Bewährungsstrafe wegen Terror-Propaganda: Ex-Bundesliga-Profi Naki  ​in der Türkei verurteilt

Von: Von HAMDI GÖKBULUT und THOMAS DIERENGA

Nach dem Freispruch jetzt die Verurteilung: Ex-Bundesliga-Profi Deniz Naki (27/FC St. Pauli) ist in der osttürkischen Stadt Diyarbakir zu einem Jahr, sechs Monaten und 22 Tagen verurteilt worden. 

Noch im November 2016 war der Deutsch-Türke (besitzt beide Pässe) vom Vorwurf der „Terror-Propaganda“ für die PKK freigesprochen worden. Nachdem ein Staatsanwalt Revision beantragt hatte, kam es jetzt zum zweiten Verfahren. 

Naki (r.) beim heutigen Prozess mit der Europa-Abgeordneten Fabio De Masi (l.) und Völkerrechts-Professor Norman Paech

Naki (r.) beim heutigen Prozess mit der Europa-Abgeordneten Fabio De Masi (l.) und Völkerrechts-Professor Norman Paech

Foto: Hamdi Gökbulut

Kurios: Der selbe Richter, der Naki im Herbst noch freigesprochen hatte, verurteilte ihn heute zu einer Bewährungsstrafe. Das Verfahren dauerte weniger als 30 Minuten.

Naki zu BILD: „Das Urteil finde ich natürlich scheiße.“

Der Europa-Abgeordnete Fabio de Masi (37/Die Linke) war Prozessbeobachter: „Man hat gesehen, dass politischer Druck dahinter war. Naki ist das Hühnchen, das gerupft wurde. Das Urteil soll abschreckende Wirkung haben.“ Das sieht Naki genauso: „Ich werfe dem Richter nichts vor. Die Entscheidung kam von ganz woanders her.“

Naki zeigt im November im Gerichtssaal ein St. Pauli-Trikot

Naki zeigt im November im Gerichtssaal ein St. Pauli-Trikot

Foto: Hamdi Gökbulut

De Masi rät Naki, sich während seiner Bewährungszeit (5 Jahre!) ruhig zu verhalten, sonst drohe ihm Haft: „Er sollte nicht einmal das Wort Frieden benutzen.“ 

Naki gibt sich gegenüber BILD kämpferisch: „Ich gehe davon aus, dass ich noch im Knast landen werde. Ich werde weiter den Mund aufmachen, wenn ich Menschen Not leiden sehe.“ Der Fußballer überlegt mit seinen Anwälten gegen das Urteil vorzugehen.

Der in Düren geborene Naki (spielte u.a. in Leverkusen und beim FC St. Pauli) hätte auch einfach das Land verlassen können, stellte sich aber dem Prozess. Der Sohn kurdischer Eltern vor dem Prozess: „Dann aber wäre alles, wofür ich mich hier einsetze, vergebens gewesen.“

Als Spieler von Amed SK (3. Liga) ist er gesperrt. Naki: „Ich soll das Publikum beleidigt haben. Dabei habe ich nur versucht, unsere eigenen Fans zu beruhigen.“

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