Zeltstädte für Weißrussland-Flüchtlinge: Tausende kommen nach Brandenburg

Erstaufnahmelager in Eisenhüttenstadt komplett ausgelastet

Quelle: BILD
Von: Michael Sauerbier

Eisenhüttenstadt (Brandenburg) – Tausende Flüchtlinge kommen aus Belarus über Polen nach Brandenburg. Das Erstaufnahmelager des Landes muss Zelte als Notunterkünfte aufbauen.

14 Iraker nahm die Bundespolizei am Mittwochnachmittag in einem Wald bei Frankfurt (Oder) fest. Polnische Schleuser hatten sie dort einfach ausgesetzt. Alle kamen über die weißrussisch-polnische Grenze in die EU. Die meisten dürfen bleiben. Und täglich werden es mehr. Montag kamen 40 Menschen über die polnische Grenze aus Belarus, am Dienstag waren es 69, Mittwoch schon 80.

Eigentlich ist die Erstaufnahmeeinrichtung für 1100 Menschen geplant, platzt jetzt schon aus allen Nähten. In den letzten Wochen wurden Container aufgestellt, in den letzten Tagen eine kleine Zeltstadt aufgebaut.

In den letzten Wochen mussten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt viele Container zusätzlich aufgestellt werden

In den letzten Wochen mussten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt viele Container zusätzlich aufgestellt werden

Foto: Ralf Günther
Die Einrichtung ist an der Aufnahme-Grenze, Zelte sollen zwischenzeitlich als Schlafplätze dienen

Die Einrichtung ist an der Aufnahme-Grenze, Zelte sollen zwischenzeitlich als Schlafplätze dienen

Foto: Ralf Günther

„Seit Anfang September kamen über 500 Weißrussland-Flüchtlinge, vor allem Iraker“, sagte Olaf Jansen (61), Chef der zentralen Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt. „150 mehr als im ganzen August. In den nächsten Wochen erwarten wir noch Tausende.“

Grund der neuen Flüchtlingswelle: Belarus-Diktator Lukaschenko lässt Migranten aus aller Welt einfliegen – und von seiner Polizei zur polnischen Grenze bringen. Dann werden sie ausgewiesen, nicht mehr nach Belarus gelassen. Als Reaktion auf die EU-Sanktionen nach der Entführung eines Ryanair-Jets mit einem Regimekritiker nach Minsk.

„Wir mussten schon Zelte aufbauen“, sagt Lager-Chef Jansen. „Unsere 1100 Plätze sind voll. Polen nimmt nur etwa 20 Prozent der Flüchtlinge zurück.“

Bundespolizei befürchtet steigende Grenzübertritte

Derweil stellt sich die Bundespolizei auf vermehrte Grenzübertritte von Asylsuchenden entlang der deutsch-polnischen Grenze ein. Die derzeitige dynamische Lage der Migration durch die Republik Weißrussland wirke sich inzwischen auch auf Deutschland aus, sagte der Sprecher der Bundespolizei am Mittwoch auf Anfrage.

Nach bisherigen Erkenntnissen reise ein Großteil der an der Grenze aufgegriffenen Personen in Belarus ein und anschließend schwerpunktmäßig über Litauen und Polen weiter nach Westen. Oftmals erhielten sie Unterstützung durch Schleuser. Frankfurt (Oder) sei ein Schwerpunkt für die Grenzübertritte. Genutzt werden unter anderem die Stadt- und die Eisenbahnbrücke.

Derzeit befinden sich etwa 8000 – meist arabische Flüchtlinge – aus Belarus illegal in Polen.

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Quelle: BILD

Die aktuelle Entwicklung sei ein Schwerpunkt der grenzpolizeilichen Fahndungsmaßnahmen, sagte der Sprecher. Erste logistische Anpassungen für Versorgung und Betreuung der unerlaubt eingereisten oder geschleusten Personen seien eingerichtet worden. Weitere Maßnahmen seien geplant.

Die Bundespolizeidirektion Berlin setzt nach den Angaben für die intensivierten Kontrollen neben eigenen Kräften auch Beamte aus anderen Bereichen der Bundespolizei ein.

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