Trauer Antidoping-Kämpfer Henner Misersky gestorben

12. August 2023, 18:57 Uhr

Er war ein furchtloser Kämpfer gegen Doping vor und nach der Wende. Henner Miskersky weigerte sich als Nachwuchstrainer Dopingmittel weiterzugeben, kritisierte die Übernahme belasteteter DDR-Trainer und -Kader. In der Nacht zum Samstag starb der Thüringer.

Henner Misersky (ehem.Leistungssportler und Skilanglauftrainer)
Bildrechte: imago/Karina Hessland

Antidoping-Kämpfer Henner Misersky ist tot. Das erfuhr "Sport im Osten" aus dem Kreis seiner Familie. Demnach starb der frühere Leistungssportler und Skilanglauftrainer im Alter von 82 Jahren in der Nacht zum Samstag (12.08.2023).

Aus als DDR-Trainer nach Doping-Verweigerung

Misersky studierte in den 60er Jahren an der Friedrich-Schiller-Universität Sportwissenschaften, war zudem ein begnadeter 3.000-Meter-Hindernissläufer. Wegen seiner Kontakte zu Sportlern aus der Bundesrepublik wurden ihm Starts im Westen verwehrt. In den 80er Jahren arbeitete er als Trainer im Nachwuchsbereich der Skilangläufer, wurde aber wegen seiner Weigerung, Dopingmittel in seiner Trainingsgruppe einzusetzen, entlassen. Aus dieser Trainingsgruppe gingen später einige Olympia-Starterinnen hervor. Seine Tochter Antje, die in der DDR nach WM-Bronze ihre Karriere beendet hatte, feierte nach dem Mauerfall im gesamtdeutschen Team 1992 den Olympiasieg im Skilanglauf.   

Kämpfer gegen Doping und Übernahme belasteter Trainer und Kader

Nach der Wende engagierte sich Misersky für die Aufarbeitung des DDR-Dopingsystems, kritisierte die Übernahme von belasteten DDR-Trainern in den Skiverband scharf. Auch in Thüringen, wo er nach der Wende als Lehrer an einem Ilmenauer Gymnasium arbeitete, machte er auf belastete SED- und Stasi-Kader im Thüringer Landessportbund aufmerksam. Bis zu seinem Austritt im Mai 2018 war Misersky auch beim Doping-Opfer-Hilfeverein aktiv. Wegen Streitigkeiten mit Ines Geipel trat er zurück. 2009 erhielt er die Heidi-Krieger-Medaille für seinen Kampf gegen Doping. 2012 wurden Henner und Antje Misersky von der "Stiftung Deutsche Sporthilfe" in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Bis zuletzt war er aktiv und begleitete kritisch die Kommerzialisierung des Sports.

red

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 13. August 2023 | 19:30 Uhr

3 Kommentare

Eiche vor 39 Wochen

Die Wahrheit kommt immer ans Licht...manchmal dauert es. Nun wird es auch Zeit, das Doping in der alten Bundesrepublik, in den USA und im Westen stärker zu beleuchten. Es wäre sicher auch im Sinne der Doping-Aufklärer, Doping im Westen systematisch aufzuarbeiten.

Stefan HGW vor 39 Wochen

Ich möchte den Hinterbliebenen von Herrn Misersky meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen. Selten begegnet man heutzutage noch Menschen, die aufrecht für ihre Überzeugung eintreten und den Kampf mit einem übermächtigen Gegner für Wahrheit und Transparenz aufnehmen. Ich empfehle die MDR-Reportage zur Causa Geipel gegen Misersky. Erschütternd, wie die Öffentlichkeit ein Zerrbild über eine Person aufbaut und dies nie hinterfragt. Bis ein Menschen kommt, der faktenbasiert und gegen juristische Widerstände der Wahrheit zum Durchbruch verhilft. Es scheint bezeichnend für eine Zeit, in der sich allenthalben Politiker, Prominente und so genannte „Experten“ mit frisierten Lebensläufen und ergaunerten Hochschultiteln ins Rampenlicht rücken. Meine Hochachtung, Herr Misersky!
An den MDR: Bei aller berechtigten Kritik am ÖRR in diesen Tagen, hier haben Sie gezeigt, dass Sie ein Thema auch gegen den Strom beleuchten können. Genau dieser Ausgewogenheit bedarf es. Auch dafür meinen Respekt.

Nobb66 vor 39 Wochen

Seine Tochter Antje gewann 1992 nicht im Skilanglauf, sondern im Biathlon (15 km Einzel) die Goldmedaille.