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Sensationen der Savanne: Feenkreise in Westafrika

Foto: NamibRand Nature Reserve

Sensationen der Savanne Feenkreis-Rätsel lässt Forscher verzweifeln

Ufos, Meteoriten und kosmische Strahlen scheiden als Ursache aus - aber was war es dann? Die Savanne im Südwesten Afrikas ist mit Tausenden Grasrandkreisen übersät, Wissenschaftler rätseln über den Ursprung. Nun meint ein Forscher, das Geheimnis gelöst zu haben - erntet aber heftigen Widerspruch.

Hamburg - Es scheinen viele Feen umherzuschweifen im Südwesten Afrikas. Ihren Tänzen werden die geheimnisvollen runden Flecke im Gras zugeschrieben, die von Angola bis Namibia zu Abertausenden zu finden sind. Tatsächlich wären Feen nicht die schlechteste Erklärung für die kahlen Kreise in der Savanne: Ufos, Meteoriten, Landminen oder kosmische Strahlen jedenfalls, die ebenfalls ins Gespräch gebracht wurden, kommen auch kaum als Ursache in Frage.

Nun aber veröffentlicht eines der wichtigsten Wissenschaftsmagazine eine Erklärung für die Feenkreise, die im Fachjargon Fairy Circles heißen. Ist das Geheimnis endlich gelöst? Termiten seien die Ursache, berichtet  Norbert Jürgens von der Universität Hamburg in der Zeitschrift "Science". Doch kaum publiziert, erntet die Studie heftigen Widerspruch in der Fachwelt. Es sei erstaunlich, dass die Studie von den "Science"-Gutachtern akzeptiert wurde, meint Walter Tschinkel von der Florida State University in den USA, der die Feenkreise seit acht Jahren erforscht. Das Phänomen wird immer rätselhafter.

Jürgens stützt sich auf einen statistischen Befund: An den meisten Feenkreisen hat er viele Termiten beobachtet. Die Tierchen seien oft als einziges Wesen an jüngeren Kreisen anzutreffen, berichtet der Biologe. Folglich seien sie vermutlich an der Entstehung beteiligt. Die nicht selten 20 Meter breiten Runde bestehen meist Jahrzehnte. Satellitenbilder zeigen, dass neue wachsen, während alte vergehen. Was geht vor?

Welche Termiten?

Jürgens hat eine Erklärung: Die Termitenart Psammotermes allocerus mache sich über Graswurzeln her. Der kahle Boden komme den Tierchen zugute. Denn Regen versickere nun, anstatt von Gräsern aufgenommen zu werden oder auf dem Gras zu verdunsten. Das Wasser stärke schließlich die Termiten in ihren unterirdischen Nestern, der Feuchtigkeitsspeicher ermögliche es ihnen, auch Trockenzeiten zu überstehen. An den Rändern der Runde aber wuchere das Gras umso höher, weil es mit weniger Vegetation konkurrieren müsse.

Die Theorie ist nicht neu; Termiten galten schon lange als mögliche Schöpfer des Geheimnisses der Savanne. Jürgens aber liefert nun einen starken statistischen Zusammenhang zwischen der Menge der Krabbler und den Kreisen. Doch genau hier liege das Problem, kritisiert Tschinkel: Jenseits der Zählung habe Jürgens kaum etwas zu bieten. Es fehlten Beobachtungen, dass Termiten tatsächlich das Gras vernichten würden.

Auch anderen Experten fehlen konkrete Beweise: "Ich bin nicht überzeugt, dass Psammotermes allocerus eine ursächliche Rolle spielt bei der Entstehung der Kreise", sagt Termitenforscherin Vivienne Uys vom Plant Protection Research Institute in Queenswood, Südafika. "Bei den Feenkreisen, die ich untersucht habe, waren Termiten eher selten", wundert sich auch Michael Cramer von der University of Cape Town in Südafrika.

Feenkreis für 50 Dollar

Entscheidende Fragen blieben offen, betont Tschinkel: Warum bilden die Flecken zumeist Kreise? Warum verursachen die Tierchen nicht stattdessen gezackte Flächen? Das Ergebnis stehe in fraglichem Verhältnis zur Lebensweise der Tierchen, meint Tschinkel: Termiten schüfen oftmals lange Tunnelnetze in der Erde. "Die Tunnel zeigen jedoch keine Beziehung zu den Kreisen", berichtet er. Vielmehr grüben die Tierchen quasi jeden Quadratkilometer einen Durchbruch zur Oberfläche.

So bleiben weiterhin auch andere Kandidaten im Rennen: Ameisen seien vermutlich die Schöpfer der rätselhaften Formen, meint der Biologe Mike Picker von der University of Cape Town. Tschinkel und Cramer hingegen glauben nicht mehr an Tiere als Ursache, sie favorisieren eine andere Theorie. In der regenarmen Savanne, wo die Kreise entstehen, wetteifere die Vegetation besonders intensiv um Wasser - aus diesem Grunde entstünden die Kreise womöglich quasi von selbst: Leichte Unterschiede in der Bodenfeuchte sorgten dafür, dass sich das Gras in bestimmten Arealen gleichmäßig in alle Richtungen zurückziehe. Bewiesen, sagt Tschinkel, sei aber noch nichts.

Habhaft werden können die Forscher des Phänomens bislang nur auf profane Weise: Für 50 Dollar verkauft der Nationalpark von Namibia die Patenschaft an einem Feenkreis. Die Nachfrage sei groß.