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Exklusiv Windhorst kritisiert Hertha-Clubführung

Lars Windhorst hat viel Geld in den Fußballbundesligisten Hertha BSC gesteckt
Lars Windhorst hat viel Geld in den Fußballbundesligisten Hertha BSC gesteckt
© picture alliance/dpa | Christophe Gateau
Der Finanzinvestor beklagt „Machterhalt und Klüngelei“ bei dem Bundesligaverein. Sein Investment hält er aus heutiger Sicht für einen Fehler, will aber für den Erfolg kämpfen: „Ich lasse mir von niemandem 375 Mio. Euro verbrennen“

Der Finanzinvestor und Hertha-Mehrheitseigentümer Lars Windhorst hat die Führung des Bundesligaclubs scharf kritisiert. „Ich habe darauf gesetzt, dass bei Hertha rational und in die Zukunft denkende Leute das Sagen haben, die auch nachhaltig den Erfolg wollen“, sagte Windhorst in einem Gespräch mit Capital. In den vergangenen Monaten sei ihm jedoch klar geworden, dass es einigen Leuten dort in erster Linie um „Machterhalt und Klüngelei“ gehe.

Windhorst hat mit seiner Tennor-Gruppe seit Juni 2019 insgesamt 375 Mio. Euro bei Hertha BSC investiert und hält heute rund zwei Drittel der Anteile an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft, mit der der Verein am Spielbetrieb der Bundesliga teilnimmt. Zu seinem Investment äußerte sich Windhorst neben anderen Themen im Rahmen eines ausführlichen Porträts für die aktuelle Ausgabe von Capital.

Die neue Capital erscheint am 17. Februar
Die neue Capital erscheint am 17. Februar

Auf die Frage, ob er sein Engagement bei Hertha als Fehler betrachte, sagte Windhorst: „Ehrlich gesagt, aus heutiger Sicht ja, leider. Bislang hat mir das Investment bei Hertha abgesehen von positiven Erfahrungen mit vielen Mitgliedern nur Nachteile gebracht.“ Zugleich machte der Tennor-Chef deutlich, dass er weiter für den Erfolg von Hertha kämpfen werde: „Ich lasse mir von niemandem dort 375 Mio. Euro verbrennen und werde darum niemals aufgeben.“ Er werde „das Investment zum Erfolg führen, auch wenn es viel länger dauern wird als ursprünglich geplant“, sagte er.

Die Kapitalspritze von Windhorst half Hertha zwar, die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise abzupuffern, und ermöglichte zahlreiche Spielertransfers. Sportlich kommt der Verein aber trotz der Tennor-Millionen kaum voran. Aus dem erhofften Angriff auf die Plätze für die internationalen Wettbewerbe wurde bislang nichts, stattdessen steckt die Mannschaft in der aktuellen Saison erneut im Abstiegskampf. Zudem schwelen seit Längerem Konflikte zwischen dem Investor und Teilen der Clubführung. Wegen der sogenannten 50+1-Regel ist der Einfluss von externen Kapitalgebern in der Bundesliga begrenzt, selbst wenn sie die Mehrheit der Anteile halten.

Windhorst: Tennor-Gruppe kerngesund

Im Gespräch mit Capital äußerte sich der Tennor-Chef auch zu der wirtschaftlichen Lage seines Konzerns. Anfang November 2021 hatte ein Gericht in Amsterdam Windhorsts niederländische Konzernholding für insolvent erklärt. Kurz vor Weihnachten hob ein Berufungsgericht diese Entscheidung wieder auf. Aus seiner Sicht sei es aber stets ausgeschlossen gewesen, dass Tennor tatsächlich für insolvent erklärt werde, sagte er.

Das zwischenzeitliche Insolvenzurteil habe ihm geschadet, sagte Windhorst. Manche Geschäftspartner hätten danach auf Vorkasse bestanden, einige Zahlungen habe er aus der privaten Tasche vorfinanzieren müssen. Tatsächlich sei Tennor aber kerngesund, betonte der Investor. Die Annahme, sein Unternehmen habe Zahlungsprobleme, sei absurd. „Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr fast eine halbe Milliarde Euro zur Finanzierung und Refinanzierung der Gruppe und ihrer Unternehmen eingesetzt“, sagte er.

Aus einem jüngst veröffentlichten Pflichtangebot für die Minderheitsaktionäre von Winhorsts Filmproduktionsfirma Wild Bunch geht hervor, dass der Tennor-Chef in den vergangenen Monaten weitere Anteile von rund 25 Prozent an der Dachgesellschaft seiner Firmengruppe übernommen hat. Damit hält Windhorst direkt und über eine Trust-Konstruktion nun rund 98 Prozent an der Tennor Holding. Mittlerweile gebe es nur noch einen anderen Anteilseigner, den er möglichst bald herauskaufen wolle, sagte Windhorst. Künftig will er die Tennor-Gruppe komplett privat halten.

Der Beitrag erscheint in Capital 3/2022. Interesse an Capital? Hier geht es zum Abo-Shop, wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es in Apples App Store, bei GooglePlay – und in unserem neuen Premium-Abo Capital+ unter dem Menüpunkt „Digitales Magazin“

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