BARMER Pflegereport Bayern

Pflegereport belegt vermeidbare unnötig lange Krankenhausaufenthalte

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München,18. Januar 2024 – Ein Krankenhausaufenthalt von Menschen, die im Monat der Krankenhausaufnahme pflegebedürftig werden, dauert in Bayern laut BARMER Pflegereport im Schnitt 13 Tage. Bei nicht Pflegebedürftigen sind es hingegen lediglich acht Tage. Jene, die bereits pflegebedürftig ins Krankenhaus kommen, verbringen dort durchschnittlich zehn Tage. "Die unterschiedlichen Verweildauern haben ihre Ursachen auch, aber nicht ausschließlich, in der Schwere der Grunderkrankungen", so Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Grund sei vielmehr, dass zunächst die Pflege danach geklärt werden muss, verbunden mit oft langwieriger Suche nach freien Plätzen. Die lange Verweildauer von Menschen, die neu pflegebedürftig werden, sei ein Indiz für Versorgungslücken und nicht bedarfsgerechte Angebote. Um dem zu begegnen, müsse die Qualität der Versorgung weiter verbessert werden und der Ausbau der Kurzzeitpflege weiter gestärkt werden. "Die sogenannte Fehlbelegung ist ein häufiger Streitpunkt in den Abrechnungsprüfungen mit den Krankenhäusern. Dazu haben wir im vergangenen Jahr 70.930 Prüfungen durchgeführt", ergänzt Professorin Dr Claudia Wöhler, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern. 

Vom Krankenhaus- zum Pflegefall 

Rund jeder vierte neue Pflegefall in Bayern beginnt mit einem Krankenhausaufenthalt (27,8 Prozent). Das stellt der aktuelle Pflegereport der BARMER fest. Monatlich gebe es rund 3.140 solcher Fälle. "Für einen Großteil dieser Menschen muss zunächst geklärt werden, wie es weitergeht. An der Stelle hakt es jedoch in vielerlei Hinsicht", kritisiert Kindshofer. Die BARMER fordert einen Ausbau der Kurzzeitpflege. Außerdem sollten Krankenhäuser die Pflegekassen per digitalem Datenaustausch möglichst frühzeitig informieren, sobald für Patienten ein Entlassdatum feststeht. "So wäre gewährleistet, dass auch die Versorgung mit Hilfsmitteln wie beispielsweise Gehhilfen ohne Zeitverzögerung gelingt", so Kindshofer. Das Online-Portal "Pflegefinder Bayern" zum Suchen und Finden freier Pflegeplätze mit dem der Freistaat bundesweit neben Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle einnimmt, müsse noch bekannter werden. "Es wäre zielführend, wenn alle Leistungserbringer über die freien Kapazitäten Transparenz herstellen, damit Angehörige und Pflegebedürftige zügig einen geeigneten Pflegeplatz finden können. Wer Rat und Hilfe sucht, kann sich bis dahin jederzeit über das Pflegetelefon an den Medizinischen Dienst Bayern wenden. Je früher eine Beratung stattfindet, desto schneller erhalten Betroffene und Angehörige Hilfe", so Wöhler.

Wenige Anbieter für Kurzzeitpflege in Bayern

"Wenn Menschen pflegebedürftig werden, ist das eine riesige Herausforderung für sie selbst und insbesondere für die Angehörigen. Sie müssen sich in dieser oft vollkommen neuen Situation darauf verlassen können, dass die Versorgung bestmöglich funktioniert und benötigen Unterstützung", sagt Kindshofer. 119 Anbieter für reine Kurzzeitpflege in Bayern seien zu wenig, zumal die Kurzzeitpflege auch als Möglichkeit verstanden werden müsse, eine Rückkehr in die Häuslichkeit zu realisieren.

Klinikaufenthalt wegen Herzinsuffizienz und Co. oft vermeidbar

Jährlich wären in Bayern rund 8.300 Krankenhausaufenthalte von Pflegebedürftigen potenziell vermeidbar, wenn die ambulante Versorgung gepasst hätte. (692 pro Monat). Rund 11.000 Krankenhausaufenthalte von Pflegebedürftigen wären potenziell vermeidbar, wenn die Versorgung im Pflegeheim gepasst hätte. (908 Pro Monat). Dafür müsste allerdings der individuelle pflegerische und medizinische Bedarf stärker berücksichtigt werden. Das legen die Ergebnisse des BARMER-Pflegereports 2023 nahe. Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige würden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Dazu zählen beispielsweise Pflegebedürftige mit Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus Typ 2. "Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen", betonte Kindshofer. Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen. Das könne zum Beispiel wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein. Solche sektorenübergreifenden Einrichtungen müssten Bund und Länder im Rahmen der aktuell diskutierten Krankenhausreform etablieren.

Das Servicetelefon Pflege des Medizinischen Dienstes Bayern ist unter 089/159060-5555 oder pflegeinfo@md-bayern.de erreichbar.

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