BILD-Reporter hat beide Trainer erlebt: Baumgart kann der Köln-Klopp werden!

Ist Köln-Trainer Steffen Baumgart – wie in dieser Fotomontage – schon ein halber Klopp ?

Ist Köln-Trainer Steffen Baumgart – wie in dieser Fotomontage – schon ein halber Klopp ?

Foto: CRAIG BROUGH/Action Images via Reuters, Getty Images
Von: Mirko Frank

„Das wäre ein schönes Ziel!“

Steffen Baumgart (49) im TV in der BILD-Sendung „Die Lage der Liga“ auf die Frage, ob er Klopp von Köln werden wolle.

★★★

Aber kann Baumgart wirklich den Klopp? Als BILD-Reporter kenne ich beide. Habe zwischen 2005 und 2008 in Mainz über den damals noch jungen Trainer Jürgen Klopp (heute 54) berichtet und jetzt in Köln über Baumgart.

► DIE SPIELER

Stürmer Baumgart (Rostock, Wolfsburg, Cottbus) spielte 225-mal Bundesliga. Klopp war ebenfalls zuerst Stürmer, wurde dann zum Verteidiger umgeschult, kommt auf 325 Zweitliga-Spiele mit Mainz (1990 bis 2001). Zum Nationalspieler haben es beide nicht geschafft.

► DIE TRAINER-KARRIERE

Klopp begann in Frankfurts Jugend. Über Mainz (2001 bis 2008), Dortmund (2008 bis 2015) und Liverpool (seit 2015) wurde er zum Welttrainer. Baumgart startete 2009 in der Regionalliga als Chef in Magdeburg. In Paderborn schaffte er 2019 sensationell den Bundesliga-Aufstieg, als Letzter ging es direkt wieder runter. Trotzdem blieb Baumgart bis zu diesem Sommer.

DIE HEISSMACHER

Keiner kann Motivation so wie Klopp. Beim Abschluss-Training ließ er in Mainz Jung gegen Alt auf dem Kleinfeld spielen. Da flogen so die Fetzen, dass man Angst um eine spieltaugliche Mannschaft für den nächsten Tag haben musste. Das Ligaspiel bezeichnete Klopp in der Kabine auf einem Flip-Chart als Wochen-Endspiel.

Köln - Leipzig 1:1Tore und Tränen! Was für ein Hammer-Spiel

Quelle: Bild

Später ging er sogar so weit und schickte Spieler bei Einwechslungen mit Motivations-Backpfeifen auf den Platz. Auch bei Baumgart gibt es nur Vollgas. Passt ihm etwas nicht, brüllt er seine Leute zusammen: „Jetzt kommt aus dem Arsch!“ Oder er quält die Kicker bei Sprints mit Roland-Kaiser-Musik aus Boxen, die er auf dem Platz aufstellt.

ATTACKE-FUSSBALL

Baumgarts Plan ist einfach: wenig Kontakte, immer nach vorne. „Lan weiligen Fußball will ich nicht sehen“, sagt er. Kennt man von Klopp. Sein Lieblingsspruch in Pressekonferenzen vor dem Spiel: „Aggressiv gegen den Ball spielen.“

► EXPLOSIONS-POTENZIAL

Klopps Ausraster an der Linie inklusive vorgeschobenem Unterkiefer sind legendär. Auch Baumgart kann wüten. In Freiburg (1:1) donnerte er seine Schiebermütze Richtung Bank. Bei Spielen tigert er aufgeregt 90 Minuten in der Coaching-Zone hin und her. Oder steht wie ein „Sumoringer“ (Freiburgs Trainer Streich) mit den Händen auf den Oberschenkeln brüllend am Rand. Allerdings: Der Einschüchterungs-Faktor z.B. gegenüber Schiris ist bei Klopp höher.

Seit 2015 Trainer beim Premier-League-Klub FC Liverpool: Jürgen Klopp (r.)

Seit 2015 Trainer beim Premier-League-Klub FC Liverpool: Jürgen Klopp (r.)

Foto: CRAIG BROUGH/Action Images via Reuters

► DIE SPRÜCHE-KLOPFER

Klopp an einem Spruch festzumachen, ist unmöglich. Kult der bei seinem Amtsantritt in Liverpool Richtung Mourinho: „I am the normal one!“ Auch Baumgart haut gerne einen raus, zuletzt: „Vorbei ist es erst, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Und wenn ich aufgehört habe zu brüllen...“

► DER KULT-FAKTOR

Klopp wurde aufgrund seiner Rund-Brille anfangs als „Harry Potter der Liga“ gefeiert. Baumgart trägt immer Schiebermütze (seit Wochen im Fan-Shop ausverkauft): „Die trage ich, weil ich mir die Haare nicht machen will.“

 DIE TICKS

„Erfolg ist kein Glück“, steht auf einem Armbändchen, das Baumgart am rechten Handgelenk trägt. Klopp verteilte in Mainz Bändchen mit individuellen Sprüchen an seine Spieler.

„Reif ist Live“ vom 20.09.2021Risiko-Faktor Sané und möglicher Haaland-Verbleib

Quelle: BILD

Fazit: Klopp wurde anfangs oft für seine Hans-Dampf-Auftritte belächelt, zeigte aber in Dortmund (2x Meister, 2x Double) endgültig, was für ein überragender Trainer er ist.

Baumgart ist gerade dabei, sich in Köln zum Top-Trainer zu entwickeln. Wenn Klub und Fans ihm Zeit und Vertrauen geben, kann er der kölsche Klopp werden. Ich traue es ihm zu.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.