Ankündigung von Chef Thomas Enders:EADS plant weitere Kürzungen in Rüstungssparte

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Archivfoto: EADS plant deutliche Kürzungen (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Euro Hawk, Transportflugzeuge, Hubschrauber: Im SZ-Interview beklagt Thomas Enders, Chef des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, dass dem Unternehmen "erkleckliche Auftragsvolumina" verloren gegangen seien. Er kündigt "harte Kürzungen" im Rüstungsgsgeschäft an.

Von Caspar Busse und Jens Flottau

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS plant weitere deutliche Kürzungen in der Verteidigungssparte. "So viel steht jetzt schon fest: ohne harte Maßnahmen wird es nicht gehen", sagte der EADS-Vorstandsvorsitzende Thomas Enders der Süddeutschen Zeitung. "Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen", betonte Enders. Derzeit wird das bisherige Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft zu einer Sparte mit 14 Milliarden Euro Umsatz zusammengelegt. "Wir sind jetzt dabei, mit Hochdruck die Integrations- und Synergiepläne für die neue Division zu erarbeiten. Im Dezember werden wir dazu Konkretes sagen können", kündigte Enders an.

Grund für die einschneidenden Maßnahmen sei vor allem, dass in den vergangenen Jahren gerade in Deutschland "erkleckliche Auftragsvolumina" verloren gingen. Enders: "Hier handelt es sich um Milliardenbeträge! Das reicht vom Transportflugzeug A400M über Hubschrauber bis hin zum berühmten EuroHawk. Und über das Zustandekommen der letzten Eurofighter-Tranche will ich hier gar nicht erst spekulieren. Das kann und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben." Enders deutete an, dass von den Kürzungen vor allem Deutschland betroffen sein wird: "Was an den deutschen Standorten passiert, hängt im Wesentlichen von der Auftragslage in Deutschland ab. Exportaufträge helfen natürlich, ändern dieses Bild aber nicht grundsätzlich." EADS wolle die Sparte aber nicht verkaufen.

Von einer neuen Bundesregierung in Berlin forderte Enders Hilfen: "Wir brauchen Unterstützung aus Berlin, keinen Gegenwind. Wir brauchen Politiker mit einer europäischen und internationalen Perspektive, nicht nationale Erbsenzählerei." Damit übte er indirekt auch Kritik an dem bisherigen Luft- und Raumfahrtkoordinator Peter Hintze, an dessen Veto unter anderem die Fusion mit BAE Systems gescheitert war. Die Konkurrenz für EADS sei hart und komme zunehmend aus den USA und aus Asien. Zum Streit mit Berlin um ein 600 Millionen-Euro-Darlehen für den Bau des neuen Airbus 350 sagte der EADS-Chef: "Für uns ist das Thema erledigt. Wir haben mit der Bundesregierung leider keine Einigung erzielen können."

Die wichtigste EADS-Tochter Airbus rechnet für 2013 weiterhin mit hohen Auslieferungen: "In diesem Jahr werden wir voraussichtlich mehr als 600 Maschinen ausliefern. Das ist neuer Rekord." Angesichts der Probleme und der Verkaufsschwäche beim Superflieger A 380 sagte Enders: "Das ist kein Grund zur Panik. Bei solchen Großprojekten darf man nicht gleich zappelig werden, wenn es ein paar Jahre nicht so gut läuft." Es werde nun in aller Ruhe überlegt, wie die A380 attraktiver gemacht werden könne. Enders betonte: "Unser Ziel ist nach wie vor, beim A380-Programm ab 2015 die Gewinnschwelle zu erreichen. Das ist auch weiter realistisch."

© SZ vom 28.20.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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