Champions League? „Kommt nie zu früh“:...

aus Eintracht Frankfurt

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Bruno Hübner, Sportdirektor der Frankfurter Eintracht. Foto: Imago  Foto: Imago
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Zur Kaderplanung, zum Höhenflug der Eintracht, zur Zukunft der Leistungsträger Lukas Hradecky und Omar Mascarell und zur Suspendierung von Renat Dadashov äußert sich Bruno...

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FRANKFURT. Seit knapp sieben Jahren ist Bruno Hübner Sportdirektor von Eintracht Frankfurt. In diesen Wochen erlebt er seine erfolgreichste Zeit beim Fußball-Bundesligisten: Tabellenplatz vier, viertbeste Rückrundenmannschaft, DFB-Pokal-Halbfinalist – noch nie konnte der 57 Jahre alte Taunussteiner die nächste Saison so entspannt planen wie im Frühjahr 2018. Im Interview äußert er sich zum Höhenflug der Eintracht, zur Zukunft der Leistungsträger Lukas Hradecky und Omar Mascarell und zur Suspendierung von Renat Dadashov.

Herr Hübner, ist die Höhe der Spielerprämien für das Erreichen von Champions League und Europa League schon verhandelt?

Heutzutage werden solche Prämien meistens schon bei den Vertragsgesprächen berücksichtigt, denn du musst den Spielern Anreize und Ziele schaffen. Wir haben im Pokal eine Teamprämie vereinbart und haben damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.

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Legt die Eintracht ihre Bescheidenheit in Sachen Königsklasse in den letzten sieben Spielen ab und setzt voll auf Angriff?

Wenn man unser ambitioniertes Restprogramm sieht, kann man ganz schnell noch abrutschen. Deshalb sind wir gut beraten, von Woche zu Woche zu denken. Wenn wir aber unser Potenzial abrufen, können wir etwas ganz Großes erreichen.

Hätten Sie auch ein bisschen Bammel, Champions League zu spielen? Dass der Schritt zu schnell geht?

Ich denke nicht, dass so etwas zu früh kommen kann. Es ist doch klar, dass wir das gerne mitnehmen würden, wenn es denn so kommen würde.

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Dass die Eintracht 2018/19 europäisch spielt, ist relativ wahrscheinlich. Wie muss der Kader dann qualitativ und quantitativ verändert werden?

Wir wollen uns auch qualitativ verstärken, wenn wir nicht europäisch spielen. Wir haben sehr interessante Lösungen im Kopf, und wenn wir international dabei sind, fällt die Umsetzung sicher leichter. Gute Spieler werden auch erst einmal abwarten, wo wir in der Tabelle landen.

Es stehen in Kürze einige Personalentscheidungen an. Was ist wahrscheinlicher: Dass Omar Mascarell bleibt oder Torwart Lukas Hradecky?

Das wird in beiden Fällen nicht einfach. Lukas hat einen auslaufenden Vertrag und gehört zu den besten Torhütern der Bundesliga. Ihn zu halten, wird angesichts unserer finanziellen Möglichkeiten schwerer als Omar, der ja noch ein Jahr Vertrag hat. Ihn kann nur Real Madrid zurückholen. Bei allen Vorschusslorbeeren für ihn: Es wäre gut für ihn, wenn er noch bei uns bleiben würde.

Im Winter hieß es, Sie hätten drei Kandidaten als Hradecky-Nachfolger im Kopf. Wie weit sind Sie?

Wir sind in sehr guten Gesprächen. Aber wir haben den Haken noch nicht endgültig hinter Lukas gemacht. Für mich ist es auf jeden Fall eine Schlüsselposition, da waren wir in den Vorjahren mit Kevin Trapp und Lukas glänzend aufgestellt.

Sie suchen eher wieder im Ausland jemanden, der preiswert ist?

Wenn ein Torwart mal Bundesliga gespielt hat und gute Leistungen gebracht hat, ist er entsprechend teuer. Wir haben noch nicht die Möglichkeiten, um auf dieser Position viel Geld zu investieren. Aber trotzdem möchte ich nichts ausschließen. Man weiß nie, wie sich etwas entwickelt.

