Die Marke Borgward kehrt zurück
Borgward BX7 - SUV mit gut 200 PS auf der IAA

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Die Pläne für eine Borgward-Rückkehr werden konkreter: Auf der IAA 2015 präsentiert die chinesische Marke ein erstes Fahrzeug: das SUV BX7 - der Startschuss für eine ganze Modellpalette.

IAA 2015, Borgward BX7
Foto: Stefan Baldauf / Guido ten Brink

Der neue Borgward-Chef und Ex-Daimler-Manager Ulrich Walker hat gegenüber den Stuttgarter Nachrichten erklärt, Borgward stehe kurz vor dem Beginn der Produktion. "Unser Werk in Peking ist startklar", so Walker. "Ebenso die Motorenfabrik." Auf der IAA wird die legendäre Marke, die ihren Stammsitz in Stuttgart hat, einen SUV beziehungsweise ein Cross-Utility Vehicle präsentieren. Das Auto sei in Deutschland entwickelt. Nach Informationen von auto motor und sport wird der Borgward-SUV den 4,60 Meter langen Audi Q5 noch um knapp zehn Zentimeter überragen. Borgward will den Raum nutzen, um sogar eine Version mit sieben Sitzen anzubieten. Laut Borgward-Chef Ulrich Walker läuft die Produktion in China Ende 2015 im Werk in Peking an. Der Verkauf folgt 2016 zunächst in China, später folgen weitere Wachstumsmärkte wie Indien und Brasilien, wo SUV ebenfalls stark gefragt sind. Später folgen dann auch Europa und Deutschland.

IAA 2023

Der SUV wird über einen Vierzylinder-Turbo-Benziner mit mehr als 200 PS verfügen, wie Borgward gegenüber auto motor und sport bestätigte. Der Fronttriebler ist gegen Aufpreis dann auch als Allrad-Modell erhältlich und soll später auch einen Plugin-Hybriden haben. Insgesamt sind an der Realisierung des ersten Modells in China und Deutschland 1.000 Ingenieure beteiligt. Zum Produktionsstart 2016 sollen bis zu 2.500 Mitarbeiter beschäftigt sein, davon 150 in Stuttgart.

Unterdessen gab Borgward bekannt, dass man eine strategische Partnerschaft mit der FEV GmbH eingehe. Ziel der Kooperation mit dem Dienstleister ist die Entwicklung neuer und alternativer Antriebstechnologien und -plattformen sowie Untersuchungen zu Produktstrategien und Markteinführung, Technologietransfer, die Herstellung von Werkzeugen und das Ausarbeiten von Trainingsinhalten.

Außerdem habe man, so in der Mitteilung von Borgward bereits mit FEV vier Benzin- und Dieselmotoren entwickelt und für die Serienproduktion vorbereitet.

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2 bis 3 neue Borgward-Modelle pro Jahr

Nicht nur mit dem Vorhaben, gleich eine ganze Palette Modelle vorzustellen, orientiert sich Christian Borgward an seinem Großvater, den er zwar nie kennengelernt hat, doch seit seiner Kindheit bewundert, wie er bei der Pressekonferenz zur Borgward-Rückkehr erklärt. Auch mit dem Vorhaben, technologische Innovationen ins Zentrum zu stellen, will Christian Borgward in die Fußstapfen von Carl F.W. Borgward treten.

So kündigt er für die kommenden Borgward-Modelle an, dass besonderer Wert auf die Entwicklung fortschrittlicher Lösungen in den Bereichen E-Mobilität und Vernetzung ("Multiple Interaction") gelegt wird. Zwei bis drei neue Fahrzeuge sollen pro Jahr vorgestellt werden.

Der Enkel des Firmengründers als treibende Kraft

Hinter der Rückkehr steht Christian Borgward und sein Geschäftspartner Karlheinz L. Knöss. "Der Relaunch von Borgward ist ein Kindheitstraum von mir, der nun Realität wird", sagt Christian Borgward. Und weiter: "Vielleicht beeinflusst durch das Vorbild meines Großvaters, glaube ich, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will." Im Jahr 2008 gründete er die Borgward AG mit Sitz in Luzern. Gemeinsam mit Karlheinz L. Knöss, dem ehemaligen Leiter der Unternehmenspresse Daimler-Chrysler Nutzfahrzeuge, bereitet Borgward die Wiederauferstehung der innovativen Marke vor. "Vor einem Jahrzehnt haben wir mit der Planung begonnen und nun sind wir bereit für unseren nächsten Schritt. Inspiriert von den Werten und dem innovativen Geist hinter der Marke Borgward und mit festem Willen zum Erfolg werden wir ein neues Kapitel in der Geschichte unseres Unternehmens aufschlagen", sagt Karlheinz Knöss.

Ex-Saab-Designer Einar Hareide wird Designchef

Um das Design der neuen Borgward-Modelle wird sich Einar Hareide kümmern. Der Norweger ist als Saab-Designchef bekannt geworden und war unter anderem für Volvo, Rolls-Royce Marine und Cisco tätig.

Der 55-jährige Industriedesigner erläutert seine Philosophie folgendermaßen: "Wir müssen unseren Kunden voraus sein und das kulturelle und gesellschaftliche Umfeld verstehen, in dem sich ein Fahrzeug behaupten soll. Wenn wir das schaffen, können wir Produkte konzipieren, die mit innovativen Lösungen einen echten Mehrwert bieten und damit möglicherweise jetzt schon Antworten auf Fragen liefern, die unsere Kunden sich erst in Zukunft stellen werden. Borgward war bekannt dafür, mit jedem Fahrzeug Innovationen einzuführen, und das ist auch für uns eine Leitlinie".

Technischer Vorreiter Carl F. Borgward

Geschickt gewählt ist der Ort und das Jahr des Come-Backs - Im Jahr des 125. Geburtstags von Firmengründer Carl Friedrich Wilhelm Borgward. Am 10. November 1890 wurde er in Altona geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen mit 12 Geschwistern auf. In Genf präsentierte Carl F. Borgward 1949 mit dem Hansa 1500 seine erste Nachkriegs-Konstruktion. Es folgten mit der Isabella, der Arabella und dem P100 einige der Traumwagen der Nachkriegszeit.

Borgward zeigte sich bei seinen Konstruktionen stets fortschrittlich, so besaß der P100, der "Große Borgward", als erstes europäisches Automobil eine Luftfederung. Dieser Oberklassewagen setzte Maßstäbe in Sachen Fahrkomfort und Ausstattung. Doch der 1959 vorgestellte P100 konnte das Unvermeidliche nicht mehr verhindern. Das Unternehmen war mit seiner unglücklichen Modellpolitik und der teuren Entwicklung der Arabella in Schieflage geraten.

1961 musste Borgward Konkurs anmelden. Um die Umstände ranken sich Legenden, Tatsache ist, dass der Untergang von Carl F. W. Borgward Automobil- und Motorenwerke GmbH zum damaligen Zeitpunkt die größte Firmenpleite Deutschlands war. Mehr als 20.000 Angestellte verloren ihre Arbeit.

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