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Todesfälle
Wie viele Menschen sterben an Corona?
Die Zahl der Todesfälle steigt. Aber gibt es wirklich mehr Tote als sonst? Viele behaupten: nein. Was die Daten wirklich zeigen – und was nicht.
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Über die Zahl der Todesfälle wird gestritten
Ob all diese Covid-19-Patienten aber tatsächlich „an“ oder auch einige nur „mit“ dem Virus gestorben sind, ist noch nicht geklärt. Nach Angaben des RKI waren in Deutschland rund 85 Prozent aller Verstorbenen älter als 70 Jahre. Der allergrößte Teil litt an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Außerdem stammen rund die Hälfte aus Altenheimen, bilanziert eine Untersuchung der Universität Bremen. Wären diese Menschen auch ohne Covid-19 verstorben? Oder war die wahre Todesursache ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung und die Viren im Rachen nur Nebendarsteller der Situation?
Es gibt Hinweise, dass das Alter der Infizierten den Anteil der “Corona-Toten” beeinflusst. Beispielsweise hat sich die Anzahl der positiven Coronatests in Deutschland seit Mitte Juni wieder verdoppelt, ohne dass die Zahl der mit Corona assoziierten Todesfälle nennenswert angestiegen ist. Das RKI vermutet, dass das vor allem daran liegen könnte, dass in letzter Zeit eher jüngere Menschen betroffen waren, von denen relativ wenige schwer erkranken oder versterben.
Coronavirus – So ist die Situation auf den deutschen Intensivstationen
Mehr Tote durch Corona?
Ob durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 jedoch insgesamt mehr Menschen sterben als normalerweise, ist stark umstritten. Schließlich gab es in den vorherigen Jahren ebenfalls große Schwankungen bei den Zahlen der Grippetoten. Teilweise schätzte das RKI die Todesfälle durch die saisonalen Influenzainfektionen auf bis zu 25.000. Dafür nutzt man die Berechnung zur Übersterblichkeit, zu der wir später noch kommen.
Sieht man die Auswirkungen des Coronavirus in den Statistiken zur Übersterblichkeit – oder bleiben die Zahlen am Ende ungefähr auf dem Niveau einer typischen Grippe? Ein Blick in die Daten.
Artikel Abschnitt: Darum müssen wir drüber sprechen:
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Die Übersterblichkeit gibt Hinweise auf die Schwere einer Pandemie
Es ist wichtig zu wissen, wie viele Menschen nach einer Infektion sterben. Anhand dieser Zahlen können Experten und Expertinnen realistisch einschätzen, welche Gefahr von einem Virus ausgeht. Nur so lassen sich verhältnismäßige politische Entscheidungen treffen. Zu Beginn der Epidemie führten viele Kritiker die Statistiken der Übersterblichkeit an, die man etwa im European Mortality Monitoring Project (EuroMomo) für europäische Länder zentral gesammelt vergleichen kann.
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Übersterblichkeit
Die zusätzlichen Toten werden dann bestimmten Ereignissen, im Winter aber der saisonalen Grippe zugerechnet. Tatsächlich sind beispielsweise für die Grippesaison 2017/2018 nur 1674 Grippetote tatsächlich im Labor nachgewiesen. Die vermutete Zahl an Grippetoten übersteigt diesen Wert um das 15-Fache.
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An Corona-Hotspots steigt die Übersterblichkeit
Seit Mitte März ist die Zahl der Todesfälle in vielen Ländern gleichzeitig angestiegen, zeigen etwa Zahlen der Datenbank EuroMomo und des Statistischen Bundesamts. Die Plattform stellt die Gesamtzahl der Todesfälle in europäischen Ländern und sogar für einzelne Regionen oder Städte pro Woche dar. Für ganz Deutschland werden die Zahlen dort nicht ausgewiesen, nur für Berlin und Hessen.
Aus den Daten lässt sich ablesen, dass die Übersterblichkeit in den besonders vom Coronavirus betroffenen Ländern die Peaks der starken Grippewellen deutlich überschritten hat – etwa in England, Frankreich, Belgien, Spanien und Italien, aber auch in Schweden und der Schweiz. Daten der Human Mortality Database bestätigen dies. In der Datenbank werden Sterblichkeitsdaten aus verschiedenen Ländern zusammengetragen.
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Ein Blick auf Deutschland
Mit der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland ist auch hierzulande die Anzahl der Todesfälle angestiegen. Zwischen Ende März und Anfang Mai starben mehr Menschen als im Schnitt zur selben Zeit in den vergangenen Jahren, teilweise werden auch die höchsten Werte der letzten Jahre übertroffen. Diese Entwicklung zeigt sich vor allem bei den über 65-Jährigen.
