New York. Um das berühmteste Wrack zu erhalten, sollen jetzt Roboter helfen

Die Entdeckung der Titanic machte ihn über Nacht berühmt - doch glücklich macht sie ihn nicht. Der US-Ozeanograph Robert Ballard hatte das Wrack des legendären Luxusdampfers zusammen mit seinem französischen Kollegen Jean-Louis Michel am 1. September 1985 geortet. Heute vor 30 Jahren wurde die Titanic in 3800 Metern Tiefe vor der Küste von Neufundland in Kanada entdeckt.

Ballard tauchte 1986, im Jahr nach der Entdeckung, erstmals hinab zum Wrack. „Es war ein unglaubliches Erlebnis. Wir haben alles sorgfältig fotografiert und ein komplettes Mosaik des Schiffes erstellt“, sagte er.

Mit Ballard begann der unerwünschte Trubel an einer Stätte, die aus seiner Sicht vor allem ein Massengrab ist. Gut 1500 Männer, Frauen und Kinder waren nach der Kollision des Ozeanriesen mit einem Eisberg am späten Abend des 14. April 1912 in den Eisfluten gestorben.

Als Ballard 2004 zur Titanic zurückkehrte, erkannte er sie kaum wieder. Der Meeresboden war mit Bierdosen und anderem Abfall übersät, klagte er. Durch das Aufsetzen von U-Booten – unter anderem mit dem Titanic-Regisseur James Cameron an Bord – seien einige Decks dem Einsturz nahe oder bereits eingeknickt.

Bergungsunternehmen hätten „Tausende Objekte von dem Ort entfernt, der für mich heilig ist“, Bierfirmen den Mythos der Titanic für Werbezwecke missbraucht. Ein Liebespaar aus New York habe sich am Bug des gesunkenen Schiffes trauen lassen. „Ein solcher Zirkus – genau das, was ich nie wollte“, beschwert sich Ballard bitter.

Der Archäologe James Delgado von der Nationalen Meeres- und Atmosphärenbehörde (NOAA) der USA fürchtet den Unrat von Touristen und Souvenirjägern im Gewässer rund um die Titanic. Der Abfall nähre Mikroben, die sonst unter extrem kargen Bedingungen leben müssten und fördere ihre Vermehrung. Zu ihnen gehören seltene eisenfressende Bakterien, die den Verfall des Wracks noch erheblich beschleunigen könnten, warnt Delgado.

Ballard ist dennoch optimistisch. „Wir glauben, dass wir das Wrack erhalten können“, sagte er.

Er will den Rumpf von Robotern unter Wasser streichen lassen. So würden auch die neuen Supertanker überholt. „Wir haben die Technologie. Sie ist praktikabel.“ Ballard meint, die eisenhungrigen Bakterien mit Injektionen ins Schiffsinnere vernichten zu können.

Als Geldgeber für das kostspielige Projekt sei jetzt jedes Land gefragt. Schließlich liegt das Wrack in internationalem Gewässer. „Wenn wir die „Titanic“ nicht schützen, welches Wrack dann?“, fragt er.

Und in der weiteren Zukunft? Vielleicht ein virtuelles Museum, meint Ballard. Das stellt er sich so vor: Roboter mit installierten Kameras liefern Aufnahmen aus der Tiefe und geben „Titanic“-Fans die Chance, das berühmteste Schiffswrack aller Zeiten live zu begutachten.