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Trump in Brüssel "Die Deutschen sind böse, sehr böse"

Beim Treffen mit der EU-Spitze hat Donald Trump massive Kritik an Deutschland geübt. Der SPIEGEL erfuhr aus Teilnehmerkreisen den genauen Wortlaut.
Donald Trump bei der EU-Kommission in Brüssel

Donald Trump bei der EU-Kommission in Brüssel

Foto: JONATHAN ERNST/ REUTERS

US-Präsident Donald Trump hat sich bei seinem Treffen mit der EU-Spitze in Brüssel heftig über den deutschen Handelsbilanzüberschuss beklagt. "The Germans are bad, very bad", sagte Trump. Dies erfuhr der SPIEGEL von Teilnehmern des Treffens.

Demnach sagte Trump weiter: "Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen."

Bei dem Treffen stellte sich EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker auf die Seite der Deutschen und widersprach Trumps Schelte. Freier Handel nutze allen, sagte der Kommissionschef. Juncker habe sich um einen freundlichen Ton bemüht, sei in der Sache aber hart geblieben, heißt es von Teilnehmern.

Bei dem etwa einstündigen Treffen war Trump zunächst mit EU-Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionschef Jean-Claude Juncker zusammengetroffen, nach etwa 45 Minuten kamen weitere Gesprächsteilnehmer dazu, auf EU-Seite unter anderem Parlamentspräsident Antonio Tajani und EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini. (Eine Analyse zu dem Treffen lesen Sie hier.)

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Treffen in Brüssel: Macrons Dauerhandschlag mit Trump

Foto: FRANCOIS LENOIR/ REUTERS

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zeigte sich die EU-Seite insgesamt entsetzt darüber, wie wenig Ahnung die Amerikaner von der Handelspolitik zu erkennen gaben. Offenbar war den Gästen unklar, dass die EU-Länder Handelsverträge nur gemeinsam abschließen. Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn soll demnach in dem Gespräch gesagt haben, zwischen den USA und Deutschland herrschten andere Zolltarife als zwischen den USA und Belgien.

Deutschland exportiert seit Jahren mehr, als es einführt. Trump hatte die deutschen Überschüsse schon früher zum Thema gemacht, der Präsident hatte sich bereits vor seinem Amtsantritt in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung kritisch geäußert. Auch damals störte er sich vor allem an deutschen Autos auf New Yorks Straßen: "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", sagte Trump damals. Seitdem steht die Drohung einer Strafsteuer im Raum.

Der neue US-Präsident empfindet die deutschen Überschüsse als unfair, weil ihnen Handelsdefizite anderswo entsprechen, er denkt dabei besonders an die USA. Die Bundesregierung ist auch innerhalb der EU wegen des Handelsbilanzüberschusses unter Druck. Zuletzt hatte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Überschuss im SPIEGEL-Interview als zu hoch bezeichnet.

Eigentlich dachte man in der EU, nach unzähligen Treffen europäischer Staatschefs mit Trump und vielfachen Erklärungsversuchen über die internationale Handelspolitik sei man weiter. Diese Hoffnung können die Europäer wohl begraben.