Weshalb die Todeszahlen im August wieder ansteigen, ist noch unklar. Das Statistische Bundesamt vermutet als maßgebliche Ursache nicht Covid-19, sondern eine Hitzewelle. Dazu später mehr.
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Obduktionen bringen Klarheit bei Todesursachen
Eine Autopsie von zwölf verstorbenen Covid-19-Patienten in Hamburg zeigte nun etwa: Rund die Hälfte der Toten hatte eine Thrombose in den tief liegenden Venen, bei einem Drittel hatte sich ein Gerinnsel gelöst und eine Lungenembolie ausgelöst – und die hatte zum Tod geführt. Vor dem Tod hatte es bei keinem der Patienten einen Verdacht auf eine solche Thrombose gegeben.
Welche Langzeitschäden Covid-19 auslösen könnte, haben wir hier gezeigt.
Obduktionen sind darüber hinaus wichtig, um die Schäden der Lungenerkrankungen festzustellen und zu lernen, ob und welche Langzeitschäden nach einer Infektion möglich oder wahrscheinlich sind. Für alle Todesfälle werden die Kapazitäten jedoch nicht reichen – und je mehr Todesfälle es gibt, desto schwieriger wird es. Doch jede Obduktion hilft, die Unsicherheiten einzugrenzen.
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Die bestätigten Covid-Toten erklären in vielen Ländern den starken Anstieg nicht
- Angst:
Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass immer weniger gesundheitlich angeschlagene Personen zur Ärztin oder zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen. Sie sterben zu Hause etwa an Herzinfarkten, weil sie medizinisch nicht mehr ausreichend versorgt werden. - Isolation:
Die Maßnahmen führen dazu, dass sich der gesundheitliche Zustand der Menschen derart verschlechtert, dass sie früher sterben.
Aber auch andere Faktoren, wie die schwankenden Wetterbedingungen, könnten die Übersterblichkeit erhöhen. Im Sommer 2019 sind die Todeszahlen beispielsweise aufgrund der Hitzewelle gestiegen. Auch in diesem August gingen die Todeszahlen vor allem in der KW 33 hoch, begleitet von gleißender Hitze. “Wir haben im August eine Hitzewarnung herausgegeben, weil verschiedene Kriterien erfüllt waren, die in der Vergangenheit zu einer erhöhten Mortalität geführt haben”, sagt Prof. Andreas Matzarakis, Experte für Hitzebelastungen beim Deutschen Wetterdienst. Er hält es für möglich, dass es Mitte August einige Hitzetote gab. Auch das Statistische Bundesamt vermutet, dass die Todesfälle auf die Hitzebelastung zurückzuführen sind. Ob die heißen Temperaturen den Anstieg der Todeszahlen im August vollständig erklären, bleibt jedoch fraglich.
Viele Covid-Tote wurden vermutlich gar nicht als solche registriert
Forschende nehmen an, dass das Virus viel mehr Menschen infiziert hat und dass diese ohne Nachweis des Coronavirus gestorben sind.
In Norditalien beispielsweise gab es Berichte, dass es zwischenzeitlich nicht mehr genügend Rettungswagen gab, um die Menschen mit Atemnot ins Krankenhaus zu bringen. Diese starben dann zu Hause, ohne getestet worden zu sein.
Auch das RKI geht davon aus, dass es noch weit mehr Covid-Tote gibt, die allerdings nicht als solche erkannt werden.
Und: Es gibt auch gegensätzliche Effekte. In Berlin, NRW und Schleswig-Holstein gab es zu Beginn der Pandemie sogar weniger Tote als sonst. Experten vermuten, dass durch Einschränkungen des öffentlichen Lebens weniger Menschen durch Verkehrsunfälle, Morde und Gewaltverbrechen ums Leben gekommen sind. Außerdem könnten Kontakteinschränkungen und Hygienemaßnahmen die Ansteckungen mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe reduziert haben.
Der Stadt-/Land-Faktor
Vergleicht man die Daten zur Übersterblichkeit in Stadt und Land, zeigen sich starke Unterschiede. Denn so wie Italien oder Spanien nicht gleich stark betroffen waren, zeigt sich vor allem, dass Städte wie Madrid oder New York teilweise das 1,5- oder 3-Fache der üblichen Todesfälle verzeichnen. In Madrid war die Übersterblichkeit dreimal höher als im Rest Spaniens.
In größeren Städten sind mehr Menschen auf engem Raum unterwegs, beispielsweise in U-Bahnen oder Geschäften, das Leben spielt sich in kleineren Wohnungen ab.
