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Nach abschätziger Äußerung CDU-Politiker Wanderwitz kritisiert Fußballfunktionär Winkler für Selenskyj-Post

Sachsens früherer CDU-Staatskanzleichef Winkler veröffentlichte einen abwertenden Post über den ukrainischen Präsidenten – und erntet dafür Kritik. Auch der DFB distanziert sich von seinem Vizevorsitzenden.
CDU-Politiker Wanderwitz: Scharfe Kritik an Parteifreund Winkler

CDU-Politiker Wanderwitz: Scharfe Kritik an Parteifreund Winkler

Foto: Jürgen Heinrich / IMAGO

Die Kritik an Hermann Winkler reißt nicht ab. Nachdem sich der frühere sächsische CDU-Politiker und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) am Sonntag despektierlich über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäußerte hatte, wird er nun auch aus seiner eigenen Partei scharf angegriffen: Marco Wanderwitz, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Chemnitz und Ex-Ostbeauftragter der Bundesregierung wirft seinem Landsmann und Parteifreund eine Nähe zur AfD vor.

CDU-Mann und Fußball-Funktionär Winkler: Kritik aus Fußballverband und Partei

CDU-Mann und Fußball-Funktionär Winkler: Kritik aus Fußballverband und Partei

Foto: Sven Sonntag / IMAGO

»2016 noch als Europaabgeordneter der CDU Sachsen forderte Hermann Winkler Koalitionen mit der rechtsextremen AfD«, sagte Wanderwitz dem SPIEGEL. »Da passt es heute ins Bild, dass er, wo Herr Chrupalla mit Geschenken in der russischen Botschaft aufläuft und seine Truppe allzeit zu Putins Diensten ist, den ukrainischen Präsident und sein tapferes Volk beleidigt.« Wanderwitz bezieht sich auf einen entsprechenden Besuch von AfD-Chef Tino Chrupalla vergangene Woche in der russischen Botschaft in Berlin. »Die russische Aggression wird ›natürlich‹ ausgeblendet«, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf Winklers Äußerungen. »Der DFB täte gut daran, hier klar Schiff zu machen.«

Winkler hatte den ukrainischen Präsidenten am Sonntag auf Facebook als »ehemaligen ukrainischen Schauspieler« bezeichnet. Wegen Selenskyjs erstem Deutschland-Besuch in Berlin seit Beginn des russischen Angriffskrieges sei durch eine »Allgemeinverfügung« die City »weitestgehend abgeriegelt« und »die Spree für Touristen teilweise gesperrt«. Dazu stellte der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes ein Bild des Sowjetischen Ehrenmals im Stadtteil Treptow.

Inzwischen hat sich Winkler für diesen Post ebenfalls via Facebook entschuldigt. In die »Putinversteher-Ecke?« Nein, nein, da wolle er sich nicht reinstellen lassen, betonte Winkler. Für seine Aussage über Selenskyj »entschuldige« er sich, er würde sie »so nicht noch einmal verfassen«.

Nach seiner ersten Äußerung war Winkler schon am Sonntag vom DFB kritisiert worden, am Montag distanzierte sich nach anderen Verbandsvertretern auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit scharfen Worten. »Unerträglich« und »beleidigend« sei die Einlassung seines Stellvertreters, so Neuendorf. Winklers Äußerung fällt in die Vorbereitung auf das symbolträchtige 1000. Länderspiel der Nationalmannschaft am 12. Juni in Bremen gegen die Ukraine. An diesem Mittwoch soll die Konferenz der Regional- und Landesverbandspräsidenten des DFB über Konsequenzen für Winkler beraten.

Winkler war von 2004 bis 2007 Chef der sächsischen Staatskanzlei unter CDU-Ministerpräsident Georg Milbradt, von 2009 bis 2019 gehörte er dem Europäischen Parlament an, von 1990 bis 2009 dem Dresdner Landtag. In den vergangenen Jahren machte der CDU-Politiker dann Karriere als Fußballfunktionär: Seit 2021 ist er Vorsitzender des Nordostdeutschen Fußballverbands und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds.

Als CDU-Europaabgeordneter hatte Winkler 2016 für Aufsehen gesorgt, als er sich offen für eine »bürgerliche«Koalition auf Landes- und Bundesebene seiner CDU mit der AfD zeigte, um eine »linke Republik« zu verhindern.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Texts war ein Bild zu sehen, auf dem der CDU-Politiker Michael Sagurna fälschlicherweise als Hermann Winkler identifiziert wurde. Wir haben die Abbildung entfernt.

flo/sid