Bundesliga

Hainer exklusiv: "Eine Super League wird es nicht geben"

Präsident des FC Bayern zu Gast beim kicker

Hainer exklusiv: "Eine Super League wird es nicht geben"

Bayern-Präsident Herbert Hainer beim Redaktionsbesuch.

Bayern-Präsident Herbert Hainer beim Redaktionsbesuch. Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Viel Rückendeckung erhielt vor allem Julian Nagelsmann von seinem Präsidenten und Aufsichtsrats-Chef. "Ich finde, Julian ist unheimlich weit. Ein Top-Trainer, der auch gegen Paris bewiesen hat, dass er auf höchstem europäischen Niveau taktisch und strategisch hervorragend agiert", lobte der 68-Jährige und betonte erneut, dass die Münchner langfristig mit ihrem Trainer planen: "Wir haben das mit einem Fünfjahresvertrag dokumentiert, weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen. Man erkennt einen deutlichen Fortschritt in diesen eineinhalb Jahren. Julian macht es sehr gut. Die Trainer-Diskussion zwischendurch kam von außen, die haben nicht wir vom Zaun gebrochen."

Den deutschen Rekordmeister sieht Hainer für die Zukunft gut aufgestellt, sowohl auf der Führungsebene als auch beim Kader. "Der FC Bayern ist erneuerbare Energie, seit Jahrzehnten eine Quelle mit einer enormen Kraft von innen heraus: Wir erfinden uns immer wieder neu, indem wir uns auf höchstem Niveau permanent selbst herausfordern und nie zufrieden sind. Es geht immer darum, sich weiterzuentwickeln. Und natürlich muss die elfte Meisterschaft in Folge unser Ziel sein", formuliert er den permanenten Ehrgeiz, das ewige Streben danach, national die Nummer eins und international erfolgreich zu sein.

"Jedem ist bewusst, dass es so im Sinne des Fußballs nicht weitergehen kann"

Sorgen macht sich der Präsident um das Gleichgewicht im europäischen Fußball, vor allem mit Blick auf die Investorenklubs und deren schier nicht enden wollenden Geldfluss. Mitzuhalten werde auch für die Münchner unter diesen Voraussetzungen immer schwieriger. Hainer hofft jedoch auf das Financial-Sustainability-Konzept, das ab 2024 greifen wird und das Financial Fair Play ablöst.

"Der Erfolg dieser neuen Regelung wird davon abhängen, wie stark sanktioniert wird - ganz egal, welcher Klub es ist", ahnt Hainer und kündigt an: "Es wird Eskalationsstufen geben - bis hin zum Ausschluss aus einem Wettbewerb. Wenn die Regeln klar sind, wird es hinterher schwieriger, diese anzugreifen." Bei einem Gespräch mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin habe er kürzlich den Eindruck gewonnen, dass dieser es ernst meine. "Ich glaube, jedem ist bewusst, dass es so im Sinne des Fußballs nicht weitergehen kann. Wir brauchen einen integren Wettbewerb."

In diesem Zusammenhang glaubt Hainer auch nicht an das Zustandekommen einer Super League. "Das modifizierte, erweiterte Konzept für die Champions League, das bald kommen wird, ist meiner Meinung nach vielversprechend. Eine Super League, wie sie vor rund zwei Jahren angedacht war, wird es nicht geben."

Eine klare Meinung vertritt der FCB-Präsident, was mit dem Geld passieren sollte, wenn die DFL einen Investor einbindet: "Das sollte zum Großteil jedem Klub selbst überlassen werden." Hainers Begründung: "Der FC Bayern zum Beispiel muss nicht groß in seine Infrastruktur investieren. Wir haben ein Top-Stadion und unseren hochmodernen Campus. Wenn wir weiter europäisch auf Top-Niveau mithalten wollen, müssen wir in Spieler investieren. Andere Klubs müssen selbst entscheiden, wo sie Bedarf haben." Ziel müsse es sein, "den Abstand zur Premier League oder zur spanischen Liga nicht weiter anwachsen zu lassen".

Alarmierend findet er dabei, dass die Einnahmen der Bundesliga aus der internationalen Vermarktung zurückgegangen sind. Hainer kritisiert: "Bei uns hat man sich zu stark auf den Heimatmarkt konzentriert, den Rest nicht mit der nötigen Intensität bearbeitet. Die Bundesliga wird allerdings nur attraktiv, wenn ihre Klubs performen und auch international überzeugen. Dafür brauchst du gute Spieler. Wenn der FC Bayern kein Geld mehr hätte, könnte er keine Spieler finanzieren, die höchsten Ansprüchen genügen - dann werden wir unattraktiver. Die Fans wollen Stars sehen."

Das ausführliche Interview mit Herbert Hainer lesen Sie in der Printausgabe des kicker am Montag - und im eMagazine. Darin äußert sich der Bayern-Präsident auch zum Katar-Sponsoring des FC Bayern, über eine Aufbruchstimmung mit Blick auf die EM 2024 in Deutschland, über 50+1, wie zeitgemäß Mitgliederversammlungen noch sind oder das von Bundeskanzler Olaf Scholz geforderten "Equal Pay" im Frauenfußball.

Frank Linkesch

Bayern-Triumvirat in der kicker-Elf des 24. Spieltags