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Sport (Print WAMS)

„Mein Geld gibt mir Freiheit“

Für seine Titelverteidigung kassiert Wladimir Klitschko 17,49 Millionen. Zum ersten Mal verrät er, was er mit seinem Geld anstellt

So viel Geld wie Wladimir Klitschko, 37, für seine Titelverteidigung gegen Alexander Powetkin, 33, bekommt, hat seit Mike Tyson kein Boxweltmeister im Schwergewicht mehr kassiert. Der Ukrainer kassiert 17,49 Millionen Dollar, selbst sein Herausforderer darf sich noch über 5,83 Millionen freuen. Zu verdanken haben sie ihre Rekordbörsen dem russischen Oligarchen Andrej Ryabinsky, einem Baulöwen, der den Megakampf für 23.233.330 Dollar ersteigerte.

Welt am Sonntag:

Herr Klitschko, wissen Sie schon, was Sie mit dem vielen Geld machen werden?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Das ist auch nicht wichtig. Wie Geld überhaupt für mich nicht wichtig ist. Wissen Sie, mein Name und mein Ruf sind viel, viel mehr wert als alles Geld auf der Welt.

Was dachten Sie, als Sie von der Börse erfuhren, die Sie gegen Powetkin bekommen werden?

Anfangs glaubte ich nicht richtig zu hören. Ich war sehr überrascht, man kann schon fast sagen geschockt. Ich hätte niemals gedacht, dass die Russen so viel bieten würden.

Motiviert Sie Geld zu besseren Leistungen?

Nein. Wenn ich im Ring stehe, gebe ich immer mein Bestes, egal um wie viel Geld es geht.

Was bedeutet Ihnen Geld?

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Vor allem Freiheit. Freiheit, mir das leisten und kaufen zu können, wovon ich träume, was ich gern haben möchte. Das tun zu können, wonach mir der Sinn steht. Genügend Geld schenkt einem auch mehr Unabhängigkeit, wodurch das Leben noch lebenswerter wird. Leider aber kann man mit Geld nicht alles bekommen. Das kostbarste Gut eines Menschen ist die Gesundheit, und die lässt sich leider mit keinem Geld der Welt kaufen. Schade, wenn das so wäre, würde ich dafür sicher alles hergeben.

Da dies nicht geht – wofür geben Sie dann gern viel Geld aus? Ihr Vermögen wird auf über 30 Millionen Euro geschätzt.

Geld zu haben, bedeutet für mich auch etwas Gutes zu tun. Mein Geld möchte ich vor allem für gute Zwecke verwenden. Meine olympische Goldmedaille habe ich ja auch nicht für eine Million Dollar versteigert, um mir das Geld in die eigene Tasche zu stecken, sondern um es unserer Stiftung für benachteiligte Kinder zugutekommen zu lassen. Ich bewundere Personen wie die US-Milliardäre Warren Buffet und Bill Gates, die „The Giving Pledge“ (Das Spendenversprechen) gegründet haben. Die Initiative fordert die reichsten Menschen der Welt auf, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für soziale Zwecke, Forschung, Bildung und vieles Gutes mehr zu spenden, statt zu vererben. Das finde ich toll, das ist ganz in meinem Sinne.

Macht es Ihnen Spaß, Geld auszugeben?

Wem macht das keinen Spaß? Sicher nur dem, der nicht genügend hat. Es ist doch ein großartiges Gefühl, in einen Laden zu gehen und das zu kaufen, was man möchte. Für mich hängt davon aber nicht meine Glückseligkeit ab, der Seele aber tut das natürlich tut.

Würde es Ihnen auch in den Sinn kommen, Geldscheine zu verbrennen, so wie es Boxweltmeister Floyd Mayweather Junior in seiner selbstherrlichen Arroganz schon mehrfach tat?

Keinesfalls, egal, wie viel Geld ich auch hätte. Ich finde das äußerst respektlos. Vor allem Menschen gegenüber, die wenig oder gar nichts haben. Das ist doch für solche Menschen extremer Psychoterror. Ich verstehe nicht, wie Mayweather das gut finden kann. Geld kann leider auch den Charakter verderben.

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Der Amerikaner schwimmt im Geld, hat offenbar sämtliche Relationen verloren. Erst vor zwei Wochen kassierte er für seine Titelverteidigung gegen den Mexikaner Saul Alvarez eine Rekordbörse von über 60 Millionen Dollar.

Das ist eine Wahnsinnssumme, die aber in keiner Weise sein Verhalten rechtfertigt. Ich freue mich aber für ihn, dass er als Boxer der bestverdienende Sportler der Welt ist.

Sind Sie neidisch auf ihn?

Warum sollte ich? Mir geht es doch gut. Mayweather ist nicht nur ein Weltklasseboxer, der inzwischen in 45 Kämpfen unbesiegt ist, sondern versteht es auch, sich so gut wie kein Zweiter zu vermarkten. Es ist eine absolute Ausnahme.

Könnten Sie nicht auch eines Tages Börsen wie Mayweather Junior kassieren?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Für mich ist entscheidend, dass ich sehr gute Leistungen im Ring zeige, alles andere kommt von allein.

