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Aufsichtsrat Großaktionär fordert externe Prüfung der Deutschen Bank

Der Deutschen Bank droht kurz vor dem Machtwechsel an ihrer Spitze neuer Ärger: Der Großaktionär Hermes verlangt nach SPIEGEL-Informationen eine unabhängige Überprüfung des Aufsichtsrats. Grund ist die missglückte Erneuerung des Vorstands.
Chefaufseher Börsig: "Der Aufsichtsrat hat in einigen seiner Kernaufgaben versagt"

Chefaufseher Börsig: "Der Aufsichtsrat hat in einigen seiner Kernaufgaben versagt"

Foto: dapd

Hamburg - Der scheidende Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig, gerät kurz vor der Hauptversammlung des Konzerns am kommenden Donnerstag unter Druck. Die britische Fondsgesellschaft Hermes fordert eine Überprüfung des Aufsichtsrats durch externe Berater. "Die missglückte Erneuerung des Vorstands zeigt, dass ein echter Neuanfang nötig ist", sagte Hermes-Manager Hans-Christoph Hirt dem SPIEGEL.

Der künftige Aufsichtsratschef Paul Achleitner solle Zusammensetzung und Arbeit des Kontrollgremiums evaluieren lassen, forderte Hirt. Hermes vertritt Aktionäre, die 0,5 Prozent der Anteile an der Deutschen Bank halten und Börsig sowie die übrigen Kontrolleure nicht entlasten wollen. "Der Aufsichtsrat hat in einigen seiner Kernaufgaben versagt", sagte Hirt. Das gelte für die Suche nach einem Nachfolger für Josef Ackermann und den später aufgegebenen Plan, ihn zum Aufsichtsratschef zu machen.

Am 1. Juni lösen Anshu Jain und Jürgen Fitschen Ackermann als Vorstandschef ab, Börsig wird durch Achleitner ersetzt.

Außerdem kritisierte Hirt das Vergütungssystem und die "fehlende Nachhaltigkeit in der Kultur und Strategie" der Bank. Zwar habe die Deutsche Bank einen umfangreichen Verhaltens- und Ethikkodex, aber es gebe erhebliche Zweifel, wie relevant der im täglichen Geschäft sei. "Die Liste der Rechtsstreitigkeiten, laufenden Untersuchungen und fragwürdigen Geschäfte ist bei der Deutschen Bank sehr lang." Die Bank brauche ein stärkeres Risikobewusstsein.

Hirt kritisierte gegenüber dem SPIEGEL Investmentbanken für ihre Vergütungspraxis scharf. Die Gehälter seien oft zu hoch und unzureichend am langfristigen Unternehmenserfolg ausgerichtet. "Was spricht dagegen, die Gesamtvergütung auf 25 oder 30 Prozent der Erträge zu reduzieren?" Derzeit gingen etwa 40 Prozent der Umsätze an das Personal.

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