Die Unterschiede zwischen Städten und Umgebungen sowie zwischen einzelnen Ländern deuten auch darauf hin, dass das Ausbruchsgeschehen, die Maßnahmen und die medizinische Versorgung einen großen Einfluss darauf haben, wie viele Menschen im Falle einer Epidemie sterben. Gerade diese Differenzierung ist wichtig, um die richtigen Schlüsse zu ziehen und die genauen Ursachen zu detektieren.
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Und jetzt?
Nur mehr und bessere Daten helfen
Experten gehen jedoch davon aus, dass die derzeitig bestätigte Zahl der Todesfälle „durch“ Covid-19 sehr wahrscheinlich von der tatsächlichen Zahl abweicht. Mit den länderübergreifenden Tendenzen der Übersterblichkeit scheint festzustehen: Das Coronavirus wurde vermutlich nicht über-, sondern unterschätzt.
Für die Zukunft gilt: Die Behörden und das Gesundheitssystem müssen weiter daran arbeiten, die Unsicherheit und Messfehler zu verbessern. Dafür bräuchte es gezielte Studien und eine höhere Anzahl an Tests und Obduktionen. Erst das erlaubt, die richtigen Schlüsse zu ziehen und sinnvolle Maßnahmen zu treffen.
Autoren und Autorinnen: Mathias Tertilt, Vanessa Reske und Christopher Ophoven
Quellenangaben zum Artikel:
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Warum ist gerade in einer der entscheidenden Phasen der Pandemie der Kommentarbereich zu?
Lieber Ludwig, der Kommentarbereich ist doch gar nicht zu?!
bitte die Quellen korekt widergeben
Ein paar Auszüge aus der lesenswerten Studie „Excess mortality due to COVID-19 in Germany“, erschienen im Journal of Infection (26. September). Man beachte bitte auch den letzten von mir zitierten Satz: „The mortality rate of COVID-19 is higher among elderly and among ethnicities other than Caucasians. Furthermore, a markedly higher… Weiterlesen »
Zunächst einmal vielen Dank an das Quarks-Team für die Zusammenstellung dieser Daten. Und an die vielen Menschen mit kruden Theorien hier im Forum: Die Interpretation der Datenlage, die in diesem Artikel vorgenommen wird, ist logisch nachvollziehbar und erfolgt auf Basis von möglichst wenigen aufgestellten Hypothesen. Damit erfüllt sie die Kriterien… Weiterlesen »
Wie viele Menschen sterben an Corona? In Deutschland sind seit Anfang des Jahres nicht mehr Menschen an Viruskrankheiten gestorben, als in den letzten Jahren auch. In manchen anderen Ländern dagegen starben deutlich mehr Menschen als in den Jahren zuvor – dies hat mehrere Ursachen, die nur indirekt mit Covid-19 zu… Weiterlesen »
Kannst du bitte näher erklären, wie du zu dieser Aussage kommst: „Besonders die hohen Todesfallzahlen im Ausland sind größtenteils darauf zurück zu führen, dass Menschen mit schweren Vorerkrankungen pauschal als Covid-19-Todesfall gezählt werden, auch wenn die Todesursache eine ganz andere war. Den Zahlen ist also in keiner Weise zu trauen.“… Weiterlesen »
Die Zahlen. 1. Der „Corona-Test“: Der PCR-Test kann nicht nachweisen, ob (noch) vollständige Viren im Menschen vorhanden sind und somit sagt ein positiver PCR-Test auch nichts darüber aus, ob ein Mensch gerade wirklich an Covid-19 erkrankt ist. 2. Die Sterbezahlen im Ausland: Wie auch in Deutschland, hatte der ganz überwiegende… Weiterlesen »
Ohne ein volles Virus-Genom gibt es keine Virus-Reste: https://www.rnd.de/gesundheit/drosten-pcr-corona-tests-sind-zweifelsfrei-I2P35Z577YKRFBEDPCDUYY4RNI.html — Wenn der PCR-Test viel Virus nachweist, dann war der Patient mit großer Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Probenentnahme infektiös. Wenn das Testergebnis unterhalb eines bestimmten Korridors liegt, ist er zwar infiziert, aber nicht mehr infektiös und stellt eher kein großes Risiko… Weiterlesen »
@Frank weil ich mich heute schon so über Theodor amüsiert habe, dachte ich, das kann Frank sicher auch, und siehe da, was für eine Fake-Show. 2. kleine Beispiele (so bekloppt, dass ich Ihren YT-Links folge, bin ich ja nicht ..) – dass nur 6% der offiziell Genannten C-Toten in den… Weiterlesen »