Uli Hoeness und Svetislav Pesic über Bayerns Basketball-Projekt: Nowitzki? Wir sind doch nicht das Altenheim der Liga

Von: Von KAI PSOTTA und MATTHIAS MARBURG

Uli Hoeneß und Svetislav Pesic sind auf dem Weg, die Bayern auch im Basketball zu einer großen Nummer zu machen. Hier sprechen sie über den Wirbel um zwei Trainerentlassungen, ihren Kampf gegen Lustlos-Profis und den deutschen NBA-Star Dirk Nowitzki.

BILD am SONNTAG: Herr Hoeneß, Ihr Basketball-Projekt wurde teilweise auf den Fluren der Bayern-Geschäftsstelle belächelt. Karl-Heinz Rummenigge hat bis heute kein Spiel besucht.

Uli Hoeneß (61): Er hat mir fest versprochen, dass er bald kommt. Karl Hopfner war ja mittlerweile auch da und hat neulich sogar gestanden: „Ich wusste gar nicht, dass das so toll ist.“ Dass ich den einen oder anderen Spruch bekommen habe, weil es zwischendurch eine schlechte Phase gegeben hat, ist okay. Inzwischen lacht mich niemand mehr wegen meines Hobbys aus.

Wie erleichtert sind Sie, dass nach den Entlassungen der Trainer Dirk Bauermann und Yannis Christopoulos und den folgenden Schlagzeilen wieder Ruhe eingekehrt ist?

Hoeneß: Wir wollten Yannis Christopoulos eigentlich länger die Chance geben. Aber dann waren zwei Spiele äußerst schwach. Ich hatte Sorge um die Mannschaft. Da musste ich handeln. Deshalb habe ich Sonntagmorgen bei Marko Pesic angerufen, ihn gefragt, wo sein Vater ist, ihn nach München eingeladen und mich am Montag in zehn Minuten mit ihm geeinigt.

Seitdem läuft es. Weil Sie ein Schleifer sind und den verwöhnten Bayern-Spielern Beine gemacht haben, Herr Pesic?

Svetislav Pesic (63): Natürlich bin ich hart. Natürlich habe ich Regeln. Natürlich verlange ich Disziplin. Das ist Grundvoraussetzung. Wir sind schließlich hier, um Erfolg zu haben. Worüber sprechen wir? Seit ich in München bin, haben wir eine Sache an meiner Philosophie verändert. Wir trainieren nicht zweimal am Tag, wie ich es früher gemacht habe, sondern nur noch einmal – und dafür den ganzen Tag.

Hoeneß: Mir haben einige erzählt, dass die Spieler jetzt nach dem Training abends um halb zehn am Tisch einschlafen. Früher waren die Jungs nicht um halb zehn müde, sondern erst um halb fünf Uhr morgens.

Vergleichen Sie die Basketballer doch mal mit den Bayern-Fußballern.

Pesic: Wir spielen fast so wie die Fußballer. Wir spielen eine sehr aggressive Verteidigung. Die spielen eine sehr aggressive Verteidigung. Wir spielen Zonendeckung. Das lässt Jupp Heynckes auch spielen. Wir haben im Angriff einen Center, die Fußballer spielen mit einem Stürmer.

Hoeneß: Ich kann nur feststellen, dass wir mit Herrn Pesic die meisten unserer Spiele gewonnen haben und das in einer sehr aggressiven, attraktiven Art. Wir spielen schneller Basketball, die Zuschauer fahren zufrieden nach Hause.

In der „Welt am Sonntag“ wird Ihnen beiden Divenhaftigkeit unterstellt. Ihr Trainer sei ein Abziehbild von Louis van Gaal, mit dem Sie kein Wort mehr sprechen sollen...

Hoeneß: Ich betrachte mich überhaupt nicht als divenhaft. Und es ist falsch, dass ich nicht mehr mit van Gaal rede. Er redet nicht mehr mit mir. Ich hatte ihn sogar zu meinem 60. Geburtstag eingeladen. Das ist völlig falsch dargestellt. Herrn Pesic kenne ich erst seit ein paar Monaten, aber ich sehe überhaupt keine Parallelen zu Louis van Gaal.

Wie würden Sie Herrn Pesic denn beschreiben?

Hoeneß: Herr Pesic ist selbstbewusst. Er hat ein klares Konzept. In der Kommunikation ist er aber ein ganz anderer Typ als van Gaal. Mit ihm kann man ganz vernünftig diskutieren. Er akzeptiert die Meinung eines anderen, im Gegensatz zu van Gaal. Der hat sich von nichts auf der Welt von seiner Meinung abbringen lassen. So habe ich Herrn Pesic nicht kennengelernt.

Pesic: Ich möchte dem Herrn Präsidenten in nichts widersprechen.

Sie siezen sich?

Hoeneß: Noch! Herr Pesic ist ja nur am Arbeiten. Und ich hatte wegen einer Trainerverpflichtung im Fußball auch viel Stress. Wir hatten noch nicht die Zeit, uns richtig kennenzulernen.

Die Bayern haben im Fußball einen Rekordtransfer mit Javi Martinez gestemmt und Pep Guardiola internationalen Topkonkurrenten weggeschnappt. Stellen Sie jetzt auch im Basketball höhere Ansprüche, wollen unbedingt einen Star wie Dirk Nowitzki?

Hoeneß: Das wäre der falsche Weg! Sein Gehalt ist doppelt so hoch wie unser gesamter Etat. Wir wollen Basketball auf höchstem Niveau. Dirk wird erst in der NBA aufhören, wenn er kaum noch laufen kann. Dann hilft es uns auch nichts. Wir sind – ohne Nowitzki zu nahe zu treten – kein Altersheim für Basketballer. Es ist die Aufgabe von Herrn Pesic, neue Nowitzkis zu entwickeln.

Pesic: Genau. Über Nowitzki müssen wir überhaupt nicht sprechen. Unsere Aufgabe in Deutschland und meine Aufgabe bei den Bayern muss sein, eigene Nowitzkis zu produzieren.

Hoeneß: Ich bin auch kein Freund davon, wenn ein Lockout in den USA ist, dass man dann Spieler für ein paar Wochen holt, sein gesamtes System über den Haufen wirft und an die NBA-Stars anpasst. Das ist konzeptlos und kurzfristig gedacht.

Jetzt haben Sie Vater Svetislav als Trainer und Sohn Marko als Manager im Verein. Ist das nicht gefährlich?

Hoeneß: Doch! Ich habe mich auch daran erinnert, wie es war, als Dieter hier gespielt hat und ich Manager war. Da hat er eine Zeit lang schlecht gespielt und die Leute haben unterstellt, Dieter würde nur spielen, weil sein Bruder hier Manager war. Das war natürlich Quatsch! Ich habe beide Pesic’s darauf hingewiesen, dass das ein Problem sein kann. Bisher funktioniert es aber ohne Probleme. Ich sah keine bessere Möglichkeit, habe nur Positives über Svetislav Pesic gehört. Also habe ich es riskiert.

Pesic: Das funktioniert wie in jeder anderen Familie auch. Ab und zu sehr gut, ab und zu gut, manchmal gibt es auch Streit. Aber auch dann werden wir immer Lösungen finden. Bayern soll sich freuen, zwei so Verrückte im Verein zu haben.

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