Eiweiß­reiche Lebens­mittel im Check Unnötig und teils kalorienreicher

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Eiweiß­reiche Lebens­mittel im Check - Unnötig und teils kalorienreicher

Stark beworben. Produkte mit viel Eiweiß machen auf sich aufmerk­sam. © Stiftung Warentest

Produkte mit viel Protein wirken gesund. Sie können aber mehr Fett und Kalorien liefern als herkömm­liche Produkte. Das zeigt der Check der Stiftung Warentest.

„Leckerer Genuss ohne schlechtes Gewissen“ – tatsäch­lich?

Der Fitness-Pudding mit hohem Protein­gehalt verspricht „leckeren Genuss ohne schlechtes Gewissen“, das Eiweiß­brot weniger Kohlenhydrate als Voll­korn­brot. Zu Recht? Wir kauf­ten exemplarisch 13 Protein­produkte – Brot, Pudding, Milchreis, Skyr, Frisch­käse – und prüften die Kenn­zeichnung.

Verpackungs­angaben halten EU-Vorgaben ein

Angaben wie „hoher Protein­gehalt“ oder „eiweiß­reich“ dürfen Lebens­mittel laut EU-Recht tragen, wenn mindestens 20 Prozent ihrer Energie aus Proteinen stammt. Diese Vorgabe erfüllen alle 13 Produkte – etwa dank Anreicherung mit Milch­eiweiß. Teils tragen sie weitere Versprechen wie „kohlenhydratreduziert“ oder „weniger Zucker“ – auch diese treffen zu, etwa weil sie Süßstoffe statt Zucker verwenden.

Tipp: Die Stiftung Warentest hat auch Light-Lebensmittel getestet.

Eiweiß­brot ist fett­reich

Vier Produkte aber liefern mehr Kalorien als ihr Pendant ohne Eiweiß­auslobung, darunter alle drei Eiweiß­brote. Sie haben 13 bis 24 Prozent mehr Kalorien als Voll­korn­brot (Themenseite Brot). Das kommt durch Ölsaaten wie Sesam oder Leinsaat. Diese liefern nicht nur viel Eiweiß, sondern auch viel Fett. Immerhin sind es ernährungs­physiologisch vorteilhafte Fette. Beim Müller Protein-Milchreis Schoko hat sich der Brenn­wert gegen­über dem Original um 7 Prozent erhöht. Nach dem Einkauf für unseren Kenn­zeichnung­scheck hat Müller das Produkt Ende 2019 aber geändert und den Kalorien­gehalt reduziert.

Die Mär vom Protein-Mangel

Die Bundes­bürger sind meist gut mit Protein versorgt. Auch Frei­zeit­sportler brauchen keine Extraportion Eiweiß. Wer bei Low-Carb-Diäten auf mehr Protein und weniger Kohlenhydrate setzt, darf laut Deutscher Gesell­schaft für Ernährung hoffen, in den ersten Monaten besser gesättigt zu sein und abzu­nehmen. Doch später könne der Effekt nach­lassen. Ernährungs­tipp der Stiftung Warentest: Magerquark ist preisgüns­tiger und liefert ähnlich viel Eiweiß wie proteinangereicherte Milch­produkte. Auch Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind gute Eiweiß­quellen.

Tipp: Noch mehr Märchen und Mythen gefäl­lig? Im Shop finden Sie unser Buch Zucker macht dumm und andere Ernährungsmythen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Berndman am 05.02.2020 um 10:13 Uhr
    Die Protein-Namen erfreuen mich immer wieder

    "+ Protein" oder "High Protein" sind nur zwei von vielen Bezeichnungen, die einem immer wieder im Supermarkt begegnen. Ich finde es witzig, wie viele Bezeichnungen es für Proteinquellen gibt.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.02.2020 um 10:27 Uhr
    Spannend

    @Dev: Unsere Aussage: „Die Bundesbürger sind meist gut mit Protein versorgt“, beruht auf Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Weiterführende Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link:
    www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/protein/
    Wenn Sie Sorge haben, nicht ausreichend mit Eiweiß versorgt zu sein, dann wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt. (sw/cr)

  • Dev am 29.01.2020 um 08:03 Uhr
    Spannend

    "Die Bundes­bürger sind meist gut mit Protein versorgt."
    Wären Sie bitte so nett, die durchschnittlichen Blutwerte zu veröffentlichen?
    So könnte jeder nachvollziehen, ob er genau so gut oder schlechter als der Durchschnitt versorgt ist. Denn ohne Messung sollte man ja bestimmt nichts machen, oder. Machen wir ja beim Reifendruck nicht anders.
    Danke
    Dev