Wofür geben Sie am liebsten Geld aus?

(überlegt lange) Eigentlich brauche ich nicht viel Geld – nur fürs Fliegen, Taxifahrten, Benzin und Essen. Klar, ich muss auch Strom, Gas, Wasser, Versicherungen und Reparaturen bezahlen. Für Kleidung brauche ich kein Geld. Eingekleidet werde ich von einem Sponsor. Bei meiner Größe finde ich sowieso nichts Schönes in den Geschäften.

Träumten Sie als Kind davon, Millionär zu werden?

Nein. Mir war Geld nie so wichtig.

Wirklich nicht? Auch als Kind nicht, wo Sie sich noch nicht alles kaufen konnten?

Nein, wirklich nicht. Als Kind wollte ich immer ein großer Sportler werden und die Welt bereisen – das war mein Traum.

Bekamen Sie Taschengeld von Ihren Eltern?

Ja. Das erste Mal, als ich sechs Jahre alte wurde. So wie mein Bruder Vitali auch. Täglich bekam ich 15 oder 20 Kopeken, um mir Brötchen, Milch und ein Mittagessen kaufen zu können. Wenn ich Geld auf der Straße fand, habe ich mir Spielzeug davon gekauft. Ich hatte zwar ein Sparschwein, doch das Geld dort reinzustecken, war nicht mein Ding. Es auszugeben, fand ich besser.

So wie Ihr fünf Jahre älterer Bruder, der heutige Schwergewichts-Weltmeister des World Boxing Councils (WBC)?

Wie Vitali mit seinem Geld umgegangen ist, kann ich gar nicht sagen. Geld spielte zwischen uns Brüdern nie eine Rolle. Geld war auch nie ein Thema in unserer Familie. Was ich gebraucht habe, habe ich bekommen. Ich habe nie Mangel oder Not gehabt. Deshalb bin ich auch nie in der Versuchung gewesen, wie manch andere Kinder, Geld aus dem Portemonnaie der Eltern oder Großeltern zu stibitzen. Wenn ich das getan hätte, wären mir sowieso die Finger abgefallen. Komisch fand ich es nur, wenn ich, als wir noch in der Sowjetunion lebten, von einem gewonnenen Wettkampf mit 100 US Dollar zurückkam, meine Eltern aber umgerechnet nur fünf Dollar im Monat verdient haben. Das war schon krass. Es lag eben an den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen. Ich habe dann für die Familie eingekauft.

Lebt es sich als Millionär jetzt leichter?

Schwer zu sagen. Meine Kinder- und Jugendjahre waren auch unbeschwert. Sicher, man muss sich über viele Dinge weniger Gedanken machen, wenn man das notwendige Geld besitzt, weil sich damit viele Probleme leichter lösen lassen. Viel Geld kann einem aber auch schlaflose Nächte bereiten, wenn man nicht weiß, wie man es am besten anlegen oder investieren soll. Aber das ist natürlich ein Luxusproblem.

Was war Ihr erster Luxuskauf?

Nach dem Olympiasieg in Atlanta 1996 habe ich mir einen Grand Cherokee gekauft. Den wollte ich schon immer haben. Ich liebe es, Jeep zu fahren.

Sind Sie ein Zocker?

Nein, überhaupt nicht. Klar, wenn ich in Las Vegas bin, schmeiße ich schon mal ein paar Cent in eine Slot Machine, mehr aber auch nicht. Ich habe viel zu viel Respekt vor Geld.

Spekulieren Sie auch nicht an der Börse – so wie es Uli Hoeneß tat?

Nein, absolut nicht. Ich bin kein Uli Hoeneß, den ich sehr mag und bewundere für das, was er beim FC Bayern München geleistet hat. Ich lege mein Geld lieber konservativ an, also auf einem Konto, auf dem es zwar nicht so viele Zinsen gibt, das Geld aber sicher ist. Ich bin ein Sicherheitsmensch.

Verwalten Sie Ihre Millionen selber?

Teils, teils. Ich vertraue aber niemandem mein Geld an, ohne selbst Kontrolle auszuüben.

Worin investieren Sie?

In eine Non-Profit-Organisation, die ihren Sitz in San Francisco hat und Kiva heißt. Dabei gibt man einzelnen Personen oder Kleinbetrieben insbesondere aus Entwicklungsländern übers Internet kleine Kredite, um denen wirtschaftlich auf die Beine zu helfen. Die Organisation agiert weltweit. Mal gebe ich 100, mal 1000 Dollar oder mehr, je nachdem, was gebraucht wird. Das mache ich jetzt seit zwei Jahren und konnte schon sehr vielen Menschen dadurch helfen.

Ihr Geld haben Sie immer wiederbekommen?

Ja. Die Tilgungsrate der Kreditnehmer liegt bei über 99 Prozent.

Und worin investieren Sie noch?

In Kunst. Ich liebe Gemälde.

Sind Sie auf eine Stilrichtung festgelegt?

Mein Bauchgefühl entscheidet, was ich kaufe. Ich sehe ein Bild und entweder gefällt es mir oder nicht. Da schaue ich dann auch nicht aufs Geld, wenn ich mir eins kaufe.

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