Ob DSL, VDSL, über Kabel oder Glasfaser: Viele Internetanbieter liefern nicht das versprochene Übertragungstempo. Das muss niemand hinnehmen.
Manche surfen schon mit Gigabit-Geschwindigkeit über Glasfaser, andere noch mit 16 Mbit über DSL. Doch egal, welche Geschwindigkeit der Internetprovider anbietet: Sie sollte auch tatsächlich ankommen. Das tut sie aber bei weitem nicht immer, wie die neuesten Zahlen der Bundesnetzagentur (BNetzA) belegen.
Mit ihrer kostenlosen Desktop-App lässt sich messen, wie schnell der Internetanschluss übers Festnetz gerade ist (So messen Sie Ihr Internet-Tempo). Die Agentur hat der Stiftung Warentest Daten aus mehr als 300 000 Messungen zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Das unerfreuliche Ergebnis: Über alle Tarife hinweg lieferte kein Anbieter bei mehr als 59 Prozent der Messungen die volle Leistung.
Dass nicht immer das volle Tempo auf dem Rechner ankommt, kann verschiedene Gründe haben. Die Anbieter sehen das Problem oft bei ihren Kundinnen und Kunden: alter Router, schwaches WLan, zu viele Familienmitglieder, die gleichzeitig Netflix schauen, online spielen und an Videokonferenzen teilnehmen.
Unser Rat
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Internetprovider die bezahlte Geschwindigkeit nicht liefert, messen Sie nach. Nutzen Sie die kostenlose App der Bundesnetzagentur: breitbandmessung.de. Wie die genau funktioniert, lesen Sie unter So messen Sie Ihr Internet-Tempo. Die Messungen liefern ein rechtssicheres Messprotokoll, mit dem Sie Ansprüche auf Preisminderung oder Vertragskündigung geltend machen können.
Alle großen Provider im Test
All das mag im Einzelfall stimmen. Aber die App misst rechtssicher per Lan-Kabel am Router. Die darauf beruhenden neuesten Zahlen der BNetzA, die wir von ihrem IT-Dienstleister Zafaco aufbereiten lassen haben, belegen: Oft liegt das Problem bei den Anbietern. Analysiert haben wir Daten der „großen Vier“ – 1&1, O2, Telekom und Vodafone – sowie von sechs regionalen Anbietern, die teils auf Glasfaser spezialisiert sind. Keiner von ihnen lieferte verlässlich auch nur drei Viertel der im Tarif versprochenen Maximalgeschwindigkeit, die wir für unseren Vergleich als Standardtempo festgesetzt haben. Unsere Grafiken zeigen pro Anbieter den Anteil der Messungen, bei denen Standardtempo erreicht wurde, gemittelt über alle Breitbandklassen und alle Zugangsarten (DSL, VDSL, Kabel und Glasfaser).
Volles Tempo ist kein Muss
Was viele nicht wissen: Der Anbieter muss das versprochene Maximaltempo gar nicht immer schaffen. Entscheidend ist die sogenannte Normalleistung, die er für seinen Tarif festlegt. Sie liegt, je nach Anbieter und Tarif, meist bei 80 bis 95 Prozent, bei langsameren Leitungen sogar bei nur knapp 60 Prozent der Maximalleistung (So lesen Sie das Produktinformationsblatt). Eine 16-Mbit-Leitung, die bloß 9,6 Mbit liefert, wäre also zulässig. Nur bei einigen Glasfasertarifen sind garantierte Normalleistung und volle Leistung identisch.
Tipp: Anbieter werben mit der Maximalleistung, nicht mit der Normalleistung. Sie müssen die Normalleistung aber im Produktinformationsblatt nennen. Fragen Sie danach, bevor Sie einen Vertrag schließen.
Genau hinsehen lohnt sich
Wichtig: Die Bundesnetzagentur prüft zwar alle über die Apps erhobenen Daten streng und sortiert nicht-valide Messungen aus. Um eine repräsentative Stichprobe handelt es sich aber nicht. Denn die Behörde hat keinen Einfluss darauf, wer wann und wo seine Leitung misst.
Wir vergeben auch deshalb keine Urteile, sondern beschreiben die Eindrücke, die wir aus den Daten gewonnen haben (siehe unsere Kommentare zu den Anbietern). Die Messergebnisse unterscheiden sich je nach Wohnort und benötigtem Übertragungstempo. Manche Internetanbieter lieferten in den unteren Tarifklassen bis 99 Mbit/s solide Werte, andere sahen bei sehr schnellen Tarifen besser aus. Pauschalaussagen fallen schwer – umso wichtiger ist es, im Zweifelsfall selber zu messen und seine Rechte geltend zu machen.
Tipp: Einen schnellen Überblick über die Messergebnisse der Bundesnetzagentur geben unsere Infografiken und Anbieter-Steckbriefe, in denen unsere Fachleute ihre Eindrücke schildern. Unsere Tabellen liefern weitere Details zu jedem Anbieter – Messwerte für verschiedene Tarifklassen, nach Upload und Download aufgeschlüsselt – und zeigen die feinen Leistungsunterschiede zwischen Stadt und Land. Wir haben die Daten für die vier großen bundesweiten Anbieter ausgewertet und für sechs regionale Anbieter.
Das heimische Netzwerk überprüfen
Übrigens: Nicht immer sind die Internetanbieter schuld, wenn der Videostream ruckelt oder das Onlinegame verloren geht. Die Ursache kann auch im eigenen Heimnetzwerk liegen. Wir geben Tipps, wie Sie in diesem Fall wieder zum Gewinner werden: Indem Sie Ihr WLan schneller machen.
-
- Langsames Internet? Ein Online-Tool ermittelt, wie schnell Ihr Anschluss wirklich ist. Bei Abweichungen vom Vertrag können Sie den Preis mindern oder kündigen.
-
- Ab Juli können Mieter selbst entscheiden, ob sie für den Kabelanschluss ihrer Wohnung zahlen möchten. Die einen sparen dadurch Geld, für andere wird es etwas teurer.
-
- Mit einem LTE-Router lässt sich mobiles Internet zu Hause und unterwegs einrichten. Hier finden Sie den richtigen LTE-Tarif für Ihre Bedürfnisse.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Die Telekom hat im März 2024 den "MagentaZuhause M mit VDSL 50" kostenlos auf 20 Mbit Upload umgestellt.
Die Breitbandmessung mit Linux liegt über den Sollwerten
Download=59Mbit, Upload 21,7Mbit
Fritzbox ( 63 MBit Down, 23 Up)