Nach Ullrichs Doping-Geständnis: Martin fordert Sperre und Knast für Doper

Von: Von JOACHIM LOGISCH

Jan Ullrichs (39) häppchenweise präsentierte Doping-Beichte ist für Zeitfahrweltmeister Tony Martin (28) ein schwerer Rückschlag im Kampf um mehr Glaubwürdigkeit im Radsport! Exklusiv-Interview mit dem Olympia-Zweiten.

BILD: Was sagen Sie zu Ullrichs Geständnis, Blutdoping betrieben zu haben?

Martin: „Zuerst einmal finde ich es schlecht, dass eine Woche vor der Tour rauszubringen. Wir waren gerade auf einem guten Weg, den Sport wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Gerade jetzt vor der Tour, wo jeder auf die sportliche Leistung gespannt ist, liegt der Fokus aber wieder auf Doping, das zehn Jahre zurückliegt.“

Sie haben sich doch gewünscht, dass er gesteht!

Martin: „Er hat das ganze Jahr über Zeit. Warum eine Woche vor der Tour? Dass er jetzt augenscheinlich reinen Tisch macht, finde ich gut. Wobei ich mir wünsche, dass er noch mehr ins Detail geht.“

Warum fordern Sie eine lebenslange Sperre für Doper?

Martin: „Wegen des abschreckenden Hintergrunds. Außerdem, weil ich das Vertrauen der Fans in den Radsport zurückholen will. Wenn ich als Radsportler eine lebenslange Sperre fordere, wäre es doch verrückt, wenn ich selbst dopen würde.“

Lebenslang für ein Vergehen?

Martin: „Ich denke, dass die Leute, die sich durch Doping einen Vorteil erhaschen wollen, es nicht anders verdient haben. Ich finde, dass ist eine gerechtfertigte Strafe! Unterstützend wäre es natürlich auch, wenn es nicht nur eine sportliche Strafe geben würde, sondern auch eine von einem ordentlichen Gericht. Vielleicht sogar mit Gefängnisstrafen. Das würde den Abschreckungsfaktor noch einmal erhöhen und vielleicht zum Umdenken der Doper führen. Ich glaube nämlich, dass es in einigen Gesellschaften noch kein richtiges Unrechtsbewusstsein gibt.“

Wie meinen Sie das?

Martin: „Dort wissen sie zwar, dass Doping verboten ist. Es ist aber auch so ein bisschen Teil des Spiels, bei dem das Tricksen dazu gehört und es nur darum geht, sich nicht erwischen zu lassen. Wenn man den Fokus darauf legt, du machst jetzt etwas Illegales, etwas, das verboten ist, das auch mit Gefängnis sanktioniert werden kann, macht es den Leuten noch etwas mehr begreiflich, dass sie was Schlimmes machen!“

Was wünschen Sie sich?

Martin: „Dass die Glaubwürdigkeits-Kampagne, die ich mit meinen Profi-Kollegen John Degenkolb und Marcel Kittel angeleiert habe, noch mehr unterstützt wird. Trotz Ullrich!“

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