Nach der Lungen-OP des Schlagerstars: Wie vergisst man, dass man Raucher war, Roland Kaiser?

Nach seiner Lungenerkrankung hat der Sänger wieder Luft und Lust für zwei: Am 5. Mai wird Roland Kaiser, 59, die Berliner O2-Arena zum Schweben bringen. Zwischen den Proben mit dem Filmorchester Babelsberg gab er unserem Fast-Ex-Raucher Ingolf Gillmann Tipps, wie der auch noch von der E-Zigarette loskommt. Ein feiner Zug!

Von: Von Ingolf Gillmann
Teaser-Bild

Und ich frage den SPD-Wahlkämpfer von 2005 zügig: Herr Kaiser, Frau Merkel wird nie das Pinkeln in Pools verbieten, weil sie die Einhaltung des Verbots nicht kontrollieren kann. Also beißt sie sich an Rauchern fest. Wie gefällt Ihnen dieser Gedanke?

„Interessant. Sie sollten aber bedenken, dass selbst Passivrauchen schädlicher ist als in einen Pool zu springen, in den jemand reingepinkelt hat.“

Kann er Menschen verstehen, die wegen dieser aggressiven Bevormundung seitens der Gesundheitsfanatiker sagen: Jetzt fang ich an zu rauchen. Jetzt erst recht!

„Das ist doch Quatsch! Nur weil Gurtpflicht herrscht, fahre ich doch nicht ohne Gurt Auto.“

Wer liegt ihm mehr: Lolli-Kojak oder Zigarrenstummel-Columbo?

„Kommissar Columbo, weil er aus der Position des Understatements heraus gekommen ist.“

Rauchen kann tödlich sein, steht auf den Packungen. Es könnte aber auch heißen: Rauchen kann tröstlich sein. Einverstanden?

„Ach was, nein. Rauchen ist kein Trost, rauchen hat viel mit Stress zu tun. Wenn ich nur daran denke, wie ich durch die Nacht zur Tankstelle gerannt bin, weil ich keine Zigaretten mehr hatte. Was für ein Unfug!“

Lucky man, Roland Kaiser. Er hat es wohl geschafft, jede positive Erinnerung ans Rauchen aus seinem Hirn zu ­löschen. Er weiß tatsächlich nicht mehr, dass man sich Gott selten näher fühlt als morgens am Fenster mit einem Espresso und einer Zigarette in der Hand.

„Nun wollen wir doch mal sachlich bleiben“, sagt Roland Kaiser.

Okay. Wie entkräften Sie diesen Gedanken eines Nikotinsüchtigen: Buddhisten glauben an die Wiedergeburt. Raucher glauben an die Wiederbelebung?

Roland Kaiser könnte jetzt aufstehen und weglaufen, das könnte er, denn er fühlt sich nach seiner schweren Lungenerkrankung

„fit wie nie“. Aber er bleibt sitzen, rührt in seinem Café Latte – und geht dann ans ­Eingemachte.

„Ich gehe davon aus, dass der Tag, an dem unser Lebenslicht ausgeht, vorbestimmt ist. Egal ob Sie Raucher sind oder Nichtraucher. Es geht nicht um Lebensquantität, es geht um Lebensqualität. Wer im Alter japsen will, raucht. Wer nicht japsen will, raucht nicht.“

Roland Kaiser hat 30, 40 Jahre geraucht. Hat er also 30, 40 Jahre ein Leben geführt, das er heute bereut?

„Schauen Sie, Sie können Ihr Leben nicht aufbauen wie ein Puzzle. Sie müssen es betrachten wie ein Buchhalter. Soll und Haben vergleichen. Und wenn die Habenseite überwiegt, können Sie zufrieden sein.“

Während des Gesprächs bin ich vom Nikotinjunkie zum Glimmbengel geschrumpft, der mit jedem Kaiser-Satz kleiner wird.

Und da wir grad dabei sind: Können wir zum Schluss noch was für Sexsüchtige tun? Mir scheint nämlich, Sexsucht ist nicht gefährlich. Aber die ständigen Zigaretten danach!

„Sexsucht? Wie viel Sex ist denn normal? Wo fängt denn die Sucht an? Wissen Sie, früher hat man mit Freunden über seine Probleme gesprochen. Heute gehen die Leute zum Psychiater oder in Talkshows.“

Danke. Auch diesen Satz sollte man sich mal reinziehen.

Hier geht's zurück zum 1. Teil...

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.