesundheitlichen Probleme, sondern eine lockere Schraube. Nun müssen Hunderte Wagen in die Werkstatt.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen bei einem Großteil ihrer U-Bahn-Wagen die Fahrersitze technisch überprüfen lassen. Das Unternehmen reagiert damit auf einen Unfall eines ihrer Triebfahrzeugführer. Auswirkungen auf das Zugangebot bei der U-Bahn soll diese außerplanmäßige Kontrolle aber nicht haben, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz der Berliner Morgenpost.

Wie berichtet, war am Nachmittag des 18. September ein U-Bahn-Fahrer bei der Einfahrt seines Zuges in den Bahnhof Wittenbergplatz ohnmächtig zusammengebrochen. Der darauffolgende Notarzteinsatz sorgte für stundenlange Einschränkungen des Verkehrs auf der U-Bahn-Linie 2 (Ruhleben–Pankow). Entgegen erster Annahmen ist der 25 Jahre alte BVG-Mitarbeiter nicht aufgrund gesundheitlichen Probleme zusammengebrochen. Vielmehr war er während der Fahrt in einer scharfen Kurve kurz vor dem Bahnhof abrupt von seinem Sitz gekippt und dabei so unglücklich in der Fahrerkabine aufgeschlagen, dass er das Bewusstsein verlor.

Das Unglücksfahrzeug stammt noch aus der DDR

Weil befürchtet wurde, dass er sich dabei an der Wirbelsäule verletzt hat, gestaltete sich seine Bergung schwierig. Der junge Mann wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Universitätsklinikum Benjamin Franklin gebracht, wo sich der Verdacht einer Rückenverletzung nicht bestätigte.

Das Unglücksfahrzeug – der U-Bahn-Wagen der noch zu DDR-Zeiten gebauten G-Serie (BVG-Kennung 1088-4) – ist nach dem Vorfall von der Technischen Aufsichtsbehörde (TAE) sichergestellt und eingehend untersucht worden. Dabei bestätigte sich ein von Unfallzeugen geäußerte Verdacht, dass der Fahrer seitlich von seinem Sitz gekippt war. Ursache dafür sei eine lockere Schraube zur Befestigung des Sitzes gewesen, wie BVG-Sprecherin Petra Reetz jetzt bestätigte. Als Konsequenz lässt die BVG nun alle Fahrersitze auf Stabilität hin überprüfen, die gleicher Bauart sind.

Insgesamt etwa 900 Wagen sind betroffen

Laut Reetz sind davon alle U-Bahn-Baureihen außer die H- und HK-Reihe betroffen. Insgesamt sind das etwa 900 Wagen, von denen allerdings nur jeder zweite auch einen Führerstand hat. Günstig ist, dass die Überprüfungsaktion in die Zeit der Herbstferien fällt, in denen die Berliner U-Bahn nach einem ausgedünnten Fahrplan mit weniger Wagen als sonst fährt. Vorwürfe, dass das Problem mit dem Fahrersitz BVG-intern schon länger bekannt sei, wies Reetz mit großer Entschiedenheit zurück. „Der Vorfall Mitte September ist bislang einmalig.“

Auch habe der Zwischenfall bewiesen, dass die Sicherungssysteme bei der U-Bahn zuverlässig funktionieren würden. Weil der ohnmächtig gewordene Fahrer die Sicherheitsfahrschaltung nicht mehr betätigen konnte, wurde der Zug, der in Richtung Pankow unterwegs war, automatisch abgebremst und kam noch im Bahnhof zum Stehen. „Einen Zug, der wie in manchen Katastrophenfilmen führerlos durch den Tunnel rast und dann durch die Wand fährt, wird es in Berlin nicht geben“, so Reetz.

Zwischenfälle wie der Mitte September sind bei der BVG sehr selten. Um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten, müssen sich nicht nur die Busfahrer, sondern auch die Triebfahrzeugführer bei U-Bahnen regelmäßiger Gesundheitskontrollen unterziehen. Nach früheren BVG-Angaben verlieren pro Jahr etwa 20 Fahrer aus gesundheitlichen oder anderen Gründen die Fahrdiensttauglichkeit. Sie werden dann mit anderen Aufgaben eingesetzt.