Ermittlungen eingeleitet :
Traditionen des Guy Wildenstein

Von Angelika Heinick, Paris
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Guy Wildenstein stammt aus der vielleicht reichsten Kunsthändlerdynastie der Welt und gehörte zu den wichtigsten Spendern für Sarkozys Partei. Jetzt ermittelt die Pariser Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Die Pariser Staatsanwaltschaft hat das Dezernat für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität mit Ermittlungen über den Kunsthändler Guy Wildenstein beauftragt. Es geht mutmaßlich um aktive und passive Bestechung und unerlaubte Vorteilsnahme. Die Ermittlungen gehen auf eine Klage gegen Unbekannt zurück, die von der Witwe des 2001 verstorbenen Daniel Wildenstein eingereicht worden ist: Sylvia Wildenstein führt seit Jahren Prozesse gegen die Söhne von Daniel Wildenstein, Guy und Alec (inzwischen verstorben), aus seiner ersten Ehe.

Sie will eine Schätzung des gesamten Vermögens der vielleicht reichsten Kunsthändlerdynastie der Welt erwirken, da sie vermutet, dass nach dem Tod ihres Mannes nur ein kleiner Teil des Vermögens angegeben wurde, zu dem mehrere tausend Gemälde von Rembrandt bis Courbet gehören sollen. Ihre Vermutung ist, dass der weitaus größte Teil in Steuerparadiesen wie Guernsey, den Caiman-Inseln und den Bahamas gehütet wird.

Obwohl das Pariser Berufungsgericht schon 2008 die „Steuerflucht“ des Wildenstein-Vermögens in „ausländische Gesellschaften und Trusts“ als „Tradition in der Familie“ feststellte, hat das französische Finanzamt auf Hinweise von Sylvia Wildenstein seit 2009 nicht reagiert. Durch das Bekanntwerden der engen Beziehungen des damaligen Finanzministers Eric Woerth zu der Milliardenerbin des Konzern L'Oréal, Liliane Bettencourt, hat die Sache im Sommer eine politische Wendung genommen.

Wie Liliane Bettencourt gehört auch Guy Wildenstein zum „Ersten Kreis“ der Spender der Partei des Präsidenten Sarkozy, der UMP. Woerth war bis vor kurzem nicht nur der Schatzmeister der Partei, er betreute auch den erlesenen Zirkel vermögender Parteispender. Guy Wildenstein erhielt im vergangenen Jahr die Ehrenlegion aus den Händen von Nicolas Sarkozy. Wie Liliane Bettencourt blieb auch Guy Wildenstein bislang von der Steuerfahndung verschont.