Wenn Sie mit Sportvorstand Fredi Bobic, Trainer Niko Kovac und Chefscout Ben Manga über Spielerab- und -zugänge sprechen – wie läuft das ab? Und was passiert, wenn Sie sich nicht einig sind?

Wir sind uns sehr oft einig. Jeder hat seine Ideen, es gibt viele Informationsquellen – Berater, Scouts et cetera. Wir haben meist klare Vorstellungen, auf welchen Positionen wir uns verstärken wollen. Dann erstellt der Trainer ein Profil, was er von dieser Position erwartet. Am Ende kommt ein ganz kleiner Kreis an Kandidaten für diese Position raus. Dann wirft man einen Spieler in den Raum, diskutiert ihn, und dann entscheiden die Argumente. Und wenn einer Bedenken hat, werden wir das in der Regel auch nicht umsetzen.

Bei Ihnen gilt der Grundsatz: Wer die Eintracht einmal verlassen hat, wird nicht zurückgeholt. Dabei wäre die Charakterfrage bei einem Pirmin Schwegler beispielsweise leicht zu beantworten, denn man kennt ihn ja schon...

Wenn einer von der Eintracht weggeht, hat er außergewöhnliche Leistungen gebracht, und wenn er dann drei, vier Jahre später zurückkommt, erwartet man das wieder. Der Spieler ist in einer Schublade, und es gibt eine Erwartungshaltung, die fast immer nicht zu erfüllen ist. Deshalb sind wir sehr skeptisch bei Rückholaktionen.

Sébastien Haller wurde verpflichtet, um ihn einmal teuer weiterzuverkaufen. Jetzt ist er nicht so gut drauf. Machen Sie sich deshalb Sorgen?

Nein. Er hat nach wie vor einen unheimlich hohen Stellenwert. Er kam aus der holländischen Liga, die in Europa von der Bewertung an sechster, siebter Stelle steht und deshalb ist sein Umstellungsprozess bezüglich der Leistungsstärke der Bundesliga noch nicht abgeschlossen. Wenn man sieht, was er im ersten halben Jahr geleistet hat, dann weiß man, was er für ein Potenzial hat und was da noch rauskommen kann. Wir sind völlig entspannt. Er hat unsere Wünsche total erfüllt. Ich bin überzeugt, dass er sich weiter gut entwickelt und uns noch viel Freude bereiten wird.

Der Frankfurter Erfolg ist eng mit Trainer Niko Kovac verbunden. Was passiert mit der Eintracht, wenn ihn ein finanzstarker Klub wie Dortmund oder Bayern München verpflichten will?

Wir haben einen Vertrag, daher stellt sich die Frage für uns nicht. Niko ist sehr geerdet, und er wird sich so einen Schritt genau überlegen, zumal er weiß, was er an Eintracht Frankfurt hat.

Seine Verpflichtung damals ging auf Ihre Initiative zurück. Haben Sie schon Vorschläge für seine Nachfolge im Kopf, falls Kovac einmal gehen sollte?

Du musst als Verantwortlicher vorbereitet sein, auf jedes Szenario. Der Trainer ist ein Nadelöhr, eine ganz wichtige Position, sodass wir als Verantwortliche sehr sensibel sind und den Markt beobachten. Wir konzentrieren uns aber auf Niko.

Niko Kovac hat Marco Fabian kritisiert und ihn zuletzt zweimal nicht in den Kader berufen. Wie sehen Sie das?

Du musst versuchen, den Spieler ein bisschen zu kitzeln. Marco ist mexikanischer Nationalspieler und hat ein unheimliches Standing, aber er muss sich im Training empfehlen, um zu Einsätzen zu kommen. Und da kommt momentan zu wenig. Ich sehe das wie Niko.

Wie geht es mit Renat Dadashov nach seiner Suspendierung in der A-Jugend weiter?

Wir führen Gespräche mit ihm und seinem Berater, um spätestens für die neue Saison eine Lösung zu finden. Es ist keine schöne Situation. Wir vom Profibereich stehen aber voll hinter der Entscheidung des Nachwuchsleistungszentrums.