Georges Simenon : Sein Leben in Lausanne
Irgendwann im Jahr 1973 stand der Schriftsteller Georges Simenon auf dem Balkon seiner Wohnung in einem der oberen Stockwerke eines für Lausanne unpassend hohen Apartmenthauses und blickte herab auf die Schweizer Stadt am Genfer See. Da sah er, fast zu Füßen seines Wohnturms, ein langgestrecktes niedriges Gebäude mit gaubenbesetztem Spitzdach, das mitten in diesem modern bebauten Stadtteil einen geradezu archaischen Anachronismus darstellt: als eine Seite eines engen Hofs, dessen andere von einem Kutschgebäude gebildet wird – Relikt aus einer Zeit, als Lausanne noch nicht beliebtes Domizil der Reichen, Steuerflüchtigen oder Angestellten des hier residierenden Internationalen Olympischen Komitees war (manchmal überlappen sich diese Eigenschaften). Simenon, 1903 geboren, aber schon seit längerem nicht mehr gut zu Fuß, reich, wohl auch steuerflüchtig, war erst im Vorjahr in das benachbarte Hochhaus eingezogen und machte sich Sorgen, was geschähe, wenn der Aufzug ausfiele.