Pressemeldung vom 26.01.2023

IT-Sicherheit: Keine Notfallpläne bei mehr als der Hälfte der bayerischen Unternehmen

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© g-stockstudio

Cyberangriffe sind wegen der zunehmenden Digitalisierung eine stetig wachsende Bedrohung. Dennoch haben nur 42 Prozent der befragten bayerischen Unternehmen einen IT-Notfallplan, wie aus einer IHK-Umfrage hervorgeht. Immerhin 95 Prozent der Befragten sichern ihre Daten regelmäßig. Jeweils 60 Prozent der Unter­nehmen führen Risikoanalysen durch und schulen ihre Mitarbeiter zur IT-Sicherheit. Die Zahlen wurden heute beim Cyber Security Day vorgestellt, einer gemein­samen Veranstaltung der IHK für München und Oberbayern mit dem Bayerischen Innenministerium und Justizministerium.

IHK-Präsident Lutz: „Nur Prävention kann immenses Schadenspotenzial verringern“

Klaus Josef Lutz, Präsident der IHK für München und Oberbayern, betonte: „Besonders kleine und mittlere Unternehmen brauchen noch viel mehr Aufklärung und Unterstützung, um sich vor Cyberangriffen zu schützen und für den Fall der Fälle gut vorbereitet zu sein. Im schlimmsten Fall steht die Existenz auf dem Spiel. Nur eine entschlossene Prävention kann das immense Potenzial für Schäden durch Cyber-Angriffe verringern. IT-Sicherheit muss noch viel mehr zur Chefsache werden.“

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte: „Der wirksame Schutz gegen Cyberangriffe sowie die Stärkung der Cyberresilienz müssen oberste Priorität haben. Zum besseren Schutz und zur Stärkung der Abwehrfähigkeit gegen Cyberangriffe stellt der Freistaat zahlreiche Angebote zur Verfügung. Hierzu gehören neben vielzähligen präventiven Beratungsangeboten die ‚Hotline für IT-Notfälle‘ beim bayerischen Landeskriminalamt. Auch die Bekämpfung von Cybercrime haben wir verstärkt.“ Aktuell seien mehr als 400 Spezialisten in diesem Bereich eingesetzt, darunter speziell aus- und fortgebildete Ermittler, IT-Kriminalisten und IT-Forensiker, die durch Sicherung und Aufbereitung der digitalen Spuren die Ermittlungen unterstützen, so Herrmann weiter. Jede Kriminalpolizeiinspektion verfüge mittlerweile über eigene Kommissariate zur Verfolgung schwerwiegender Cybercrime-Delikte. Zudem seien bei allen Landespolizeipräsidien und dem Landeskriminalamt sogenannte 'Quick-Reaction-Teams' eingerichtet, um schnellstmöglich am Einsatzort digitale Spuren zu sichern.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) unterstrich: „Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat das Thema eine neue Aktualität erfahren. Cyberangriffe bedrohen in zunehmendem Umfang die Sicherheit von Unternehmen, Behörden und kritischer Infrastruktur.“ Eisenreich sagte, dass Täter eine adäquate Antwort des Rechtsstaates erhalten müssten und er sich für entsprechende Anpassungen der Rechtslage einsetzen würde. Viele Tatbestände im Bereich Cyberkriminalität stammten noch aus den 1980er Jahren und würden mit Freiheitsstrafen von maximal drei Jahren im Bagatellbereich liegen, so der bayerische Justizminister. Auch die Ermittlungsbefugnisse würden den Bedürfnissen der Ermittlungsbehörden im digitalen Zeitalter nicht mehr gerecht.

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft), sagte vorab: „Cyberangriffe sind eine echte Bedrohung für die bayerische Wirtschaft. Eine aktuelle vbw-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Firmen im Freistaat die Cyber-Kriminalität nach krisenbedingten Kostensteigerungen derzeit als zweitgrößtes Betriebsrisiko einschätzen. Bayern unternimmt hier schon viel. Aber die Anstrengungen müssen fortgesetzt werden. Für eine bessere Cybersicherheit brauchen wir vor allem vier Dinge: Ein steigendes Bewusstsein über die hohen Gefahren von Cyberkriminalität, aktuelle und kontinuierliche Information der Unternehmen, mehr staatliche Förderung der IT-Sicherheit der Betriebe und eine zielgerichtete Forschungsförderung.“

Bei der Fachveranstaltung bei der IHK München gaben Experten, unter anderem vom Bayerischen Landeskriminalamt, vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz und der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, einen Überblick über die aktuelle Bedrohungslage, Cybersicher­heits­maßnahmen und die Unterstützungsangebote in Bayern. An einer Podiumsdiskussion zur aktuellen Lage der Cyber-Sicherheit nahmen IHK-Präsident Lutz, die beiden bayerischen Staatsminister für Justiz und Inneres, Informatikprofessorin und Cybersecurity-Expertin Prof. Haya Shulman sowie vbw-Geschäftsführer Frank Rahmstorf teil.