Der deutsche Filmregisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl hat Lungenkrebs. In einem am Donnerstag erscheinenden, ausführlichen Interview mit der ZEIT berichtet der 69-Jährige, dass er diese Diagnose Anfang Oktober erhalten habe. Seine Ärzte räumten ihm "im günstigsten Fall" eine Heilungschance von zehn Prozent ein – "eher drunter". Dietl sagt, er sei von seiner Erkrankung nicht sehr überrascht gewesen: "Wenn man bedenkt, wie viel ich geraucht habe, dann ist es geradezu ein Wunder, dass es so lange gut gegangen ist." Er hatte nach eigener Berechnung ungefähr eine Million Gitanes geraucht, als er vor sechs Jahren damit aufhörte.

Derzeit erkundige er sich nach allen möglichen Behandlungsmethoden, er sei aber skeptisch, ob er sich einer Chemotherapie und einer Bestrahlung unterziehen wolle. Dietl erinnert in dem Gespräch auch an den 2010 verstorbenen Theatermacher Christoph Schlingensief, der wie er selbst an einem Adenokarzinom gelitten hatte und dessen Krankengeschichte er verfolgt habe: "Kurz vor seinem Tod, da hat er nur noch eine halbe Lunge gehabt." Er kenne nicht einen Kranken, der nach Bestrahlung und Chemotherapie glücklich weitergelebt hätte: "Man kann diesen Kampf führen – aber geht man gerne in einen Kampf mit einer zehnprozentigen Chance?"

Dietl wurde mit Filmen wie Schtonk, einer Persiflage auf den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher, und Rossini, einer Komödie über die Eitelkeiten in der Filmbranche, zu einem der bekanntesten Regisseure Deutschlands. Sein letzter Film Zettl, eine Berliner Gesellschaftssatire, wurde von der Kritik verrissen und floppte auch an der Kinokasse. Im ZEIT-Gespräch sagt Dietl, er habe "unter dieser Häme" und den finanziellen Verlusten, die er als Produzent des Films erfahren habe, schwer gelitten.

Derzeit arbeitet Dietl an einem Filmprojekt mit dem österreichischen Kabarettisten Josef Hader. Das Drehbuch thematisiert auch den Schlaganfall, den Dietl im Jahr 2007 erlitten und bislang geheim gehalten hatte. Die Verfilmung der Geschichte ist infolge seiner Krebserkrankung aber ungewiss.

In dem ZEIT-Interview spricht Dietl außerdem über seine schwere Kindheit, seine Verbundenheit zum Judentum und seine Zusammenarbeit mit David Groenewold, dem im Zuge der Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff Vorteilsgewährung vorgeworfen wird. Dietl schildert auch die Enttäuschungen seines Lebens. Dazu zählt sein Zerwürfnis mit dem Produzenten Bernd Eichinger im Zusammenhang mit dessen Film Der Untergang: "Man kann doch keinen Film machen, wo Hitler der Held ist." Eichinger ist 2011 gestorben.

Das Gespräch mit der ZEIT ist das einzige Interview, das Dietl zu seiner Krankheit führen will. Er habe seine Diagnose selbst öffentlich machen wollen, wolle sich dazu aber nun nicht weiter äußern: "Ich möchte möglichst in Ruhe gelassen werden."

Dietl ist in vierter Ehe verheiratet mit der Business-Trainerin und Journalistin Tamara Dietl. Das Paar hat eine zehnjährige Tochter. Aus früheren Beziehungen hat Dietl zwei weitere, erwachsene Kinder.

Das vollständige Interview mit Helmut Dietl finden Sie von Donnerstag an in der aktuellen Ausgabe der ZEIT. Die gesamte Ausgabe können Sie als E-Paper, App oder für Ihren E-Reader von 18 Uhr an hier herunterladen.