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Rechtsextreme Terrorzelle NSU Zschäpe sagt im Gefängnis aus, neue Anklage gegen mutmaßliche Helferin

Susann E. soll das untergetauchte NSU-Trio unterstützt haben: Die Bundesanwaltschaft hat die Frau nun angeklagt – nach SPIEGEL-Informationen auch aufgrund neuer Aussagen der inhaftierten Terroristin Beate Zschäpe.
Beate Zschäpe 2017 vor Gericht in München: Sie ließ sich mehrfach im Gefängnis vernehmen

Beate Zschäpe 2017 vor Gericht in München: Sie ließ sich mehrfach im Gefängnis vernehmen

Foto: Peter Kneffel / picture alliance / dpa

Mehr als zwölf Jahre nach Auffliegen der rechtsextremen Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU)  hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen eine weitere mutmaßliche Helferin erhoben. Die Ermittler werfen Susann E. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung sowie Beihilfe zur schweren räuberischen Erpressung vor.

Laut Bundesanwaltschaft soll die 42-jährige Susann E. den beiden NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bei ihrem letzten Raubüberfall auf eine Sparkasse in Eisenach im November 2011 behilflich gewesen sein. Demnach soll sie die Neonazis zuvor nach Schreiersgrün bei Zwickau zur Anmietung eines Wohnmobils gefahren haben, das die beiden für den Banküberfall benutzten. Bevor die Polizei sie festnehmen konnte, brachten die Terroristen sich in dem Wohnmobil um.

Die Bundesanwaltschaft wirft Susann E. außerdem vor, den NSU unterstützt zu haben, indem sie der Terroristin Beate Zschäpe mehrfach ihre Krankenkassenkarte überließ. Mit dieser habe Zschäpe unerkannt zum Arzt gehen können. Außerdem nutzte Zschäpe eine Bahncard auf den Namen Susann E.

Die Karlsruher Behörde geht davon aus, dass Susann E. spätestens seit Anfang 2007 wusste, dass die NSU-Terroristen unter falscher Identität im Untergrund leben und rassistische Morde und Raubüberfälle begangen hatten. Bis zu ihrem Auffliegen töteten die Neonazis zehn Menschen.

Enge Freunde des Terrortrios

Möglich wurde die neue Anklage laut Bundesanwaltschaft durch »neuere Erkenntnisse«, die den »Tatverdacht gegen Susann E. weiter erhärtet« hätten. Um welche Erkenntnisse es sich handelt, wollte die Behörde nicht mitteilen.

Nach SPIEGEL-Informationen beruht die Anklage gegen Susann E. unter anderem auf neuen Aussagen der inhaftierten Rechtsterroristin Beate Zschäpe, die sich mehrfach im Gefängnis von Ermittlern hatte vernehmen lassen, zuletzt Mitte Oktober. Bei den insgesamt fünf Befragungen, die im Beisein ihres Anwalts stattfanden, machte sie offenbar auch ausführliche Angaben zur Rolle von Susann E.

Susann E. und ihr Mann André E. waren über Jahre eng mit dem zuletzt in Zwickau abgetauchten Terrortrio Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt befreundet. André E. wurde im NSU-Prozess 2018 zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Vom Vorwurf der Beihilfe zum versuchten Mord und der Beihilfe zum Raub wurde er freigesprochen.

Seit dem Prozess waren sechs von neun Verfahren gegen weitere mögliche Helfer eingestellt  worden. Im Fall von Susann E. liefen die Ermittlungen weiter – und führten nun zur Anklage vor dem Oberlandesgericht Dresden. Verhaftet wurde sie nicht. Der Verteidiger von Susann E. wollte sich zu den Vorwürfen der Bundesanwaltschaft zunächst nicht äußern.

srö/wow