| Karriere-Ende

David Storl tritt ab: Großer Abschied bei der Hallen-DM in Leipzig

© Gladys Chai von der Laage
Der erfolgreichste deutsche Kugelstoßer seit der Wiedervereinigung verlässt den Ring: Am Freitag wird der zweimalige Weltmeister David Storl im Rahmen der Kugelstoß-Wettbewerbe bei der Hallen-DM in Leipzig aus seiner aktiven Karriere verabschiedet. Insgesamt 19 internationale Medaillen, darunter zehn in Gold und Olympia-Silber, zeugen von einer überragenden Karriere.
Silke Bernhart

Sein letzter Wettkampf liegt bereits 20 Monate zurück, nun macht David Storl (SC DHfK Leipzig) offiziell, was schließlich unvermeidbar war: Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister und viermalige Europameister beendet im Alter von 33 Jahren seine Karriere im Leistungssport. „Nach dem Bandscheibenvorfall 2021 wurde es schwierig“, blickt er zurück und erklärt: „Irgendwann steht das, was du riskierst, nicht mehr im Verhältnis zu dem, was du gewinnen kannst.“

Und gewonnen hat David Storl schließlich ohnehin schon (fast) alles, was es zu gewinnen gibt. Als Jahrhunderttalent gefeiert, marschierte er in den Jugendklassen von Goldmedaille zu Goldmedaille. U18-Weltmeister, U20-Europameister, U20-Weltmeister und U23-Europameister: Keiner konnte dem Sachsen in jungen Jahren das Wasser reichen, auch die damaligen U18- und U20-Weltrekorde untermauern sein außergewöhnliches Können.

Jüngster Weltmeister der Geschichte

Neben einem Rekord ist weiterhin sein Name zu finden – und neben einem Erfolg, der ihn endgültig ins Rampenlicht katapultierte: 2011 bei den Weltmeisterschaften von Daegu (Südkorea) krönte sich David Storl mit 21,78 Metern zum jüngsten Kugelstoß-Weltmeister der Geschichte. In einer Disziplin, in der Masse, Kraft, Erfahrung und Routine mit der 7,26 Kilo schweren Männerkugel zumeist jahrelanges Training erfordern, kam der Durchmarsch von „Storli“ einer Sensation gleich.

Und damit nicht genug: Zwei Jahre später wiederholte der dann 23-Jährige das Kunststück, verteidigte in Moskau (Russland) seinen WM-Titel und fügte der Geschichtssammlung der Leichtathletik eine kuriose Episode hinzu. Denn nachdem sein weitester Stoß zunächst ungültig gegeben worden war, konnte erst eine Bildreihe des deutschen Fotografen Kai Pfaffenbach die Kampfrichter von der regelkonformen Ausführung überzeugen. Die 21,73 Meter zählten – und waren Gold wert.

Ablösung durch die Drehstoßer

In Summe 15 internationale Medaillen in der Aktivenklasse säumen den Weg David Storls vom Überraschungstriumph in Daegu über Olympia-Silber 2012 und die WM-Titelverteidigung bis hin zu seinem letzten internationalen Podium, Platz zwei 2019 bei der Hallen-EM. Auf europäischer Ebene war er mit vier EM-Titeln, darunter im Freien drei in Serie, viele Jahre das Maß der Dinge. Dennoch rückte David Storl technisch zunehmend in die Rolle des Außenseiters: Während sich weltweit der Drehstoß durchsetzte, hielt der „Last Glider“ an seiner bewährten Angleit-Technik fest.

Bis auf 22,20 Meter führte David Storl diese Technik im Jahr 2015. Eine Weite, die damals Platz zwei der Welt bedeutete, nach der rasanten Entwicklung der Drehstoß-Technik im Jahr 2023 nur noch Rang acht. National aber blieb David Storl nicht zuletzt dank seiner enormen Explosivität und Athletik bis zu seinem letzten Auftritt unangefochten: 2022 holte er sich bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin mit 20,32 Metern seinen 19. und letzten deutschen Meistertitel.

„Ganz schön was erreicht“

„Ich bin schon sehr zufrieden, ich habe ja ganz schön was erreicht“, zieht David Storl in der ihm eigenen trockenen, verschmitzten Art Bilanz. Nicht alles würde er wieder so machen, das Training im Ausland zum Beispiel hätte ihn gereizt, aber das Leben als Sportler habe er genossen: „Das war schon sehr schön, man hat so viele Möglichkeiten und Freiheiten.“

Was bleibt, sind die Erinnerungen. An besondere Wettkämpfe, zum Beispiel die einmalige Atmosphäre bei der WM 2009 in Berlin, seine Premiere in der A-Nationalmannschaft, da war er gerade 19 geworden. An Begegnungen. An Reisen. Natürlich auch an die Erfolge, aber vielmehr noch an die Geschichten drumherum. Und an die Wegbegleiter wie zum Beispiel den zweimaligen Weltmeister Joe Kovacs (USA) oder den zweimaligen Hallen-Weltmeister Tom Walsh (Neuseeland), mit denen David Storl noch immer in Kontakt steht.

Zeit für die Familie an erster Stelle

Längst ist nun aber die Familie mit Frau Marie an die erste Stelle gerückt. Sie ist seit 2015 an seiner Seite und hat im Sport sowohl Höhen als auch Tiefen mit ihm durchlebt. Das Paar hat drei Kinder, das vierte ist unterwegs. „Am dankbarsten bin ich meiner Frau und meinen Kindern, dass sie mich auf diesem Weg unterstützt und begleitet haben“, sagt David Storl, der stets auch auf die Unterstützung seines Arbeitgebers zählen konnte, die Bundespolizei mit dem Leiter der Bundespolizeisportschule in Kienbaum Jochen Maron.

Auch denjenigen, die für ihn im Sport Wegbereiter des Erfolgs waren, gelten zum Abschied die Gedanken und der Dank von David Storl: Seinem ersten Trainer Christian Sperling, Sven Lang, unter dem er seine größten Erfolge feierte, sowie später Wilko Schaa und Lothar Tischendorf und zu Beginn der damalige Bundestrainer Werner Goldmann. Und natürlich jenen Ärzten und Physiotherapeuten, die in seiner langen Karriere so manchen Start erst möglich machten: Dr. Volker Steger, Dr. Thomas Oehmichen, Dr. Knud Leonhardt sowie Christian Kühn und Raimond Igel.

Abschied am Freitag in Leipzig

Ein letztes Heimspiel steht David Storl nun noch bevor, allerdings nicht mehr im Ring: Am Freitag wird der 33-Jährige im Rahmen der Kugelstoß-Wettbewerbe in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig aus seiner aktiven Karriere verabschiedet. Bei freiem Eintritt – so lange ausreichend Sitzplätze zur Verfügung stehen – können auch seine Fans ihm dort noch einmal ihren Respekt zollen und zugleich in den Entscheidungen der Frauen (Start: 18:00 Uhr) und Männer (19:30 Uhr) seine Nachfolger bewundern.

Darüber hinaus ist David Storl am Freitag auch als Co-Kommentator am Livestream-Mikrofon zu Gast und wird dort fachkundig sowohl die Wettbewerbe begleiten als auch seine eigene Karriere Revue passieren lassen. Der Livestream startet um 17:55 Uhr und ist auf leichtathletik.de und YouTube zu sehen.

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