Zeit schenken und Erfahrungen sammeln

Freiwilligendienste Zeit schenken und Erfahrungen sammeln

Ob in einem Altenheim, in einer Robbenaufzuchtstation oder als Assistenzlehrer an einer Partnerschule in Lateinamerika: Freiwilligendienste sind vielfältig und richten sich an jedes Alter. Die Bundesregierung fördert diese Form des freiwilligen Engagements.

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Okba Kerdiea engagiert sich als Freiwilliger im Seniorenheim in Hof.

Als "Bufdi" im Seniorenheim hat Okba Kerdiea Zeit für Gespräche und Spiele mit den Bewohnern.

Foto: Darius Ramazani

Jahr für Jahr entscheiden sich gut 100.000 Menschen in Deutschland, sich einige Monate Zeit zu nehmen und einen Freiwilligendienst zu machen. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Interessen und Stärken der Freiwilligen selbst: von der Arbeit in Kita oder Altersheim, in der Behindertenhilfe oder der Jugendarbeit, beim Umwelt- oder Denkmalschutz, in Museen, bei Integrationsinitiativen oder im Sportverein.

Freiwilliges Engagement ist eine Bereicherung für alle Beteiligten. Mit ihrem Einsatz leisten die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Aber sie nehmen auch selbst etwas mit. Sie können Erfahrungen sammeln, sich erproben, vielleicht auch eigene Grenzen ausloten.

Freiwilligendienste dauern in der Regel ein Jahr. Aber auch eine andere Dauer zwischen 6 und 24 Monaten ist individuell möglich.

Orientierung nach der Schule: Jugendfreiwilligendienste

Für junge Menschen hat ein Freiwilligendienst fast schon Tradition. Seit mehr als 50 Jahren werden Jugendfreiwilligendienste institutionell vom Bund gefördert und gesetzlich geregelt. Viele junge Menschen sehen in einem Freiwilligendienst die Chance, sich nach der Schule beruflich zu orientieren. Sie können praktische Erfahrungen sammeln und Einblick in Bereiche gewinnen, die sie sonst vielleicht nie kennengelernt hätten. Zudem können Wartezeiten auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz sinnvoll überbrückt werden.

Einen Jugendfreiwilligendienst kann man bis zum Alter von 27 Jahren machen. Am bekanntesten sind das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ).

Bund sowie Bundesländer unterstützen die Freiwilligendienste. So werden beispielsweise die Kosten der pädagogischen Begleitung für alle Freiwilligen gezahlt. Auch ist man in der Regel kranken- und sozialversichert.

Bundesfreiwilligendienst: Einer für alle

Aber nicht nur junge Menschen interessieren sich für einen Freiwilligendienst. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD), den es seit 2011 gibt, steht Menschen jeden Alters offen. Einzige Voraussetzung ist die Erfüllung der Schulpflicht. Etwa 30 Prozent der Freiwilligen im BFD sind älter als 27 Jahre. Sie erhalten mit dem BFD die Möglichkeit, sich neu zu orientieren, beispielsweise nach dem Ende des aktiven Erwerbslebens.

Im Gegensatz zu anderen Freiwilligendiensten kann der BFD auch in Teilzeit absolviert werden. Finanziert wird er ausschließlich vom Bund.

Mit Freiwilligendiensten ab ins Ausland

Jene, die sich nicht nur engagieren möchten, sondern die es auch ins Ausland zieht, können ihr FSJ, FÖJ oder ihren BFD auch im Ausland absolvieren. Dann allerdings in der Regel in Grenznähe.

Aber auch für jene, die es weiter wegzieht, gibt es Möglichkeiten. Der Dienst des Auswärtigen Amtes und der Deutschen UNESCO-Kommission heißt "kulturweit". Man kann zum Beispiel als "Assistenzlehrer" im Deutschunterricht einer Partnerschule mitarbeiten, Kulturveranstaltungen an einem Goethe-Institut organisieren oder versuchen, mit neuen Radioformaten die indigene Bevölkerung in Bolivien zu erreichen.

Der Freiwilligendienst des Entwicklungshilfeministeriums heißt "weltwärts". Mehr als 5.000 Einsatzorte in 80 Ländern stehen jungen Menschen offen, die sich in Entwicklungs- oder Schellenländern engagieren wollen. Jährlich gehen rund 3.500 junge Menschen "weltwärts". Sie engagieren sich bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung in Indien oder als Jugendbetreuer in Kolumbien.

Daneben gibt es auch noch den Internationalen Freiwilligendienst (IFJD) des Bundesfamilienministeriums und den Europäischen Freiwilligendienst (EFD), der über das EU-Programm "Erasmus+" gefördert wird.

Abgesichert durch gesetzliche Rahmenbedingungen

Es gibt eine Vielzahl von Freiwilligendiensten in Deutschland. Aber nur der Bundesfreiwilligendienst, das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr verfügen über eine umfassende gesetzliche Grundlage. Sie bieten wichtige Schutzfunktionen wie die gesetzliche Sozialversicherung und den fortdauernden Anspruch auf Kindergeld.

Freiwillige in BFD, FSJ und FÖJ erhalten ein monatliches Taschengeld von bis zu 381 Euro als Anerkennung für das geleistete Engagement. Unterkunft, Verpflegung und Arbeitskleidung können gestellt werden. Neben der praktischen Arbeit gibt es Seminare und eine individuelle Betreuung durch Fachkräfte, die Wissen vermitteln.

Es sei eine "Aufgabe der Politik, Verantwortungsbereitschaft zu fördern und insgesamt gute Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu ermöglichen", betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Preisverleihung im Sommer 2017 . Eine Art dies zu tun ist die Förderung der Freiwilligendienste. Allein im Etat des Bundesfamilienministeriums sind für die Förderung von BFD, FSJ und FÖJ rund 300 Millionen Euro jährlich vorgesehen.