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Wulff-Freund Geerkens "Christian musste sein Leben neu ordnen"

Wie genau kam es zu dem Privatkredit für Christian Wulff? Der Unternehmer Egon Geerkens erklärt SPIEGEL ONLINE, warum seine Frau dem CDU-Politiker nach dessen Scheidung Geld für einen Hauskauf lieh.

Hamburg - Christian Wulffs Freund Egon Geerkens findet nichts dabei, dass seine Frau Edith dem Politiker eine halbe Million Euro geliehen hat. Anfang 2008 seien die Zeiten schwierig gewesen für Geldanlagen, erinnert sich der Osnabrücker Unternehmer heute. "Die Bankenkrise begann, und man wusste doch nicht, wem man eigentlich noch Geld leihen konnte", sagt der 67-Jährige zu SPIEGEL ONLINE. Dabei hätten er und seine Frau damals gerade eine Investitionsmöglichkeit gesucht.

Wie gut, dass beide einen guten Freund hatten, der ein wenig klamm war: Christian Wulff, damals Ministerpräsident in Niedersachsen. Der CDU-Politiker hatte sich von seiner ersten Ehefrau in Osnabrück geschieden und plante einen Neuanfang mit seiner neuen Liebe Bettina.

"Christian musste sein Leben neu ordnen, und jeder weiß, dass Scheidungen teuer sind", begründet der frühere Schmuckhändler einen Deal, der jetzt seinen Freund, den Bundespräsidenten, in Erklärungsnot bringt. Statt bei einer Bank lieh sich das neue Paar nämlich bei Geerkens Ehefrau Edith im Oktober 2008 Geld für ein neues Haus. Die Wulffs schlossen mit ihr einen Darlehensvertrag über 500.000 Euro. Für 415.000 Euro hatte das Paar ein Haus in Burgwedel bei Hannover gekauft. Im Vertrag allerdings ließ Geerkens den beiden freie Hand: Eine Zweckbindung gab es in der Vereinbarung nicht, die Laufzeit betrug fünf Jahre, der Zinssatz vier Prozent. Die Wulffs allerdings durften das Darlehen jederzeit vorzeitig tilgen, sollten sie eine günstigere Bankfinanzierung finden, sagt er. "Das war ein Zugeständnis an Wulff."

Das Geld kam aus der Schweiz, wohin Geerkens und seine Ehefrau 2003 wegen einer Krebserkrankung des Mannes übersiedelten. Edith Geerkens überwies das Geld auf ein deutsches Konto in Osnabrück. Ihr Mann stellte dem CDU-Politiker einen Scheck aus. "Das war ein ganz sauberes Geschäft", sagt Geerkens. "Uns war geholfen und ihm auch." Pünktlich einmal im Monat habe Wulff 1666 Euro Zinsen überwiesen, bis dieser im Juni 2010 ein laut Geerkens "erheblich besseres Angebot" der BW-Bank erhalten habe.

Obwohl Wulff 2008 eine Grundschuld auf seine neue Immobilie hatte eintragen lassen, brauchte er Geerkens laut dessen Angaben keine Sicherheiten zu geben. Wulff habe nämlich neben seinem Gehalt noch eine lukrative Immobilie in Osnabrück, die ihm ein sicheres Einkommen garantiere.

Die Aufregung um eine angeblich falsch beantwortete Anfrage im niedersächsischen Landtag zur Beziehung zwischen ihm und Wulff kann der 67-Jährige nicht nachvollziehen. "Es gab und gibt keine Geschäftsbeziehung zwischen mir und ihm", beharrt Egon Geerkens: "Erstens stammt das Geld von meiner Frau. Zweitens hat das Ganze nichts mit unserem Geschäft zu tun. Ich bin schließlich kein professioneller Geldverleiher."

Ganz getrennt scheinen die Geschäfte der Eheleute aber nicht zu sein. Im Jahr 2010 floss das Geld von den Wulffs laut Geerkens auf ein Konto, das ihm und seiner Frau gemeinsam gehört, räumt er ein.

Geerkens und Wulff kennen sich aus einer gemeinsamen Zeit in Osnabrück. Geerkens betrieb dort ein Schmuckgeschäft und baute Anfang der achtziger Jahre eine Einkaufspassage. Wulff startete dort seine politische Karriere.

Geld vom Staat für seine Projekte habe er nie bekommen, versichert der Privatier. Er habe zwar an drei Auslandsreisen des damaligen Ministerpräsidenten teilgenommen, aber auf eigene Kosten. Regen Kontakt würde er auch zu Wulff in seiner neuen Aufgabe als Bundespräsident halten. Auf Reisen habe er das Staatsoberhaupt aber nicht begleitet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand: "Edith Geerkens überwies das Geld auf ein deutsches Konto ihres Mannes in Osnabrück." Nach Angaben von Egon Geerkens muss es heißen: "Edith Geerkens überwies das Geld auf ein deutsches Konto in Osnabrück."