Undercover Deutschland: Wie Pädophile tatsächlich ihre Neigungen ausleben

Erste Kontakte im 'Darknet'

Er hat selber vier Kinder und das Thema, über das er recherchiert, macht ihm Angst: Die Welt von Pädophilen. Das sind Männer, die mit Kindern Sex haben wollen. Es ist extrem schwer, in diese Szene hineinzukommen. Deshalb beginnt Undercover-Reporter Wolfram Kuhnigk die Recherche in einschlägigen Foren im Internet. Dort gibt er vor, ein Gleichgesinnter zu sein, nennt sich "Wolfgang". Nach sechs Wochen ein Erfolg: "Wolfgang" chattet zum ersten Mal mit einem bekennenden Pädophilen.

Undercover-Reporter Wolfram Kuhnigk
Im anonymen Darknet nimmt Undercover-Reporter Wolfram Kuhnigk mit Pädophilen Kontakt auf.

Der Chat liest sich so, als würde der Mann über eine Frau schreiben. Aber ihm geht es ausschließlich um kleine Kinder. Im anonymen 'Darknet' fühlt sich der Pädophile sicher. Dort gibt es viele Foren, die man anonym erreicht. Jeder, der sich dort anmeldet, ist zunächst geschützt davor, enttarnt zu werden. Im Schutz dieser Anonymität unterhalten sich Pädophile sehr offen über ihre Neigungen.

Undercover-Reporter Wolfram Kuhnigk taucht in die Szene ein, will verstehen, wie Pädophile ticken. Keine einfache Aufgabe: Es muss so tun, als ob er kleine Mädchen sexuell attraktiv fände. Nach gefühlt endlosen Nächten vor dem Computer gibt es den nächsten Erfolg: Der Reporter gewinnt das Vertrauen eines aktiven Pädophilen. Der Mann gehört einer Gruppe an, die sogar in der Öffentlichkeit dazu steht, dass sie Liebe mit Kindern als etwas völlig "Normales" betrachtet. Auf ihrem Flyer plädieren sie für einvernehmlichen Sex mit Kindern. Über diesen Kontakt hat er erstmals die Chance, in die aktive Pädophilen-Szene hinein zu kommen. Wolfram Kuhnigk will aufdecken: Wie leben Pädophile tatsächlich ihre Neigungen aus?

Der erste Treffpunkt ist ein vermeintlich harmloser Ort: der Weihnachtsmarkt. Der Pädophile erklärt vor einer Gruppe kleiner Mädchen, welche ihn anmacht. Seine "Favoritin" muss um die sieben Jahre alt sein. Im weiteren Gespräch verrät er, wie er versucht, seine Neigungen auszuleben. "Ich weiß, dass es möglich ist, eine Beziehung mit einem Kind zu haben. Und es ist auch möglich, das Ganze unter gesetzlichen Rahmenbedingungen zu machen. So, dass halt jeder glücklich ist. Sowohl das Kind als auch ich." Der Mann ist teilweise im Verein aktiv und leitet sogar ein paar AGs an Schulen, um Kindern nahe zu sein.

Ein paar Wochen nach dem Treffen erhält Wolfram als vermeintlich Gleichgesinnter ein Geschenk von ihm und seinem Verein. Es ist ein Kalender mit eigentlich ganz harmlosen Kinderbildern. Doch wenn man weiß, für welche Zielgruppe der gemacht ist, dann verlieren die Bilder ihre Unschuld.

Wolfram möchte, dass ihn Pädophile zu einem ihrer Treffen einladen. Er will verstehen, wie ihre Welt funktioniert. Ein Chatpartner, er nennt sich "Sascha", tauscht sich offen über Missbrauchstipps aus. Er prahlt mit seinen Taten und dass er dafür schon verurteilt wurde. Nach zahlreichen Chats kann der Reporter "Sascha" überzeugen, sich mit mir ihm zu treffen. Er fährt zu ihm nach Berlin. Was der Undercover-Reporter zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Der bereits wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafte Mann, wird ihn Monate später tatsächlich zu einem geheimen Treffen eines Pädophilenrings mitnehmen.